Krefeld Mit Lebkuchen-Sauce zum NRW-Grillmeister

Krefeld · Zwölf Teams aus ganz NRW kämpften in Hüls um den Titel als beste Griller. Sie zeigten: Beim Grillen geht's um mehr als nur die Wurst.

Die Stücke vom Edelrind heißen je nach Körperteil Chuck, Rib, Loin, Brisket & Shunk, Plate, Flank oder Rowed. Wer mit preiswert eingekauftem Fleisch aus dem Supermarkt und einer Handvoll Holzkohle bei schönem Wetter im Garten grillt, werden diese Bezeichnungen nichts sagen, denn hier zählen Sommer, Sonne, Feierabend.

Für die Hobbygriller, die in zwölf Teams mit bis zu acht Personen am Sonntag auf dem Gelände des Hülser Edeka-Marktes gegeneinander um die NRW-Grillmeisterschaft kämpften, gilt das natürlich nicht. Sie müssen schon ein Secreto vom Ibèrico-Schwein von einem Hereford-Weideochsen-Roastbeef unterscheiden können und außerdem wissen, wann sie einen Keramik-Grill zum Heißziehen, einen Water-Smoker für langes Garziehen oder einen gewöhnlichen Gasgrill einsetzen müssen.

Seit vier Jahren organisiert Sascha Solecki die Meisterschaft. Er hat die NRW-Meisterschaft für andere Bundesländer und EU-Nachbarn geöffnet. Es sollen Hobbygriller sein, die gegeneinander antreten. Vier Gänge sind in sechs Stunden anzurichten: eine Bratwurst-Kreation, eine Burger-Kreation, ein Gericht, bei dem die Zutaten in einem Überraschungskorb vorgegeben sind, und ein Dessert vom Grill. Zwölf Juroren, die alle aus dem Koch- oder Grillbereich stammen, tragen bei einer Blindverkostung ihr Urteil über Geschmack, Optik und Harmonie in Prüfbögen ein, die von Andreas Lachnett am Rechner ausgewertet werden. Die zu verkostenden Gänge werden in neutralen Styropor-Behältnissen hereingetragen, um jeden Hinweis auf die Herkunft des Ganges auszuschließen. Den siegreichen Teams winken neben Pokalen wertvolle Preise wie hochwertige Grills. Lachnett denkt schon weiter: Wer bei der in der ersten Augustwoche 2017 in Fulda ausgetragenen deutschen Meisterschaft erfolgreich ist, hat die Chance, zum Jack-Daniels-Cup nach Tennessee/USA eingeladen zu werden. Zunächst müssen aber die Hürden der NRW-Meisterschaft genommen werden. Hierzu haben die Juroren den Überraschungskorb mit einigen Dingen gefüllt, die auf den ersten Blick nicht zueinander passen wollen. So hat der aus Nürnberg stammende Juror Florian Neef natürlich Nürnberger Lebkuchen hineingelegt, der sich zu Kaffeebohnen, weißer Schokolade, Mango und Rum gesellt.

Der guten Stimmung der "Grill-Flämmkes" tut das keinen Abbruch. Das Korschenbroicher Team besteht seit drei Jahren. Vor acht Wochen haben die Hobbyköche, die alle einen Büroberuf bekleiden, die deutsche Amateur-Grill-Meisterschaft in Fulda gewonnen. Ihre Kreationen aus diesem Wettbewerb haben sie auf einer Theke ausgestellt. Auf einen Hot-dog "Griechische Art" folgte ein "Pulled Teriyaki-Lachs-Burger", danach ein Hähnchen-Lolli mit Chili-Lebkuchen-Füllung und Fenchel-Porree-Gemüse. Auch die Konkurrenz schlief nicht. Nach einem Txogitxu-Burger vom Ibèrico-Schwein im Heubett, gegart an Radieschen-Apfel-Salat folgte eine Schoko-Frühlingsrolle mit Himbeeren und Baiser-Mantel.

Warum der Grillwettbewerb eine reine Männerdomäne ist, wo doch überall mit Omas Küche geworben wird, konnten die Teilnehmer nicht erklären. Griller Marcel Schwacke fand folgende Erklärung: Seit Urzeiten ist das Feuermachen eine Männerangelegenheit, und auch die Grand Cuisiniers in Frankreich seien ausnahmslos Männer. Beim Grillen kämen diese beiden Stränge optimal zusammen. Die Jury jedenfalls war hochzufrieden mit den Ergebnissen. "Unsere Griller sind gut", urteilte Lachnett, "ich habe heute eine reduzierte Rotwein-Lebkuchen-Sauce von höchsten Graden probiert." Die so gelobte Sauce stammt vom neuen NRW-Grillmeister, das Team Wild West BBQ aus Nettetal um seinen Kapitän Stefan van den Eertwegh. "Dabei haben wir die aus den Zutaten des Improvisationsgang zubereitet", erzählt der Hobbygriller. Sein Team bereitete als Siegermenü im Wurstgang eine mit Cidre gespritzte Wurst im Teigmantel mit Spinattaler zu, den Burger gab's als Beefburger mit Raucherbsenpüree, Grünem Spargel, Jakobsmuscheln und selbst gemachter Mayonnaise. Neben der Rotwein-Lebkuchen-Sauce gehörte zu dem Improgang ein Pulled-Chicken-Menü mit Lauch-Möhren-Gemüse und als Dessert eine mit einem Schokoküchlein gefüllte Babyananas an weißen Pralinen.

(oes)
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