Ostern 2015 Aufbrüche Mit 13 in einem See getauft

Krefeld · Sven Kaiser war 13, als er getauft wurde. Heute ist er 17 und dankbar, dass er mitbestimmen durfte, wie er im Kreis von Freunden getauft wurde - und dass er sich daran erinnern kann.

 Der 17-jährige Sven Kaiser ist in einem See in Schweden getauft worden.

Der 17-jährige Sven Kaiser ist in einem See in Schweden getauft worden.

Foto: Thomas lammertz

Mit Jugendlichen über Gott oder Dinge der Kirche zu reden, ist immer etwas heikel. Gott ist so weit weg. So verborgen. So unabsehbar. Und mit 16 oder 17 sind die Dinge des Lebens so nah, so drängend, so unmittelbar. Groß auch, aber anders groß, als es die Botschaft der Kirche ist. Andererseits ist man als Erwachsener oft überrascht, wie unbefangen sich Jugendliche diesem Thema nähern. So wie im Fall von Sven Kaiser. Der 17-Jährige ist einen Weg gegangen, der heute nicht mehr ganz ungewöhnlich ist, aber bei weitem nicht der Normalfall: Er wurde erst mit 13 Jahren getauft, und dann nicht in einer Kirche, sondern unter freiem Himmel in einem See. Hinter der Geschichte steckt kein evangelikal Erweckter, sondern schlicht ein Junge, der die Wahl hatte - und der gewählt hat.

Seine Eltern hatten sich entschlossen, ihn nicht als Baby taufen zu lassen. "Unsere Tochter ist als Baby getauft worden", sagt Svens Mutter Monika, "sie hat keine Erinnerung daran. Wir wollten, dass Sven sich selbst entscheidet und er sich erinnern kann."

Sven wollte getauft werden - aber nicht im Rahmen eines Gemeindegottesdienstes: "Ich wollte nicht, dass meine Taufe mit vielen Leuten stattfindet, die ich nicht kenne", sagt er heute. Er wünschte sich, dass der Kreis kleiner und er von Vertrauten umgeben ist.

Die Chance dazu ergab sich bei einer Jugendfreizeit in Schweden. Die Jugendlichen, die sich dort zusammengefunden hatten, waren allesamt Bekannte oder Freunde von Sven. Und diese Gruppe hat den Taufgottesdienst vorbereitet - "jeder hat etwas zum Gottesdienst beigetragen", erinnert sich Monika Kaiser. So haben die Mädchen mit Schminke und Wachs eine Kerze zur Taufkerze umdekoriert; oder die Jugendlichen haben ein Taufbuch für Sven gestaltet. Ihr Sohn, wusste nicht, was genau ihn erwartet - er wurde immer weggeschickt, wenn er gerade auf ein Grüppchen traf, das in Vorbereitungen steckte.

Der Taufgottesdienst fand an einem Abend an einem See statt - es muss ein traumhafter, ein traumhaft stimmungsvoller Abend gewesen ein und für alle Jugendliche das erste Mal, dass sie eine Taufe miterlebt haben. Getauft hat Michel Wendel, Diakon der Pauluskirchengemeinde.

Besonders bewegend war für Sven weniger die eigentliche Taufe - es war der Moment, als ein Mädchen ein Lied für ihn sang, das unter Jugendlichen beliebt ist: "Das Privileg" von Samuel Harfst: "Ist es nicht wunderbar, an diesem Tag zu sein./ Es ist ein Privileg, erachte es nicht als klein./ Wenn du nicht weiterweißt,/ sich Wahrheit als falsch erweist/ und deine Philosophie,/ bleibt nur tote Theorie./ Auch wenn du nicht mehr glaubst,/ Erwartungen zurückschraubst und sagst 'an Gott glaub ich nicht', sag ich dir 'Gott glaubt an dich!'", heißt es darin.

Und heute? Sven ist der Kirche verbunden, auch wenn er wie viele Altersgenossen nicht regelmäßig in die Kirche geht. Seine Mutter zwingt ihn nicht. "Was ich an Werten und Glauben habe, kann ich nur vorleben. Ob die Kinder einen Weg zum Glauben finden, liegt nicht in meiner Hand", sagt sie.

Sven versteht seine Taufe schon als Aufbruch in den Glauben, und das klingt alles andere als pathetisch. Eher normal. Nüchtern. Wie selbstverständlich. Er liege, so erzählt er, oft abends wach im Bett, denke über den Tag nach, sei in ein Selbstgespräch versunken - darüber, was ihn geärgert, gefreut, verletzt habe. Und dann könne es sein, so sagt er erstaunlich unbefangen, dass das Selbstgespräch zu einem Gebet werde. Was er da wie nebenbei preisgibt, ist wie eine kleine Geschichte über den großen Sinn der Taufe: Einer wird da sein, einer hört zu. Immer. Du bist nicht allein.

(RP)
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