Krefeld Neubauer spielt Papst-Nonne

Krefeld · Am Stadtgarten wird derzeit der ARD-Zweiteiler "Gottes mächtige Dienerin" gedreht. Dafür wurde das ehemalige Finanzamt in eine diplomatische Vatikan-Vertretung umgebaut. Die Produzenten sind vom Drehort begeistert.

Vor wenigen Monaten noch war das Haus an der Steinstraße Nummer 137 das "Finanzamt für Großbetriebsprüfungen", bekanntester Mitarbeiter: Ulrich Hahnen. Seit zwei Tagen ist die aparte Großvilla die "Apostolische Nuntiatur Bayern", bekannteste Mitarbeiterin: Christine Neubauer. Im Auftrag der ARD wird an der Steinstraße derzeit der Film "Gottes mächtige Dienerin" nach dem Erfolgsroman von Martha Schad gedreht.

Das im September 2007 erschienene Buch erzählt die Geschichte der Ordensschwester Pascalina aus Altötting, die vierzig Jahre an der Seite des Papstes Pius im Vatikan arbeitete – keine andere Frau hatte im Vatikan je so viel Macht. "Ein äußerst spannender Stoff", sagte gestern am Rande des Filmdrehs Christine Neubauer, die die Schwester Pascalina spielt. In der Mittagspause zwischen zwei Drehs fand sie Zeit für ein kurzes Interview. Sie habe schon seit ihrer Jugend sehr oft Nonnen studiert, hätte auch gerne vorher noch ein Kloster besucht, "aber ich fand leider keine Zeit dafür". Mit etwas Glück, so stellte gestern ihre Agentin in Aussicht, werde Neubauer während des Drehs in Italien auch den Papst treffen können.

15 Tage Dreh in Krefeld

Schon seit Anfang der Woche stehen an der Steinstraße die Lkw, dicht an dicht. Die 80 Mitglieder des Produktionsteams nehmen die gesamte Straße in Beschlag, und weil so schönes Wetter ist, speisen sie an langen Tischen im Stadtgarten. Derweil drehen die Schauspieler in der großen Villa Szene um Szene, zwei bis vier pro Tag an insgesamt 15 Tagen. Vorher war das Team in Wuppertal, später geht es noch nach Bayern und Italien. "Auf Krefeld kamen wir durch Locationscouts", sagte Tanja Güss von der Filmstiftung NRW. Im Film steht das Krefelder Haus in München. Doch weil die Villa so original im Stile der 20er ausgestattet ist, passte sie gut ins Filmkonzept. "Es ist ein Glücksfall, wenn man so etwas findet", sagte Produzentin Elke Rief. Drei Szenen wurden gestern gedreht. In ihnen spielten auch Ulrich Gebauer (als Kardinal Faulhaber) und Remo Girone (als Papst Pius XII.) mit.

Gedreht wird voraussichtlich bis Ende November. Anfang kommenden Jahres soll der Film in der ARD laufen – und weil es eine deutsch-italienische Co-Produktion ist, sprechen die Darsteller ihre Rollen in ihrer Landessprache ein. Der Rest wird übersetzt. Für den Eigentümer der Immobilie lohnt sich der Dreh an der Steinstraße übrigens – als Faustregel bei Filmdrehs gilt: Die Besitzer erhalten pro Drehtag eine Monatsmiete. Dies wird den Kaufpreis der prächtigen Villa nicht eben senken. Denn wer kann schon behaupten, in einer Apostolischen Nuntiatur zu wohnen? Klingt allemal besser als Finanzamt!

(RP)
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