Krefeld Orgelsommer endet mit Knalleffekten

Krefeld · Eine Uraufführung, eine Erstaufführung und begeisternde hymnische Klänge füllten die Josefkirche

 Uraufführung bei der Last Night des Orgelsommers: Flötistin Barbara Kortmann eröffnete Franz Surges "Sonatine für Orgel und Querflöte".

Uraufführung bei der Last Night des Orgelsommers: Flötistin Barbara Kortmann eröffnete Franz Surges "Sonatine für Orgel und Querflöte".

Foto: Thomas lammertz

Das Abschlusskonzert des Krefelder Orgelsommers ist traditionell der englischen "Last Night Of The Proms" nachempfunden und endet mit Edgar Elgars "Pomp and Circumstance". Der Weg dorthin, den der künstlerische Leiter Heinz-Peter Kortmann jetzt in der Kirche St. Josef vorbereitet hatte, war allerdings anspruchsvoll wie eh.

Das Ensemble International Brass eröffnete hymnisch-heiter mir dem "Grand Choeur" von Theodore Dubois (1837 - 1924), und gleich darauf servierte Kortmann ein erstes Highlight als Organist. Feierlich gemessenen Schrittes begann das Allegro aus der Sinfonie Nr. 6 in g-Moll von Charles Marie Widor, wurde aber rasch lebhafter, und Kortmann gingen die perlenden Figuren und der spannende Aufbau der Komposition an der Stockmann-Orgel, seinem alten Stamminstrument, scheinbar spielerisch leicht von der Hand. Mit schwungvoll-modernen Rhythmus brachte sich dann der Crescendo Chor ins Spiel. Das "Jubilate Deo" der Zeitgenossin Sonja Poorman erklang in jenem ausgereiften und warmen Klangbild, das den Chor immer wieder auszeichnet.

Mit Kompositionen von Mozart, Rheinberger und Lefébure-Wely (1817 -1869) erfreuten noch einmal die Blechbläser das Publikum in der bestens besuchten Kirche, ehe sich Barbara und Heinz-Peter Kortmann an die Uraufführung der für sie komponierten Sonatine für Orgel und Querflöte von Franz Surges machten. Gern wäre der Tonsetzer selbst dabei gewesen, war jedoch unfallbedingt verhindert. Er hatte ein für die kompakte Struktur sehr abwechslungsreiches Werk geschaffen, das mit kontemplativen Klängen von der Querflöte begann, an die Ränder der Tonalität ausschweifend und doch von lieblicher Stimmung, dabei unterlegt von tieftönigen Dissonanzen auf der Orgel. Zwischendurch übernahm die Orgel die Führung, und am Ende tanzten beide Instrumente miteinander Walzer - die Krönung eines kleinen Meisterstücks an ausdrucksstarker Interpretation und harmonischem Zusammenspiel der Eheleute. Eine deutsche Erstaufführung sang der Crescendo Chor mit dem ebenfalls von Surges stammenden "Jauchzet, Ihr Völker", das geradezu beflügelte.

Ein "Offertoire" von Cesar Franck läutete die leichtfüßigere zweite Hälfte ein, und zwei Songs von Malcolm Archer, die "Suite Gothique" von Léon Boëllmann und das "Jerusalem" von Charles Hubert Parry führten zum beliebten Finale mit Thomas Arnes "Rule Britannia", Leroy Andersons "Bugler's Holiday" und knallend platzenden Luftballons in der Kirche.

(RP)
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