Krefeld Müll nachts im Naturschutzgebiet entsorgt

Krefeld · Hunderte Plastiktüten mit Dämmplatten, Tapetenresten und Teppichstücken liegen Mitten im Wald am Inrather Berg.

 "Es liegen Berge von Dämmplatten, Teppichen und Tapeten im Wald", berichtet Horst Louven. "Sie wurden unterhalb des Schildes "Naturschutzgebiet" einfach in die Landschaft geworfen."

"Es liegen Berge von Dämmplatten, Teppichen und Tapeten im Wald", berichtet Horst Louven. "Sie wurden unterhalb des Schildes "Naturschutzgebiet" einfach in die Landschaft geworfen."

Foto: Horst Louven

Eigentlich sollten andere Bilder vom Sonntagsausflug rund um den Inrather Berg im Gedächtnis bleiben: Geplant war eine Radtour durchs idyllische Naturschutzgebiet, vielleicht einige Vogelstimmen hören oder junge Pflanzenknospen am Wegesrand entdecken. Was Horst Louven in der Mittagszeit rund 500 Meter im Wald am Ende des Langen Dyk fand, machte den 67-Jährigen fassungslos. Hunderte von blauen Plastiksäcken hatten Unbekannte am vergangenen Wochenende nachts dort illegal abgeladen. "Sie wurden unterhalb des Schildes ,Naturschutzgebiet' einfach in die Landschaft geworfen", beschreibt der Hülser die Situation.

Der Rentner vermutet, dass es sich um den Abfall einer Wohnungssanierung handelt. "Es liegen Berge von Dämmplatten, Teppichen und Tapeten im Wald", berichtet Louven. Alles auf drei Haufen sortiert. Der 67-Jährige zückte sofort sein Handy, um den Müll zu fotografieren: "Auf den ersten Blick habe ich keine Chemikalien, Lösungsmittel oder Lacke gesehen. Aber sicher bin ich nicht." Mögliche Gift-Cocktails könnten auch unter dem Abfall oder in den blauen Tüten verborgen sein.

Für Louven ist es nicht das erste Mal, dass er sich über Müll im Naherholungsgebiet ärgert. Auch andere Bürger haben im Internet bereits mehrfach auf solche Probleme am Inrather Berg hingewiesen. "Ich weiß nicht, was Menschen bewegt, das zu tun. Einerseits hat Krefeld zahlreiche Abfallsammelstellen, die GSAK holt bei Anmeldung den Sperrmüll alternativ an der Haustür ab", so der Fahrradfreund. "Andererseits ist es für mich unbegreiflich, dass erwachsene Bürger so achtlos mit der Natur umgehen."

Illegale Müllentsorgung ist kein Kavaliersdelikt. Das Spektrum ist weit. Es reicht vom Wegwerfen einer Zigarettenkippe, dem Abstellen von Sperrmüll ohne Anmeldung bis zum "Entsorgen" eines Schrottwagens in Wald und Flur. Wer so handelt, muss normalerweise mit einem Bußgeld rechnen, weil sein Verhalten eine Ordnungswidrigkeit darstellt. Unter Umständen macht sich der Täter auch strafbar. Die zuständige Verwaltungsbehörde darf ein Bußgeld in Höhe von bis zu 100.000 Euro verhängen.

Von Gesetzes wegen besteht bezüglich der Höhe ein großer Ermessensspielraum, bei dem allerdings der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz gewahrt werden muss. Beispielsweise kann bei dem Entsorgen von wildem Sperrmüll durch einen privaten Verbraucher je nach Umfang schnell ein Bußgeld in dreistelliger Höhe fällig werden. Besonders teuer wird es dabei, wenn es sich um schadstoffhaltige Gegenstände handelt, wie der Reifen von einem Wagen oder Altöl. Hier ist sogar für einen Verbraucher ein Bußgeld bis im vierstelligen Bereich denkbar. Für Unternehmen wird es häufig noch kostspieliger.

Ob es sich bei dem Umweltverschmutzer am Langen Dyk um einen Privatmann oder um ein Unternehmen handelt, weiß Louven nicht: "Bei der Menge bin ich mir allerdings sicher, dass die Anlieferung mit einem Lkw erfolgt sein muss." Der Weg dorthin sei eigentlich durch Poller abgesperrt. "Aber Forstarbeiter arbeiten derzeit im Wald. Da bleibt die Durchfahrt schon mal offen."

(RP)
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