Krefeld Moderne Technik in Krefelds Unterwelt

Krefeld · Ab in den Kanal: Die Stadtwerke erlaubten einen Blick in den 2,40 Meter hohen Stollen unterhalb der St. Töniser Straße, wo ein neuer Kanal entsteht.

 Die Stadtwerke Krefeld gestatteten Besuchern am Wochenende einen Gang durch die Stollen.

Die Stadtwerke Krefeld gestatteten Besuchern am Wochenende einen Gang durch die Stollen.

Foto: Thomas Lammertz

Vom Rand der Einstiegsgrube im Bereich der Kreuzung Gutenberg mit St. Töniser Straße führt eine schmale Treppe zur Sohle in rund sechs Meter Tiefe. Unten verlieren sich die auf einem Holzboden verlegten Schienen einer Lorenbahn im Dunkel des Stollens. In dichter Folge stützen stählerne Bögen den bis zu 2,40 Meter hohen Stollen und das die Wände stabilisierende Verschalungsholz ab, die auch die im Stollen verlegten Strom- und Druckluftleitungen halten. Am Ende des Stollens in Richtung St. Tönis steht die Akku-betriebene rote Lok, dahinter der mit Untergrund beladene Transportwagen, über den sich ein Förderband streckt. "Wir sehen uns hier ein besonderes Bauwerk an. Dessen besondere Stollenbautechnik haben wir in Krefeld bisher nur am Ostwall eingesetzt", hatte SWK-Vorstandsmitglied Kerstin Abraham bei der Begrüßung der Gäste gesagt, denen das 6,2 Millionen Euro teure Kanalbauprojekt der SWK Aqua auf der St. Töniser Straße zwischen Preußenring und Weeserweg am Sonntag vorgestellt wurde. "Wir haben dieses nicht ganz billige Tunnelbauverfahren gewählt, um den Verkehr auf dieser wichtigen Ausfallstraße nicht jahrelang zu behindern", erklärte Michael Rögele, der Geschäftsführer der SWK Aqua. Das aufwändige Großprojekt war notwendig geworden, um mit großzügigem Stauvolumen die Kanalisation der Krefelder Innenstadt bei den immer häufiger auftretenden Starkregenereignissen zu entlasten. Obwohl die Baustelle rund einen Meter über dem Grundwasserspiegel liegt, haben die ausführenden Firmen für Notfälle einen Pumpensumpf eingebaut. Seit einem Jahr sind die beiden renommierten deutschen Spezialfirmen Echterhoff und Hobas dabei, unter den Gleisen der Straßenbahn den Stollen voranzutreiben, ohne dass die Autofahrer dies mitbekommen. Nur die Straßenbahn muss ihre Fahrgeschwindigkeit auf 10 km/h begrenzen. "Da wir hier langsamer sind, müssen wir mehr Bahnen einsetzen, um den Fahrplantakt zu halten", sagt SWK-Sprecherin Dorothee Winkmann.

Der Stollenbau ist Handarbeit. Auf der 1100 Meter langen Stollenstrecke kommen die Mineure täglich einen Meter voran. Weitere 400 Meter werden später in offener Bauweise gebaut. Geht alles nach Plan, wird der neue Kanal im Juni 2016 fertiggestellt sein. Dann hat der Stollen das rund 1,60 Meter im Durchmesser messende robuste GFK-Kanalrohr aufgenommen, das in einen speziellen Flüssigzement eingebettet wurde, der wie Wasser in jede Fuge dringt und so eine komplette Abdichtung bewirkt.

 Die Besucher steigen über eine Treppe in die Baugrube hinab.

Die Besucher steigen über eine Treppe in die Baugrube hinab.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

"Wir bewegen hier nur einen Bruchteil von dem Boden, den wir bei einer offenen Baustelle bewegen würden", sagt Björn Franke, Abteilungsleiter für Stollenbau der Firma Echtermeier. "So können wir auftretende Hindernisse unterfahren. Außerdem haben wir so eine bessere CO2-Bilanz."

(RP)
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