Galaabend am Theater in Krefeld Meyer überreicht die Blumen

Krefeld · Generalintendant Michael Grosse moderierte den Galaabend am Theater in Krefeld mit roter Fliege und im Frack.

 Unter der umsichtigen Leitung des neuen ersten Kapellmeisters Diego Martin-Etxebarria begaben sich die Musiker auf eine schöne Reise durch die Höhen und Tiefen opernhafter Liebe.

Unter der umsichtigen Leitung des neuen ersten Kapellmeisters Diego Martin-Etxebarria begaben sich die Musiker auf eine schöne Reise durch die Höhen und Tiefen opernhafter Liebe.

Foto: Thomas Lammertz

Was wäre besser als Motto für eine festliche Operngala geeignet als "Liebe, Lust und Leidenschaft" - gehören und gehörten doch diese Emotionen zu dem Wesenskern eines jeden Musiktheaters. Mal offensichtlich, mal aber auch auf den zweiten Blick, dreht sich nahezu jede Oper um die oft so verworrenen Wege leidenschaftlicher, nicht selten unmöglicher, Liebe, wie Generalintendant Michael Grosse, bei seinen Moderationen des Galaabends am Theater Krefeld immer wieder charmant vor Augen führte. Er trug übrigens als Hommage an das leidenschaftliche Thema - ganz neckisch - eine rote Fliege zu seinem Frack.

Die Operngala hat eine Sonderstellung. An diesem Abend feiert nicht nur das Ensemble zusammen mit dem Publikum ihre Vielseitigkeit, präsentiert sich mal ganz ohne Szene und Kostüm musikalisch, als wolle man in bester Laune sagen: Schaut her, das sind wir, euere Oper - ganz pur! Seinen Reiz entfaltet die Operngala auch durch das überaus bunte und vielfältige Programm; zauberhaft zusammengestellt durch Operndirektor Andreas Wendholz.

Jede Sängerin und, jeder Sänger kann sich hier in einem schön gefügten Reigen mit besonders bravourösen Kostproben ihrer oder seiner Gesangskunst von der besten Seite zeigen. Zudem steht an diesem Abend auch der gesangskünstlerische Nachwuchs - Mitglieder des Opernstudios Niederrhein - in besonderem Fokus. Doch neben den Solisten bietet die Gala auch dem Opernchor (Einstudierung Michael Preiser) und nicht zuletzt dem Orchester - den Niederrheinischen Sinfonikern - reichlich Gelegenheit mit ihren Pfunden zu wuchern.

Unter der umsichtigen musikalischen Leitung des neuen ersten Kapellmeisters Diego Martin-Etxebarria, der eher mit pointierter Leichtigkeit als mit allzu überbordendem spanischen Temperament - falls es das so überhaupt gibt - auftrumpfte, begab man sich auf eine schöne Reise durch die Höhen und Tiefen opernhafter Liebe. Hierbei gebärdete sich das Orchester mal als kundiger Interpret mit bella figura geschmückter Italianità, aber auch, wenn von Nöten, romantisch Deutsch - wie in der Ouvertüre zu Wagners "Das Liebesverbot". Wienerisch sollte es dann zum Finale hin auch noch werden, mit dem so herrlich dekadentem Finale II der Fledermaus, bei dem sich das gesamte Ensemble, samt Chor von bester Seite zeigte. Ob mit der, auch von der inneren Haltung her auf, den Punkt agierenden Mezzo, Julia Rutigliano mit Carmen und Saint-Saëns Arie der Dalila, ob mit Rafael Brucks herrlichem Bariton als der Graf aus Lortzings Wildschütz, oder auch dem profunden und reizvoll gefärbten Bass Matthias Wippichs, Höhepunkte gab es auch darüber hinaus reichlich. So begeisterte Andrew Nolen unter anderem als Leporello, Sophie Witte wiederum - ganz wie man sie kennt - mit La Traviata, oder als Adina aus Donizettis Liebestrank. Nicht fehlen durfte Kairschan Scholdybajew, der sonderbar charmant, auch stimmlich, wie ein Grand Senior des Tenorfachs wirkte. Aus dem Opernstudio präsentierten sich der Tenor Alexander Liu unter anderem als Tonio aus Donizettis Regimentstochter, Armando Elizondo, im Sextett aus Lucia di Lammermoor und nicht zuletzt die große Entdeckung des Abends. Agnes Thorsteins betörte mit ihrer erstaunlich reifen, ansprechend timbrierten, sicher gelenkten - großen - Mezzo-Stimme als Leonora aus Donizettis La Favorita. Zudem sprang sie statt Panagiota Sofroniadou - Gewinnerin des Orchesterpreises des WDR-Funkhausorchesters in Form einer Produktion und somit anderweitig im Einsatz - zusammen mit Rafael Bruck als Papagena ein. Hier wächst eine große Künstlerpersönlichkeit heran.

Kein Wunder, bei der herrlichen Vielfalt, dass der designierte Kulturdezernent und Oberbürgermeister in Personalunion, Frank Meyer, sich nicht nehmen ließ, die Blumen für die Solisten am Ende selbst zu überreichen.

Mit "Libiamo ne' lieti calici" aus der Traviata, als Zugabe, entließen die Akteure das Publikum beflügelt in die kalte Dezembernacht.

(RP)
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