Krefeld Oppumer Bahn-Azubis gründen Junior-Firma

Krefeld · Die DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH in Oppum geht in der Ausbildung neue Wege: In einer eigenen Junior-Firma sollen die jungen Leute komplexe Zusammenhänge lernen. Sogar Bahnchef Rüdiger Grube überzeugte sich vor Ort.

 Metin Basol und Ibou Diouf (rechts) machen ihre Ausbildung in Oppum und sind unter anderem in der Instandhaltungshalle für die Hochgeschwindigkeitszüge ICE eingesetzt.

Metin Basol und Ibou Diouf (rechts) machen ihre Ausbildung in Oppum und sind unter anderem in der Instandhaltungshalle für die Hochgeschwindigkeitszüge ICE eingesetzt.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Das Instandhaltungswerk der Deutschen Bahn in Krefeld ist fast 125 Jahre alt. So etwas wie jetzt hat es aber in der langen und traditionsreiche Geschichte des 1892 als Königliche Eisenbahn-Hauptreparaturwerkstatt zu Oppum gegründeten Werks noch nicht gegeben: Die Auszubildenden gründeten eine eigene Junior-Firma, die dem Betrieb auf Dauer handfeste wirtschaftliche Vorteile im Wettbewerb mit externen Firmen bieten soll. Zur Eröffnung der neuen, 350 Quadratmeter großen Werkstatt kam sogar Bahnchef Rüdiger Grube persönlich, um sich vor Ort zu informieren. Die Junior-Firma hat sich mit dem innovativen Ansatz in der Berufsausbildung um den Bahn Award mit einem Video beworben, das die Auszubildenden aus dem Elektronikbereich mit Aufnahmen und Schnitt selbst produziert haben.

Auszubildende machen derzeit rund zehn Prozent der 1000 Arbeitskräfte starken Belegschaft in Krefeld aus. In Spitzenzeiten verdienten bis zu 5000 Leute im Werk ihren Lebensunterhalt. Die neue Werkstatt für die Junior Firma ist seit Kurzem fertig: Die frühere Polsterei hat einen neuen Fußboden und neuen Anstrich bekommen, wurde mit Maschinen, Werkbänken und Lagerflächen neu ausgestattet. Dort werden elektrotechnische und industriemechanische Arbeiten ausgeführt. In viermonatiger Arbeit haben die Azubis die Werkstatt selbst saniert und ausgestattet. Auch ein Büroarbeitsplatz wurde eingerichtet.

 Die Belegschaft der Junior-Firma: Auszubildende der Deutsche Bahn Fahrzeuginstandhaltung GmbH.

Die Belegschaft der Junior-Firma: Auszubildende der Deutsche Bahn Fahrzeuginstandhaltung GmbH.

Foto: Thomas Lammertz

In der Junior-Firma erhalten die Auszubildenden die Möglichkeit, sich Wissen über ihr Fachgebiet hinaus anzueignen. In ihr lernen sie den gesamten Prozess eines Unternehmens von der Kalkulation über die Angebotslegung bis zur Umsetzung und Übergabe an den Kunden. In der eigenen Werkstatt fertigen sie das Produkt.

"Unsere Auszubildenden lernen so die Abläufe in einer Firma kennen und unternehmerisch zu denken", informiert Raphael Bayer, Leiter der DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH in Krefeld. "Das praxisorientierte Lernen kommt bei den jungen Leuten sehr gut an und fördert zudem den Zusammenhalt."

Gut 70 Azubis absolvieren derzeit ihre Lehre. 96 junge Männer und auch einige Frauen sowie drei weitere, die ein Duales Studium absolvieren, kommen ab dem 1. September hinzu, berichtet Simone Bößing, Gesamtkoordinatorin für die Ausbildung. Vier Richtungen werden angeboten: Industriemechaniker für Instandhaltung, Elektroniker für Betriebstechnik, Fachkräfte für Lager und Logistik, Industriekaufleute. Jeder von den jungen Leuten ist während seiner Lehrzeit rund sechs Wochen in der Junior-Firma.

Inzwischen seien in wechselnder Personalstärke bereits rund 30 werksinterne Aufträge durch die Junior-Firma erledigt worden, erklärten Janis Knoll und Ibou Diouf aus dem dritten Lehrjahr. Gestern stellten die beiden einige Aufträge vor. So sei im Eingangsbereich des Betriebs eine dekorative Informationsstele geplant, produziert und aufgestellt worden. Eine andere Gruppe hat Führungsschienen konzipiert und in den Hallen auf dem Fußboden arretiert, so dass so genannte Ladungsträger (eine Art fahrbarer Material- und Werkzeugkiste) unbeschädigt vor und zurück geschoben werden können. Andere kalkulierten, planten und fertigten Adapter für die Reparatur von Drehgestellen. Wieder andere produzierten 22 Materialbahnhöfe - Versorgungspunkte zwischen Fertigung und Warenwirtschaft. "Günstiger und in deutlicher besserer Qualität als die zuvor gekauften", betont Projektleiter John Cadmus.

(RP)
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