Krefeld Muslime laden ein: Fest für neue Moschee

Krefeld · Die Pläne für den Neubau einer Moschee auf dem Bahngrundstück an der Gladbacher Straße schreiten voran. Die Fatih-Cami-Gemeinde will sich und das Projekt bei einem viertägigen Fest vorstellen.

 Stellen die Pläne für die Moschee vor (v.l.): Halide Özkurt, Ibrahim Öztürk und Erdinc Sezer vom Vorstand der Fatih-Cami-Gemeinde; rechts Architekt Nihat Bilgic.

Stellen die Pläne für die Moschee vor (v.l.): Halide Özkurt, Ibrahim Öztürk und Erdinc Sezer vom Vorstand der Fatih-Cami-Gemeinde; rechts Architekt Nihat Bilgic.

Foto: Lammertz

Die muslimische Fatih-Cami-Gemeinde lädt die Krefelder Bürgerschaft zu einem viertägigen Fest vom 13. bis zum 16 Mai auf dem Grundstück ein, auf dem Krefelds erster Moscheeneubau entstehen soll. "Wir leben seit 40 Jahren hier; mit dem Neubau möchten wir unsere Teilhabe am Gemeinwesen zum Ausdruck bringen. Und wir wollen offen sein", sagt Architekt Nihat Bilgic, als er die Pläne im RP-Gespräch erläutert. Es wäre der erste wirkliche Neubau einer Moschee in Krefeld: "Die Moschee soll einen Krefelder Charakter haben; die Krefelder sollen sich damit identifizieren können", sagt dann auch Halide Özkurt als Vorstandsmitglied des Fatih-Cami-Moscheevereins. Der neue Komplex soll das Viertel insgesamt aufwerten: "Wir wollen eine städtebauliche Gesamtlösung realisieren", erläutert Architekt Bilgic.

Ein Nebeneffekt: Die beiden unter Denkmalschutz stehenden Pfeiler der Bahnbrücke an der Gladbacher Straße - schöne Jugendstil-Zeugnisse - würden neu zur Geltung kommen. Die Planung der Gemeinde integriert auch die Krefeld-Promenade, die die Stadt plant und die an dem Moschee-Gelände vorbeilaufen würde.

 Der Lageplan für die geplante Moschee: Rechts die Gladbacher Straße, links der Deutsche Ring; links erkennbar am Kreis die Moschee, rechts die Begegnungsstätte. Die Lage des geplanten Minaretts ist als kleiner Kreis am Geviert der Moschee erkennbar.

Der Lageplan für die geplante Moschee: Rechts die Gladbacher Straße, links der Deutsche Ring; links erkennbar am Kreis die Moschee, rechts die Begegnungsstätte. Die Lage des geplanten Minaretts ist als kleiner Kreis am Geviert der Moschee erkennbar.

Foto: Bilgic

Seit Jahrzehnten residiert die Fatih-Cami-Gemeinde in einer klassischen Hinterhof-Moschee an der Saumstraße. "Der Verein hat 298 Mitglieder; der Kreis derer, die zum Beten kommen oder die Angebote hier nutzen, ist aber größer", erläutert Erdinc Sezer, wie Özkurt im Vorstand des Vereins.

Die neue Moschee auf dem Dreiecksgrundstück an der Bahnlinie würde am Deutschen Ring liegen; entlang der Gladbacher Straße soll sich eine viergeschossige Begegnungsstätte erstrecken. Sie wird im Erdgeschoss Läden und zur Ecke Gladbacher Straße/ Deutscher Ring hin ein Café beherbergen, in den übrigen Geschossen sind eine Bibliothek, Büro- und Seminarräume, eine Wohnung für die Gemeinde und Gästezimmer untergebracht. In den Seminarräumen sollen auch interreligiöse Veranstaltungen stattfinden. Moschee und Begegnungsstätte fassen das dreieckige Grundstück ein und rahmen zur Bahnlinie hin einen promenadenähnlichen Platz mit Brunnen. Die Moschee wird zu diesem Platz hin ein Minarett erhalten. "Es wird ein stilles Minarett sein", erläutert Architekt Bilgic - so lautet der Fachausdruck für Minarette, die nicht für den Muezzin-Ruf zum Gebet genutzt werden.

Die Gemeinde will das Thema Minarett noch einmal gesondert angehen; erwogen wird, etwa die Größenverhältnisse im Vergleich zu Krefelds christlichen Kirchen zu erläutern, kündigt Halide Özkurt an. Hintergrund: Die Muslime sind sich bewusst, dass das Stichwort Minarett heikel ist, erst recht, seitdem die AfD ein Minarettverbot fordert und unterstellt, Minarette seien Zeichen islamischen Machtanspruchs. Faktisch sind Minarette heute Ausdruck einer historisch-ästhetischen Tradition. "Den Muezzin-Ruf zum Gebet brauchen wir nicht mehr; es gibt dazu eine App", sagt Özkurt und lacht. Und tatsächlich zückt ihr Vorstandskollege Sezer sein Smartphone und demonstriert die Funktionsweise der App.

Minarette sind fast so alt wie der Islam: Sie gehören seit dem späten 7. Jahrhundert ähnlich wie Kirchtürme zur Kirche zum Bauprogramm muslimischer Gotteshäuser. Der Prophet Mohammed starb im Jahr 632.

Spürbar im Gespräch mit Halide Özkurt, Erdinc Sezer und Nihat Bilgic ist, wie abwegig es anmutet, das Minarett nicht als eine ästhetische Verbeugung vor einer Tradition zu deuten. Die Generation derer, die diese Moschee bauen, ist in Krefeld aufgewachsen und hier bis hin zu kommunalpolitischem Engagement verwurzelt: Sezer und Özkurt sind SPD-Mitglieder, Özkurt ist Mitglied im Rat. Die gut sichtbare Moschee an zwei stark befahrenen Straßen von Krefeld und die Begegnungsstätte wollen sie als Signale der Offenheit verstanden wissen. Gerade die Begegnungsstätte soll Raum für Anknüpfungspunkte stiften - Architekt Bilgic: "Die Inhalte dort werden von den Krefeldern gestaltet werden müssen."

(RP)
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