Krefeld Meyer: Mahlzeit für Kinder "edelste Pflicht"

Krefeld · Die Kunst der politischen Rede ist nicht weit verbreitet. Der Krefelder Rat aber hat einen wirklich guten Redner: SPD-Bürgermeister Frank Meyer. Er hat im Schulausschuss eine flammende kleine Rede gehalten und damit verhindert, dass ein für die SPD wichtiges Thema versandet.

Es ging um Kinder, die ohne warme Mahlzeit durch den Tag gehen müssen. Das Problem für den politischen Nahkampf: Bei dem Ziel, jedem Kind eine warme Mahlzeit zu verschaffen, gibt es keine politischen Gegner — alle sind dafür.

Der Befund: Kinder aus sozial schwachen Familien im Ganztag bekommen für einen Euro ein Essen; es gibt dafür ein Programm der schwarz-gelben Landesregierung, die Stadt zahlt mit, den Rest regeln die Schulen selbst. Das Dilemma beginnt bei Kindern, die nicht am Ganztag teilnehmen. Nach Schätzungen der Stadt müssen bis zu 600 Kinder in Krefeld ohne Mittagessen den Tag überstehen.

Hier beginnt die Ratlosigkeit: Der Sozialstaat stößt an Grenzen — nicht weil er nicht helfen will, sondern weil er nicht helfen kann. An dieser Stelle setzte Meyers Rede im Schulausschuss an: Es sei die "edelste Pflicht" eines Gemeinwesens, sich um solche Kinder zu kümmern und nicht nicht einfach zu sagen: Pech gehabt, dass du solche Eltern hast. Das stimmt. An dieser Stelle leuchtet aber eben das Dilemma des Sozialstaates auf: Er kann auch durch noch so viel Geld elterliche Verantwortung nicht ersetzen. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

Meyers rhetorisches Glanzstück war in dieser Woche flankiert von einem rhetorischen Bubenstück: Die Partei Die Linke hat den Hauptschulen vorgeworfen, sie produzierten soziale Verlierer. Das Wort gehört in die elende Reihe sprachlicher Entgleisungen, mit denen mittlerweile über Bildungspolitik debattiert wird. Lieblingskampfwort der Gegner des gegliederten Schulwesens: "Selektion", als würden Kinder in unseren Schulen wie Tiere zur Zucht aussortiert; die Anspielung auf Schlimmes und Schlimmstes ist gewollt.

Jetzt also plappert die Linke mit und konstruiert perfide ein aktives Tun: als würden Hauptschullehrer darauf hinarbeiten ("produzieren"), ihren Schülern zu schaden. Das ist so empörend absurd, dass eine Entschuldigung fällig wäre. Darauf ist kaum zu hoffen; zu sehr ist die Linke durchdrungen vom Glauben an ihre Erlöser-Mission, und Erlöser entschuldigen sich nicht.

Hoffentlich wahren die übrigen Ratsmitglieder bei solchen Debatten weiter Stil und Zurückhaltung. Lehrer und Schüler haben einen Anspruch darauf, von den Politikern, die ja angeblich ihr Bestes wollen, auch sprachlich mit Respekt bedacht zu werden.

(RP)
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