Krefeld Orgelsommer: Glänzender Auftritt des Warschauers Dom-Organisten

Krefeld · Als Gegenbesuch zu Hans-Peter Kortmanns jüngstem Konzert im Dom zu Warschau gastierte der dortige Dom-Organist Przemyslaw Jakub Kapitula am Sonntag an der Fischer-Orgel in St. Gertrudis.

 Der Warschauer Dom-Organist Przemyslaw Jakub Kapitula an der Fischer-Orgel in St. Gertrudis.

Der Warschauer Dom-Organist Przemyslaw Jakub Kapitula an der Fischer-Orgel in St. Gertrudis.

Foto: Lammertz

Aus der Feder von Vincenzo Pertrali (1832 - 1889) stammte das "Versetto per il Gloria Nr 1 in D-dur", in seiner bunten Registrierung und der verspielten Verquickung von italienischen und wienerischen Musiktraditionen ein idealer Opener für dieses Konzert. Sanfter stimmte Kapitula das "Trumpet Voluntary" von John Travers (1703 - 1758) an, und so hob sich die Trompetenstimme in barocker Linienführung sternenklar von der Begleitung ab. Offensiv dagegen die Einleitung zum "Voluntary in A" von William Selby (1738 - 1924), unterstrichen von langen, suggestiven Noten, ehe die Finger des Organisten in flottem Tempo und kleinen Intervallen brillieren konnten - auch dies eine sehr farbenfrohe Miniatur.

Große Gefühle in wuchtigen Akkorden bot dann ein altes polnisches Kirchenlied in seiner Bearbeitung als "Improvisationen für Orgel" von Mieczyslaw Surzynski (1866 - 1924), zwischendrein aber auch besinnlichere Passagen mit nur wenigen Pfeifen im Klangbild. Den volksliedhaft-erzählerischen Charakter brachte Kapitula in beiden Varianten herrlich zur Geltung, ließ sodann Wellenbewegungen wie Brandung aufwallen und in einem majestätischen Schlussakkord kulminieren. Samuel Scheidt (1587 - 1654) komponierte die Variationen über das niederländische Lied "Ei, du feiner Reiter", und deren Grundmelodie klang im Vergleich beinah kindlich. Kapitula gestaltete sie freilich mit barocker Kunst aus und gab ihr zuletzt auch noch tänzerischen Schwung. Johann Ernst Prinz von Sachsen Weimar (1696 - 1715), Claude Daqiun (1694 - 1772) und Feliks Nowowiejski (1877 - 1946) steuerten weitere Stückchen bei, letzteres schon im Ansatz als moderner erkennbar, sogar leicht swingend. Mit der berühmten Toccata und Fuge d-moll BWV 565 von Bach wollte Kapitula seinem Vortrag eigentlich das Schlusslicht aufsetzen, und er spielte sie so, wie manch einer in der erstaunlicherweise nicht voll besetzten Kirche "sie noch nie gehört hatte": mit ganz großem Herzen und überwiegend fortissimo. Für nicht enden wollenden Applaus bedankte er sich mit einer meditativ-verträumten Zugabe.

(RP)
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