Siempelkamp Neubaupläne für Krefeld - Konzernumbau fast abgeschlossen

Krefeld · Der Stellenabbau in Deutschland ist nahezu beendet. In Krefeld fallen 2017 noch 50 Arbeitsplätze in der Maschinen- und Anlagenbau GmbH weg - das soll durch Frühverrentung sozialverträglich geschehen, erklärte Hans W. Fechner.

 Die Siempelkamp-Gruppe plant, die für die Umwandlung einer landwirtschaftlichen Fläche in ein Industrieareal fällig werdende Umweltabgabe zu einem Teil zur Verbesserung der Bedingungen für die benachbarte Wohnbebauung einzusetzen. Zusätzliches Grün und neue Wälle würden Belastungen mit Lärm und Staub reduzieren.

Die Siempelkamp-Gruppe plant, die für die Umwandlung einer landwirtschaftlichen Fläche in ein Industrieareal fällig werdende Umweltabgabe zu einem Teil zur Verbesserung der Bedingungen für die benachbarte Wohnbebauung einzusetzen. Zusätzliches Grün und neue Wälle würden Belastungen mit Lärm und Staub reduzieren.

Foto: Siempelkamp

Die Krefelder Siempelkamp-Gruppe hat ihren angekündigten Konzernumbau fast abgeschlossen und kündigt überraschend Neubauvorhaben am Standort Inrath an. "Das ist kein Widerspruch", erklärte Hans W. Fechner, Sprecher der Geschäftsführung, im Exklusivgespräch mit unserer Redaktion.

In einer Betriebsversammlung informierte er gestern die Belegschaft über den Stand der Dinge. Demnach hat die Gruppe ihr Ziel, in Deutschland 350 Stellen abzubauen, bereits nahezu erreicht. In der Gießerei in Krefeld mussten etwa 105 Beschäftigte ausscheiden, in der Siempelkamp Maschinenfabrik GmbH waren es rund 70. Im kommenden Jahr will Siempelkamp in Krefeld weitere 50 Stellen in der Maschinen- und Anlagenbau GmbH sozialverträglich durch Frühverrentung abbauen - im Wesentlichen aus dem Verwaltungsbereich, nicht in der Produktion. Darüber hinaus bildet Siempelkamp für ein Jahr keine Lehrlinge aus. "Damit wäre der Verschlankungsprozess in Deutschland abgeschlossen", betonte Fechner. Die Lehrwerkstatt werde definitiv nicht geschlossen, aber die Gruppe habe stets über den eigenen Bedarf hinaus ausgebildet.

 Hans W. Fechner, Sprecher der Geschäftsführung der Siempelkamp-Gruppe, berichtete über den Fortgang des Konzernumbaus und neue Pläne.

Hans W. Fechner, Sprecher der Geschäftsführung der Siempelkamp-Gruppe, berichtete über den Fortgang des Konzernumbaus und neue Pläne.

Foto: Strücken

Aktuell hat Fechner in "konstruktiven Gesprächen mit Oberbürgermeister Frank Meyer" ein Neubauvorhaben angestoßen, das in drei Jahren spruchreif werden könnte. Es geht um den Bau einer neuen Logistikhalle mit rund 2500 Quadratmeter Grundfläche, um dort Neubauteile für Großanlagen zu lagern und zusammenzustellen, ehe sie an die ausländischen Kunden geliefert werden. Unterschiedliche Importbestimmungen weltweit, mit manchmal nur kleinen Zeitfenstern für Einfuhr und Aufbau der bestellten Fertigungsanlagen zumeist für die Holzindustrie, machen eine solche Vorgehensweise sinnvoll. Der größte Auftrag der Siempelkamp-Firmengeschichte für die USA _ rund 100 Millionen Euro schwer - im kommenden Jahr umfasse etwa Material für 800 bis 1000 Container.

Die neue Halle würde auf einem derzeit noch als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesenen Grundstück entstehen. Der Flächennutzungsplan sieht das Areal bereits für eine industrielle Nutzung vor. "Für die Umwandlung müssen wir eine nicht unerhebliche Umweltabgabe zahlen", erklärte Fechner. Mit dem Oberbürgermeister sei darüber gesprochen worden, dass ein Teil des Geldes dafür Verwendung finde, die Bedingungen für die Nachbarn hinsichtlich Staub- und Lärmbelastung zu verbessern. Das könne mit Investitionen in zusätzliche Wälle und zusätzliches Grün erfolgen, sagte der Geschäftsführer. "In dem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass mit dem Stellenabbau auch die Kapazitäten der Gießerei um ein Drittel reduziert worden ist", sagte Fechner. Daraus ergebe sich eine Reduzierung der Immissionen für die Nachbarn.

Siempelkamp sei ein stark exportorientiertes Unternehmen. Jeder Krieg, jedes Embargo, jeder Wechsel in der Staatsführung könne das Geschäft des Krefelder Unternehmens beeinflussen, ja gefährden. Die Internationalisierung von Siempelkamp sei deshalb der einzig richtige Weg, um auf die Erfordernisse des Marktes reagieren zu können und die Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern, berichtete Fechner. Die Kunden bestimmten heutzutage die Preise. Für die sehr gute Qualität der Siempelkamp-Fertigungsanlagen seien sie bereit, zehn bis 15 Prozent mehr zu bezahlen als bei den günstigeren Anbietern. "Wir müssen dann gucken, dass wir dies hinbekommen", erklärt er. Das funktioniere nur durch eine Mischkalkulation aus günstiger Fertigung im Ausland und teurer Spezialleistung aus Deutschland. "Wir sind Marktführer bei kompletten Holzwerkstoffanlagen. Wenn wir das bleiben wollen, geht das nur mit Kostenführerschaft. Deshalb bauen wir unsere Werke in China und Tschechien konsequent aus", berichtete Fechner. Darüber hinaus investierte Siempelkamp in die Service-Infrastruktur. In Bad Kreuznach werden Ersatzteile lagern im Wert von gut zehn Millionen Euro, die weltweit innerhalb von 24 Stunden zugestellt werden können. "Wir sind so genannter autorisierter Versender. Unsere Pakete werden am Flughafen in Frankfurt ohne weitere Kontrollen durchgewinkt", so der Geschäftsführer. Der Firmenlenker will flexibel auf Veränderungen oder gar Markteinbrüche reagieren können. Ohne Umschweife betonte er, dass auch der Flächentarifvertrag keine "Heilige Kuh" sei. "Wir werden daher im kommenden Jahr in Ruhe prüfen, ob nicht ein Haustarifvertrag für die deutschen Unternehmen der Siempelkamp-Gruppe die bessere Lösung ist", informierte Fechner. Es gebe viele gute Gründe für und gegen eine solche Entscheidung. Das wolle wohl überlegt sein, meinte er. Übers Knie brechen lasse sich ein solcher Ausstieg ohnehin nicht. Es gebe zum Beispiel eine Karenzzeit von zwei Jahren. Fest stehe aber, dass er mit den Ergebnissen der Arbeitgebervertreter in den bisherigen Tarifverhandlungen - die nächste folgt im April 2017 - unzufrieden sei.

(sti)
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