Krefeld Operettenflug in die Neuzeit

Krefeld · Morgen Abend hat "Frau Luna" Premiere im Krefelder Theater. Regisseur Ansgar Weigner will Paul Linckes Berliner Operette in die heutige Zeit holen.

 Kostüme und Bühne sind schillernd und opulent gestaltet. Hier landen die Erdianer (rechts) bei den weißen Sonderlingen einer fremden Welt.

Kostüme und Bühne sind schillernd und opulent gestaltet. Hier landen die Erdianer (rechts) bei den weißen Sonderlingen einer fremden Welt.

Foto: Matthias Stutte

Manchmal wünscht Ansgar Weigner sich, dass mal jemand auf seiner Bühne stirbt. Doch für den Regisseur ist die dramatische Oper eher die Ausnahme. Er ist der Mann für die Operette. "Ich bin auf diese Schiene gerutscht: Meine erste Inszenierung war ,Das Weiße Rössl' in Wiesbaden. Das war ein Erfolg, deshalb folgte gleich die zweite Operette." Doch ernsthaft hadert er keinesfalls mit dem vermeintlich leichten Genre. Er scheint richtig Lust darauf gehabt zu haben, Paul Linckes "Frau Luna" fürs Gemeinschaftstheater zu inszenieren. Am morgigen Freitag, 28. Oktober, 19.30 Uhr, ist Premiere.

Operette, sagt Weigner, mag er sehr gerne. "Ich versuche jedes Mal, die Geschichte so zu erzählen, dass sie heute noch greift und dass nicht nur ein älteres Publikum den Zugang findet, das die Melodien von früher kennt. Sie soll auch für Jüngere etwas bieten." Zum Beispiel Humor: Da ist Paul Linckes Revue-Operette bestens geeignet - vor allem die vom Komponisten 1922 überarbeitete Version der 1899er Fassung, in der die Mondfahrt des Berliner Arbeiters Steppke als Traum behandelt wird.

Weigner dreht die Geschichte ins Heute. Spätestens seit 1968, als Apollo 8 auf dem Mond landete, ist der Erdtrabant keine geheimnisvolle Welt mehr. "Die da oben", die dem einfachen Volk rätselhaft erscheinen, sind keine Mondmenschen mehr, sondern Spitzenpolitiker. Und Steppke ist nun ein Empfänger von Hartz IV im Berliner Kiez Neukölln, der den Parlamentariern, an deren Spitze Frau Luna regiert, endlich mal verklickern will, was die so alles verkehrt machen und wie die Welt besser werden könnte.

Dazu erklingen jede Menge Gassenhauer und Ohrwürmer - von der "Berliner Luft" bis zu "Schlösser, die im Monde liegen". Alexander Steinitz ist als musikalischer Leiter begeistert von der klanglichen Vielfalt. "Man darf nicht den Fehler machen, die komponierten Gags für schlechte Musik zu halten. Was ulkig klingt, ist so gewollt." Operette sei immer auch eine Parodie auf Oper. "Die Grenzen mischen sich. Und Lincke macht mehr, als nur einen Hit durch ein ganzes Stück zu ziehen. Jede Nummer taugt für eine Operettengala." Es lohne sich, darauf zu achten, wie gut auskomponiert das Werk sei, wie Musik und Text aufeinander passen.

(RP)
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