Krefeld Neue Ostwall-Haltestelle ist Gefahrenstelle für Fußgänger

Krefeld · Zu kurze Grünphase für Passanten, fehlende Haltestreifen vor den Gleisen und zu schnelle Autofahrer sorgen für Gefahrenmomente. Auch der Ersatz fehlender und beschädigter Scheiben ist noch ungeklärt.

Ostwall: Farbenspiel an neuer Haltestelle in Krefeld
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Ostwall: Farbenspiel an neuer Haltestelle in Krefeld

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Foto: Lothar Strücken

Die 20-Millionen-Euro-Baustelle Ostwall liefert weiter Stoff für Diskussionen: Von den eingebauten Scheiben des Glasdachs an der Haltestelle ist die erste bereits kaputt; die Autofahrer halten sich nicht an Tempo 10 und die Fußgänger müssen sportliche Höchstleistungen vollbringen, um den Ostwall in einer Grünphase der Ampelanlage überqueren zu können.

Bislang fehlen noch zwei der 108 Scheiben für das knapp vier Millionen Euro teure Glasdach am Ostwall, eine weitere ist gerissen und muss ausgetauscht werden. "Zusätzliche Ersatzscheiben sind bestellt und befinden sich in der Produktion", erklärte Architekt Georg Gröschl gestern auf Anfrage unserer Redaktion. Sie würden wahrscheinlich in Krefeld bevorratet. Wie es zum Defekt an der bereits eingebauten Scheibe aus Verbundglas gekommen sei, wisse er nicht. Das Material sei beim Transport aus Spanien und beim Einbau starken Belastungen ausgesetzt gewesen, berichtet Gröschl. Das könnte ein Grund sein, vermutete er. Für den Fall, dass nur ein Riss zu sehen sei, bedeute dies, dass nur eine der beiden miteinander verklebten Scheiben defekt sei. Wären beide Scheiben beschädigt, wären die Risse nie deckungsgleich, das hätten Tests ergeben, informierte Gröschl. Gleichwohl sei die Fläche unterhalb der defekten Scheibe für die Passanten gesperrt worden.

Bislang sei nur eine vorläufige Abnahme der Arbeiten am Ostwall erfolgt. Dabei seien keine wesentlichen Mängel erkannt und die Haltestelle für eine Nutzung freigegeben worden. Der Termin zur endgültigen Abnahme stehe noch nicht fest. Fest steht auch noch nicht, wann und wie die letzten Arbeiten an der Haltestelle beginnen sollen. Beim Austausch und Einbau der Scheiben muss der Starkstrom der Oberleitungen für die Straßenbahnen aus Sicherheitsgründen für die Monteure abgestellt werden. "Ich könnte mir vorstellen, dass der Einbau des Nachts nach Betriebsschluss stattfindet, damit der Linienverkehr nicht gestört und umgeleitet werden muss", sagt Dorothee Winkmann, Sprecherin der Stadtwerke, deren Tochter SWK Mobil den Öffentlichen Personennahverkehr in Krefeld realisiert. "Wir warten ab, mit welchem Vorschlag die Stadtverwaltung auf uns zukommt."

Schon jetzt zeigt sich auch: Nicht alle Autofahrer halten sich an das vorgeschriebene Tempo 10 an der Haltestelle, die als "Shared Space" für Fußgänger und Autofahrer konzipiert ist. Ein weiteres Problem ist die Länge der Grün- und Rotphase für die Fußgänger, die den Ostwall überqueren wollen. Für die 36 Meter haben sie gerundet 15 Sekunden Zeit. Das sind 2,4 Meter pro Sekunde und entspricht 8,4 Kilometer pro Stunde - ein geübter Wanderer schafft plus/minus fünf Kilometer in der Stunde. Die Grünphase aus Richtung Bäckerei Sommer beträgt neun Sekunden, die Rotphase eine Minute und 17 Sekunden. Aus der entgegengesetzten Richtung bleibt es 20 Sekunden grün und 59 Sekunden rot. Viele Fußgänger gehen deshalb bei Rot über die Straße. Oder sie bleiben an einer Stelle stehen, die gefährlich ist - nämlich auf den Gleisen oder dicht daran. Der gepflasterte Teil der Verkehrsfläche für die Straßenbahnen setzt sich vom Asphalt der Fahrbahn für die Autos ab und vermittelt den Passanten das Gefühl, an der richtigen Stelle zu warten. Tatsächlich können sie dort aber von Straßenbahnen erfasst werden.

(RP)
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