Krefeld Nistkästen - Zuhause für den Steinkauz

Krefeld · Jochen Schages von der Biologischen Station im Kreis Wesel und der Krefelder Steinkauz-Experte Christopher Kuhs sind Fachleute für den Bau neuer Nistkästen für die seltene Eulenart. 15 Kinder der evangelischen Kinder- und Familienhilfe Bruckhausen helfen zurzeit bei der Herstellung. Anschließend werden die Kästen in der Umgebung von Traar aufgehängt und im Sommer kontrolliert.

 Kuschelig warm ist es in den Nistkästen, die speziell auf die Bedürfnisse der Steinkäuze ausgerichtet sind. Zurzeit werden im Umweltzentrum neue Kästen hergestellt.

Kuschelig warm ist es in den Nistkästen, die speziell auf die Bedürfnisse der Steinkäuze ausgerichtet sind. Zurzeit werden im Umweltzentrum neue Kästen hergestellt.

Foto: Christopher Kuhs

Der Steinkauz - als früher weit verbreitete Eulenart am Niederrhein - sucht sich mittlerweile oft vergebens hier eine Brutstätte. Immer seltener findet er ein geeignetes Zuhause in alten Obstbäumen, Scheunen und Steinhöhlen. Um den Steinkauz vor dem Aussterben zu retten, muss der Mensch ihm unter die Flügel greifen. Jochen Schages von der Biologischen Station im Kreis Wesel und der Steinkauzfan Christopher Kuhs machen genau das derzeit im Umweltzentrum. Mit den Kindern der evangelischen Kinder- und Familienhilfe Bruckhausen bauen sie Nistkästen für den seltenen Steinkauz. Die Aktion wird vom Landschaftsverband Rheinland gefördert.

"Unser Projekt erfüllt zweierlei Nutzen: Zum einen beteiligen sich die Kinder aktiv am immer wichtiger werdenden Naturschutz, und sie lernen etwas über unseren heimischen Steinkauz. Zum anderen können wir diesem mit der Aktion helfen, in dem wir ihm Nistmöglichkeiten bieten und somit seinen Bestand in der Umgebung sichern", sagt Christopher Kuhs. In den letzten Jahren sank die Anzahl der Steinkäuze in Krefeld und Umgebung drastisch. 2006 waren es noch 60 Brutpaare, 2012 hingegen nur noch 40. "Das liegt daran, dass die natürlichen Brutstätten durch Städtebau und Modernisierungen zerstört werden", erklärt der Steinkauzexperte Kuhs. Vor fünf Jahren entdeckte er vor seinem Küchenfenster einen Vogel. Wie er nach einiger Recherche heraus fand, handelte es sich um den Steinkauz. Seitdem schlägt sein Herz für die Eulenart. Gemeinsam mit den Mitarbeitern vom Umweltzentrum Krefeld setzt er sich für die Steinkäuze ein und beobachtet und fotografiert sie in ihrem natürlichen Lebensraum.

 Fast fertig: Christopher Kuhs (l.) und Jochen Schages setzen die letzte Holzplatte auf den Nistkasten. Dickes Nadelholz sorgt für ein optimales Klima im Inneren der Höhle.

Fast fertig: Christopher Kuhs (l.) und Jochen Schages setzen die letzte Holzplatte auf den Nistkasten. Dickes Nadelholz sorgt für ein optimales Klima im Inneren der Höhle.

Foto: Thomas Lammertz

Die Beobachtungen zeigen: Die alten Nistkästen müssen erneuert und optimiert werden. Zu viel Feuchtigkeit und natürliche Feinde des Kauzes gelangen in die Brutstätten. Der eingebaute Marderschutz stellte sich als unnötig heraus, denn die Tiere gelangten trotzdem in den Nistkasten, und den jungen Käuzen wird durch die versetzten Eingänge das Eintreten erschwert.

Nun wissen Schages und Kuhs genau, wie das perfekte Steinkauzhäuschen aussehen muss. Es besteht aus Nadelholz, das dick genug sein muss, um die Vögel im Sommer abzukühlen und im Winter zu wärmen. Durch Luftlöcher im Boden des Nistkastens kann Feuchtigkeit entweichen. Als Isolierung streuen die Naturschützer Kleintierstreu gemischt mit Humus in den Brutkasten. Dieses Gemisch ist dem Gewölle nachempfunden. Das sind unverdaubare Nahrungsreste, mit denen der Steinkauz normalerweise seine Behausung ausstattet.

Um die Nistkästen wetterfest zu machen, wird das Holz geflämmt. So werden die Poren des Holzes ohne Chemikalien geschlossen, und Feuchtigkeit dringt nicht in den Brutkasten ein. Zu der weit verbreiteten Annahme, die Kästen müssten mit dem Eingang vom Stamm weg angebracht werden, sagt Kuhs: "Die Jungvögel sind tollpatschig und fallen bei den ersten Flugversuchen schon mal vom Baum. Ist der Brutkasten zum Stamm hin geöffnet, finden die jungen Käuze schneller wieder in ihr sicheres Nest zurück."

An drei Tagen arbeiten die Kinder an den Nistkästen mit, bis sie die fertigen Exemplare in geeigneten Habitaten in der Nähe der Kinderhilfe anbringen dürfen. Im Sommer überprüfen Mitarbeiter des Umweltzentrums dann, wie viele Steinkäuze eingezogen sind. Kuhs: "So machen wir Krefeld wieder zum Zuhause vieler Steinkäuze."

(RP)
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