Krefeld Mobilfunkanlage: Anwohner fürchten weitere Antennen

Krefeld · Eine Riesenmobilfunkanlage an der Moerser Straße sorgt weiter für Ärger. Die Anwohner befürchten aufgrund eines Schreibens der Stadt, dass weitere Antennen installiert werden.

 Die alte Mobilfunkanlage (l.) und die neue Mobilfunkanlage an der Moerser Straße. Die Zahlenangaben sind die Berechnungen, die Jörg Linnig in Auftrag gegeben hat.

Die alte Mobilfunkanlage (l.) und die neue Mobilfunkanlage an der Moerser Straße. Die Zahlenangaben sind die Berechnungen, die Jörg Linnig in Auftrag gegeben hat.

Foto: Linnig

Alarmstimmung herrschte gestern bei den Anwohnern der Moerser Straße 157. Nachdem vor rund vier Wochen eine neue Mobilfunkanlage installiert worden war und die Nachbarn wegen der Dimensionen protestiert hatten, stand gestern plötzlich erneut ein Kran an der Straße. Der Radweg war gesperrt. Die Anwohner befürchteten, dass nun weitere Antennen installiert werden - Anlass ist ein Schreiben der Stadt, wonach insgesamt 24 Antennen an sieben Masten auf dem Dach installiert werden können. Laut Stadt ist damit zu rechnen, dass weitere Antennen folgen. Die Anwohner trafen sich gestern, 10 Uhr, spontan zu einer Versammlung. Wie sich dann aber herausstellte, nahm der Kran gestern nur die alte, kleinere Mobilfunkanlage vom Dach ab.

Jörg Linnig, Anwohner der Moerser Straße 162, will dennoch weiter gegen die gemeinsam genutzte Anlage des Unternehmens Vodafone und der Deutschen Telekom vorgehen. Der Ingenieur aus Krefeld hat eine Anfrage an die Stadt Krefeld gestellt. "Wir wollen nun prüfen lassen, ob es eventuell Fehler im Genehmigungsverfahren gegeben hat", sagt Linnig, Er will Einsicht in die Bauakte und die Genehmigung und hat der Stadt auch einen Fragenkatalog geschickt, ebenso wie Joachim C. Heitmann, Fraktionschef der FDP, der im Umfeld in einer Rechtsanwaltspraxis tätig ist.

Laut Verwaltung ist nicht von einer Gesundheitsgefahr durch die Anlage auszugehen, alle Grenzwerte würden eingehalten. Auch seien alle genehmigungsrechtlichen Schritte berücksichtigt worden.

Die Entwicklung stellt sich laut eines Schreibens des Umweltamtschefs Helmut Döpcke an den FDP-Fraktionschef Joachim C. Heitmann so dar: 2003 beantragte das Unternehmen Vodafone erstmals den Bau einer Mobilfunkanlage an der Moerser Straße 157 mit drei Antennen. Die Stadt genehmigte, weil "Gründe des Allgemeinwohls" für die Errichtung der Anlage sprachen.

2011 die nächste Entwicklung: Laut Stadt genehmigte die Bundesnetzagentur der Firma Vodafone nun zwei Funkanlagen mit sechs Antennen. Im Oktober 2014 beantragte Vodafone dann sieben Funkanlagen mit 24 Antennen. Weiterer Nutzer soll nun die Telekom sein. Die Frage ist nun, ob schon alle Antennen befestigt sind, oder ob weitere folgen. Vodafone sagte, man baue nicht mehr. Die Telekom sei Antragsteller. Eine Antwort der Telekom steht noch aus.

Da sich im Umkreis von 150 Metern keine Schulen, Kindergärten oder sonstige sensible Einrichtungen befinden, prüfte die Stadt und stimmte dem Bau zu. Ein Bürgerbeteiligungsverfahren sei nicht vorgesehen, schreibt Umweltamtsleiter Döpcke an Joachim C. Heitmann (FDP).

Die neue Anlage ist laut Stadt in der Gesamtheit 13,90 Meter hoch, ab Dach gemessen 9,74 Meter. Nach Vermessungen aber, die Jörg Linnig durch ein Krefelder Büro hat vornehmen lassen, ragt die Antenne 10,71 Meter aus dem Dach heraus. Ab zehn Metern Höhe sind bei Mobilfunkanlagen besondere Prüfungen nötig - die aber, so die Stadt, seien auch alle vorgenommen worden.

Jörg Linnig kritisiert auch, dass die Anlage das Straßenbild verschandele. Er verweist auf die historischen Gebäude entlang der Moerser Straße mit mehreren denkmalwürdigen Fassaden des Krefelder Architekten August Biebricher. "Von der Sparkasse kommend erschlägt die Mobilfunkantenne das Straßenbild förmlich. Vor allem, wenn die Bäume im Herbst die Blätter verlieren, wird das Straßenbild völlig verändert sein. Die Moerser Straße als das nördliche Eingangstor zur Krefelder Innenstadt zeigt sich nun von der allerhässlichsten Seite."

(RP)
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