Krefeld Netzbetreiber steckt im Masten-Dilemma

Krefeld · Amprion und Bezirksregierung können keinen Zeitplan vorlegen, wann die vom Bundesverwaltungsgericht geforderte Umweltverträglichkeitsprüfung für die 380-KV-Höchstspannungsleitung in Tackheide und Benrad nachgeholt werden soll.

 Bürgervereinsvorsitzender Werner Lennackers aus Tackheide vor den neuen Riesenmasten.

Bürgervereinsvorsitzender Werner Lennackers aus Tackheide vor den neuen Riesenmasten.

Foto: Thomas Lammertz

Der Netzbetreiber Amprion tritt auf der Stelle: Nach der erfolgreichen Klage der Stadt Krefeld vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig ist der Bau der 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitung durch Tackheide und Benrad auf unbestimmte Zeit gestoppt. Weder die Bezirksregierung Düsseldorf als zuständige Planbehörde noch Amprion als Bauherr können - oder wollen - derzeit auch nur einen vagen Zeitplan nennen, wann die von den Richtern geforderten Gutachten nachgeliefert werden sollen.

"Die Unterlagen für die Umweltverträglichkeitsprüfung im Bereich Krefeld und Fellerhöfe liegen uns noch nicht vor. Wann genau dies der Fall sein wird, kann ich momentan noch nicht sagen. Dies liegt in der Hand der Firma Amprion, uns diese zu übersenden", informierte Stefanie Klockhaus, Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf, auf Anfrage unserer Redaktion.

 Die Grafik zeigt den ungefähren Trassenverlauf für die Stromautobahn Ultranet, die Windenenergie aus der Nordsee in den Süden transportieren soll.

Die Grafik zeigt den ungefähren Trassenverlauf für die Stromautobahn Ultranet, die Windenenergie aus der Nordsee in den Süden transportieren soll.

Foto: Amprion

Grundsätzlich sei es in der Regel so, dass nach Vorlage aller Unterlagen im Regierungspräsidium eine Prüfung auf Vollständigkeit erfolge, im Anschluss daran die betroffenen Dezernate und die weiteren Träger öffentlicher Belange beteiligt würden. Je nachdem wie groß und verfahrensrelevant die Inhalte der Änderungen seien, würden die Unterlagen auch noch einmal öffentlich ausgelegt. Ob Letzteres beim Ausbau des Höchstspannungsnetzes in Tackheide und Benrad so sei, werde sich erst im Laufe der ersten Prüfung ergeben, erklärte Stefanie Klockhaus. "Jetzt einen zeitlichen Horizont zu nennen, ist auf jeden Fall noch nicht möglich", sagte sie.

"Wir sind noch damit beschäftigt, die vom Gericht geforderten Unterlagen vorzubereiten", sagte eine Amprion-Sprecherin. Wann die erforderlichen Gutachten für die nachzuholende Umweltverträglichkeitsprüfung fertig seien, sei derzeit nicht absehbar.

Eigentlich war geplant, dass die 380-KV-Wechselstromleitung im März 2014 in Betrieb gehen sollte. Die Trasse verläuft in Teilen nur 30 Meter von der Wohnbebauung entfernt. Die Anwohner überzeugten die Politik und die Stadt dagegen gerichtlich vorzugehen. Beide Parteien fordern wegen der elektromagnetischen Strahlung eine Verlegung als Erdkabel. Das lehnten die Netzbetreiber bislang aus Kostengründen ab.

Die Leipziger Richter hätten bereits bestätigt, dass die "elektromagnetischen Auswirkungen der Höchstspannungsleitung erheblich" seien. Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht der Tatsache, dass die Bundesregierung im Oktober des vergangenen Jahres beschlossen habe, die Leitungen für die so genannten Stromautobahnen für Gleichstrom unter die Erde zu verlegen, bestehe die Stadt Krefeld im Interesse der vom Bau betroffenen Bürger auf eine Verlegung von Erdkabeln. Dass es sich bei dem acht Millionen Euro teuren Vorhaben zwischen Wesel und Meerbusch-Osterath um einen so genannten Lückenschluss handele, ändere daran nichts, meint Beigeordneter Thomas Visser für die Stadtverwaltung.

Wenn von 380-KV-Leitungen in Krefeld die Rede ist, dann sind damit zwei verschiedene, aber miteinander zusammenhängende Projekte gemeint: Die Leitung für Wechselstrom, die bereits gerichtlich bekämpft wurde, und die Leitung für Gleichstrom, die vermutlich erst im Jahr 2025 in Angriff genommen wird. Die unter dem Namen Ultranet firmierende Stromautobahn für den Transport von Windstrom aus der Nordsee nach Baden-Württemberg ist in die Abschnitte Nord und Süd unterteilt. Der Abschnitt Süd beginnt im benachbarten Osterath und führt in den Süden Deutschlands nach Philippsburg. Er ist aktuell in der Diskussion. Meerbusch hat sich offenbar schon erfolgreich widersetzt, Standort eines riesigen Konverters zu werden, an dem Strom der Braunkohlekraftwerke rund um Grevenbroich eingespeist werden soll. Krefeld gehört zum Abschnitt Nord, der in rund zehn Jahren in Angriff genommen werden soll.

Der bisherige Zusammenhang beider Projekte - Lückenschluss im nördlichen Rheinland und Stromautobahn Ultranet - besteht darin, dass beide Leitungen (Wechselstrom und Gleichstrom) an ein und denselben Masten befestigt werden sollten. Dazu will Amprion auf Krefelder Gebiet 23 Stück erneuern.

(RP)
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