Reihe Menschen Für Gesundheit Neuer Weg im Kampf gegen Tumore

Krefeld · Die Strategien im Kampf gegen Krebs werden immer raffinierter. Mittels Mikro-Katheter-Technik kann ein Chemo-Therapeutikum direkt an den Tumor ausgebracht werden. Das Verfahren ist extrem effektiv und schont den Patienten.

 Dr. Amin Laali (r.), Chefarzt der Radiologie, erklärt dem Patienten im Beisein von Professor Dr. Martin Wegener (l.), Chefarzt der Inneren Medizin, und Christoph Ehlen (3.v.l.), Oberarzt der Onkologie, wie der Eingriff zur Bekämpfung des Lebertumors durchgeführt wurde.

Dr. Amin Laali (r.), Chefarzt der Radiologie, erklärt dem Patienten im Beisein von Professor Dr. Martin Wegener (l.), Chefarzt der Inneren Medizin, und Christoph Ehlen (3.v.l.), Oberarzt der Onkologie, wie der Eingriff zur Bekämpfung des Lebertumors durchgeführt wurde.

Foto: Treffer

Eigentlich war es nur eine Routineuntersuchung im Rahmen einer bereits bestehenden Leberzirrhose, die den 63-jährigen Duisburger in das Malteser Krankenhaus St. Anna in Homberg führte. Beim Ultraschall wurden Unstimmigkeiten festgestellt, die eine Computertomographie (CT) und eine Magnetresonanztomographie (MRT) nach sich zogen. Wobei sich der Anfangsverdacht eines fünf Zentimeter großen Lebertumors bestätigte. Es erfolgte die Überweisung in das Malteser Krankenhaus St. Johannes-Stift in Huckingen. Dort tauschten sich bei einer interdisziplinären onkologischen Konferenz Ärzte der verschiedenen Fachabteilungen, darunter unter anderem Onkologen, Radiologen und Mediziner der Inneren Medizin, über die weitere Vorgehensweise aus.

"Bei Tumoren an der Leber stehen uns mehrere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Gemeinsam sprechen wir, entsprechend des jeweiligen Falles, die bestmögliche Therapie für den Patienten ab", informiert Professor Dr. Martin Wegener, Chefarzt der Inneren Medizin mit den Schwerpunkten Gastroenterologie, Diabetologie, Onkologie und Kardiologie. Für den 63-Jährigen nutze das operierende Ärzteteam eine "Trans-arterielle Chemo-Embolisation" (TACE) mit medikamentenbeladenen "Mikrosphären", also spezielle Protein-Zellen. Eine Premiere, denn erstmals kam ein neues, äußerst effektives Chemo-Therapeutikum zum Einsatz, und Dr. Amin Laali, Chefarzt der Radiologie, setzte ein neuartiges Katheterverfahren ein.

Bei der TACE wird mittels einer Mikro-Katheter-Technik minimal invasiv gearbeitet. Eine Vollnarkose ist nicht vonnöten. "Über den Zugang in der Leistenbeuge führe ich den Mikro-Katheter ein, wobei ich den Katheter in die Leberarterie einbringe, die den Tumor versorgt", erklärt Laali die Vorgehensweise. Über den Katheter wird ein mit Mikropartikeln beladenes Chemo-Therapeutikum direkt an den Tumor gebracht und kann ohne nennenswerte Nebenwirkungen effektiv den Tumor zerstören. Zeitgleich wird die Arterie, die den Tumor versorgt, verschlossen. Auch hier kommen die aneinandergelagerten Proteine, die das Medikament tragen, zum Einsatz. Rund zwei Wochen bleibt das Gefäß dabei verschlossen. Solange dauert es nämlich, bis sich die Proteine aufgelöst haben.

Das Einsetzen des Katheters erfordert absolute Präzision, wobei der Eingriff unter Nutzung des Hochleistungs-Hybrid-OPs im St. Johannes Hospital erfolgt. Das moderne Krebstherapieverfahren ermöglicht es, dass sich das in der Leber befallene Tumorgewebe weitestgehend zurückbildet und zerfällt. Nicht betroffenes, gesundes Lebergewebe bleibt hingegen dank dieser Methode verschont. "Nach drei Monaten führen wir eine erste Kontrolle durch. Es kann sein, dass wir das Verfahren zwei- bis dreimal wiederholen müssen, bis ein Tumor zerstört oder so klein ist, dass wir weitere Verfahren zur Behandlung wie zum Beispiel eine Wärmesonde einsetzen können", berichtet Christoph Ehlen, Oberarzt der Onkologie. Für den erkrankten Duisburger ist es indes unfassbar, dass er einen Tag nach dem Eingriff wieder auf den Beinen ist - ohne Beschwerden. "Vor dem Eingriff war ich wirklich ziemlich nervös, aber Dr. Laali hat mir alles genau und verständlich erklärt. Das hat mir sehr geholfen. Ich bin entspannt in den OP gegangen", sagt der 63-Jährige. Übelkeit, Haarausfall oder andere Probleme einer Chemotherapie tangieren den Patienten aufgrund des mehr als nur gezielten Einbringens des Chemotherapeutikums nicht. Laali beschreibt das Hightech-Verfahren als eine schonende, elegante Lösung, die im St. Johannes Hospital zu den Angeboten gehört, damit eine Krebsdiagnose nicht das Ende eines Lebens bedeutet.

(RP)
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