Kr Wie Krefeld Meyer im Glück

Krefeld · Bewegung in Krefeld: In gleich drei großen Fragen kommt die Stadt voran. Paradoxerweise ist der wichtigste Verbündete von SPD-Oberbürgermeister Meyer die CDU. Sie hatte nach der Wahlniederlage erwogen, auf stur zu schalten - tat es aber nicht.

In Krefeld haben gleich drei Großprojekte an Gestalt gewonnen: eine Verwaltungsreform mit der Gründung einer AÖR rückt in greifbare Nähe; für die Sanierung des Stadthauses zeichnet sich eine Mehrheit ab; und der mit SPD, CDU und Grünen getragene Haushalt erhält grünes Licht aus Düsseldorf. Es geht voran mit Krefeld. Politischer Profiteur von all dem ist vor allem Oberbürgermeister Frank Meyer, denn ihm als Repräsentant von Rat und Verwaltung werden solche Erfolge an die Fahne geheftet - auch wenn dafür der Rat verantwortlich zeichnet. Und Meyer wird nicht müde, von Aufbruchstimmung in der Stadt zu reden. Stimmt ja auch.

Man wird allerdings daran erinnern dürfen, dass Meyers Mehrheiten, die nun für Bewegung sorgen, wesentlich von der CDU mitgetragen werden. Das ist keineswegs selbstverständlich. Es gab bei den Christdemokraten nach der verlorenen OB-Wahl sehr wohl starkes Grummeln und die Debatte, ob man nun auf Totalopposition schaltet und jedes Projekt, das Meyer angeht, torpediert. Damit wären die Fronten der Jahre unter CDU-Oberbürgermeister Kathstede, die im Rat oft genug für eine Patt-Situation gesorgt haben, fortgeschrieben worden. Der Mehltau, der seinerzeit über der Stadt lag, wurde von der SPD Kathstede angelastet, war aber auch von der SPD politisch gewollt. Doch Wut ist ein ebenso schlechter Ratgeber wie Angst. Am Ende haben sich die Christdemokraten auf Zusammenarbeit geeinigt - sicher auch aus der Sorge, dass das Publikum weiteren endlosen Streit angesichts massiver Probleme der Stadt nicht goutiert.

So ist Meyer ein OB im Glück: Sein wichtigster Verbündeter im Rat ist eine CDU, die auf Kooperation gepolt ist, um wieder Tritt zu fassen. Die SPD wiederum hat ein hohes Interesse, die Christdemokraten bei Laune zu halten, denn nur so wird es weiter vorangehen in der Stadt.

Sind die beiden Großen bei den großen Fragen einig, ist es bei einer nicht ganz so elementaren Frage - Öffnung oder Schließung des Karlsplatzes - zum Zwist gekommen. Für die CDU ein Glücksfall: Sie kann sich gegen Rot-Grün als bürgernah positionieren. Der Konflikt macht auch deutlich, dass sich die SPD nicht ohne weiteres von Verwaltungsvorschlägen distanzieren kann. Immerhin stünde dann zu befürchten, dass sie damit auch den Chef der Verwaltung trifft. Bislang aber hat Meyer Fortune.

(RP)
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