Krefeld Note 6 für Krefelds Bahnhof

Krefeld · Notwendige Reparaturen im Bahnhof sind nicht in Sicht: Rund 70000 Euro stehen der Bahn jährlich zur Verfügung. In Mönchengladbach sind es knapp 750000 Euro. Krefelder Zugreisende sind verärgert über die Mängel.

Notwendige Reparaturen im Bahnhof sind nicht in Sicht: Rund 70 000 Euro stehen der Bahn jährlich zur Verfügung. In Mönchengladbach sind es knapp 750 000 Euro. Krefelder Zugreisende sind verärgert über die Mängel.

Wenn Thomas Warnke eine Note für den Krefelder Bahnhof vergeben dürfte, "dann wäre das eine 6", sagt der 21-Jährige. An zwei von drei Tagen wartet der Student bis zu zwanzig Minuten auf seinen Zug nach Duisburg, "denn der hat regelmäßig Verspätung", berichtet Warnke verärgert. Der Bahnsteig, auf dem der Krefelder an diesem Morgen steht, wirkt trostlos. Die Anzeigetafel ist defekt, an dem schwarzen Kofferband neben dem Treppenaufgang hängt ein Schild: "Wegen unsachgemäßer Benutzung außer Betrieb!"

Die Liste der Mängel ist lang, weiß Thomas Warnke: "Hat der Zug Verspätung, dann werden die Fahrgäste noch nicht einmal darüber informiert. Oft gibt es keine Lautsprecherdurchsagen." Im Foyer stehen zudem die Räume der Bahnhofsmission leer. Aufzüge zu den Gleisen suchen Rollstuhlfahrer vergebens. Auch der ICE ist abgefahren: Die Deutsche Bahn AG koppelte Krefeld unlängst vom Fernverkehr ab. "Und jetzt soll auch noch der Service-Punkt schließen", schimpft Heide Kaufmann. "Die Ticketpreise steigen, aber Auskünfte gibt es nicht mehr. Welcher Zugreisende kann und will das verstehen?", fragt die 59-jährige Krefelderin.

Kategorie S-Bahn-Station

Erhalten bleibt lediglich das Angebot des Mobilen Service. Mitarbeiter der Bahn begleiten im Einzelfall Hilfsbedürftige zum Zug. Der Grund für die Schließung: Der Service-Punkt rechnet sich laut Bahn AG wirtschaftlich nicht. "Wenn das Unternehmen neue Kunden gewinnen will, ist so eine Anlaufstelle nötig", sagt Hans Christ, der sich an diesem Morgen im Foyer über Verbindungen in Richtung Essen informiert. "Auskünfte sollte es nicht an einer teuren Hotline geben."

Dass die Infrastruktur des Krefelder Hauptbahnhofs "sehr bescheiden" sei, erklärte Bahnhofsmanager Klaus Oberheim bereits im Mai. Sobald Fördermittel von Land und Bund fließen, solle sich einiges ändern. Ein Versprechen, dass laut Fahrgastverband Pro Bahn derzeit nicht einzuhalten ist. Lothar Ebbers: " Das Stationspreissystem der Bahn AG sieht für Krefeld die Kategorie 4 vor, die vergleichbar mit einer dichtbefahrenen S-Bahn-Station wie Düsseldorf-Bilk ist."

Mehr als eine Bahnhofsuhr, einen Wetterschutz und eine Sitzgelegenheit sind nicht vorgesehen. "Ein Service-Point gibt es erst ab Kategorie 1, Anzeigetafeln ab Kategorie 2", zählt Lothar Ebbers auf. "Möglicherweise werden die defekten Anzeigetafeln in Krefeld nicht mehr repariert."

Die DB-Stationspreisliste offenbart das Dilemma: 1,80 Euro pro losfahrendem Zug (bei 40 000 Zugstopps im Jahr) setzt die Bahn in Krefeld an. Zum Vergleich: Im Hauptbahnhof Mönchengladbach sind es rund 14 Euro bei über 55 000 Stopps im Jahr. "Bei den Einnahmen ist somit nicht viel zu erwarten. Investitionen: Fehlanzeige", sagt Ebbers vom Fahrgastverband.

(RP)
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