Krefeld Öffentliche Prüfung auf dem Krefelder Hauptfriedhof

Krefeld · Friedhofsgärtner sind Designer, Berater und Ruhebewahrer. In NRW gibt es über 1000 Fachbetriebe, davon 165 Ausbildungsstätten.

 Lukas Schilke bei der öffentlichen Prüfung zum Friedhofsgärtner auf dem Krefelder Hauptfriedhof an der Heideckstraße.

Lukas Schilke bei der öffentlichen Prüfung zum Friedhofsgärtner auf dem Krefelder Hauptfriedhof an der Heideckstraße.

Foto: Thomas Lammertz

Wie ein venezianischer Kanal schlängelt sich das rotgrüne Gras seinen Weg über das Grab bis hin zum Grabstein mit der Skyline von Venedig. Der einrahmende Bodendecker spiegelt die Farbe des Steines wider. Da hat sich einer was bei gedacht. Und zwar Lukas Schilke (24), Anwärter für den Beruf des Friedhofsgärtners. Er ist einer von sieben Prüflingen, die in einer öffentlichen Abschlussprüfung auf dem Hauptfriedhof in Krefeld an der Heideckstraße ihr Können und Wissen aus drei Ausbildungsjahren unter Beweis stellen mussten.

Vier Wochen vor dem Prüfungstag sehen die Prüflinge erstmals das Grab samt Grabstein, das sie neuanlegen müssen. Von nun an haben sie Zeit, sich ein Design für das Grab passend zum Stein zu überlegen. Am Prüfungstag selber müssen sie innerhalb von drei Stunden ihr Werk vollenden. Geprüft werden sie aber den ganzen Tag lang und müssen unter anderem schriftliche Tests absolvieren und Schalen bepflanzen.

"Die Öffentlichkeit hat ein falsches Bild vom Beruf eines Friedhofsgärtners. Viele denken, das wären die Totengräber. Das sind sie aber bei weitem nicht. Vielmehr sind sie die Oberflächendesigner des Grabs", so Martin Walser, Geschäftsführer des Landesverbandes Gartenbau NRW. In der Tat ist der Beruf sehr abwechslungsreich: Ein Friedhofsgärtner muss unter anderem Gräber designen, Schalen bepflanzen, Pflanzen kultivieren. Er muss aber auch Dienstleistungen verkaufen, Kosten kalkulieren und Kunden beraten. Gefragt sind also zum einen Designfertigkeiten wie Farben- und Harmonielehre, aber auch kommunikative Fähigkeiten. "Ein Friedhofsgärtner wird während seiner Arbeit auf dem Friedhof immer wieder angesprochen. Er muss kommunikativ sein, denn schließlich ist er auch das Aushängeschild seines Betriebs", erklärt Walser.

Friedhofsgärtner ist einer von sieben Ausbildungsberufen des Gärtnerfachs. Die anderen sind Zierpflanzenbau, Obstbau, Staudengärtnerei, Baumschule, Gemüsebau und Garten- und Landschaftsbau. Für Walser ist es einer der kreativsten Jobs in dem Bereich, da hier mehr Feinarbeit gefragt ist. Während beispielsweise ein Landschaftsgärtner ganze Gärten anlegt, muss einem Friedhofsgärtner auf kleinstem Raum die optimale Ausrichtung der Pflanzen gelingen. Lukas Schilke und seinen sechs Mitprüflingen ist es gelungen und sie haben ihre Abschlussprüfungen bestanden. Ob sie bis zur Rente in diesem körperlich sehr anstrengenden Beruf bleiben werden? Walser ist sich sicher, dass sie das danke der fortgeschrittenen Technisierung einiger Arbeitsschritte schaffen können, wenn sie wollen. Er ist optimistisch: "Wer den Abschluss zum Friedhofsgärtner macht, der hat ausgesorgt."

(RP)
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