Krefeld Mediziner fordern CO-Melder in Shisha-Bars

Krefeld · Die Mediziner verweisen auf die steigende Zahl an Kohlenmonoxid-Vergiftungen in solchen "Lokalen". Die Verwaltung kontrolliert "Shisha-Bars" nicht anders, als "normale Gaststätten" - und verweist auf den Schornsteinfeger.

 Beim Shisha-Rauchen entsteht bei der Verbrennung der Wasserpfeifenkohle Kohlenmonoxid.

Beim Shisha-Rauchen entsteht bei der Verbrennung der Wasserpfeifenkohle Kohlenmonoxid.

Foto: AB

Mediziner schlagen mit Blick auf die Zustände in den Krefelder "Shisha-Bars" Alarm: Vor dem Hintergrund einer steigenden Zahl an Kohlenmonoxid-Vergiftungen in solchen "Lokalen" fordern die Ärzte, die Installation von CO-Meldern dort zur Pflicht zu machen. Einen entsprechenden Beschluss fasste die Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein. Sie erwartet von der Landesregierung, dass hier zügig gehandelt wird.

Die Mediziner haben in ihrem aktuellen Beschluss explizit auf entsprechende Probleme in Krefeld hingewiesen, wo es in den vergangenen Wochen zu mehreren bedenklichen Vorfällen gekommen ist. Im Oktober mussten zwei Frauen nach dem Besuch einer Shisha-Bar stationär behandelt werden. "In vielen solcher Lokale wird regelmäßig Wasserpfeifenkohle verbrannt, die zu hohen Werten von Kohlenmonoxid in der Raumluft führt", warnen die Mediziner. Kontrollen der Ordnungsämter in verschiedenen Städten hätten aufgezeigt, dass in einigen Bars der CO-Wert um fast das Zehnfache des noch durch die Berufsgenossenschaften als unbedenklich definierten Wertes erhöht gewesen sei.

In Krefeld existieren solche speziellen Kontrollen anscheinend nicht. Auf Anfrage unserer Redaktion teilte die Stadtverwaltung schriftlich mit: "Da es keine rechtlichen Vorschriften gibt, sich als Shisha-Bar zu benennen, werden solche Bars nicht anders kontrolliert als ,normale' Gaststätten, also regelmäßig, aber in unregelmäßigen Abständen." Ergänzend hat sich die Behörde allerdings wohl auch Gedanken über mögliche Gefährdungen mit Blick auf Kohlenmonoxid-Vergiftungen in Gaststätten gemacht. Sie verweist in diesem Punkt jedoch auf die Schornsteinfeger. "Sollte allerdings eine Feuerungsanlage (zB. ein Ofen o.ä.) vorhanden sein, ist der Fachbereich Umwelt bzw. seine 18 hoheitlich tätigen Schornsteinfeger involviert", erklärt das Presseamt weiter zur Frage nach Kontrollen in Shisha-Bars. Es folgt ein abschließender Hinweis "zum Betrieb von Feuerungsanlagen".

Gleichzeitig räumt die Verwaltung ein, dass ihr die genaue Anzahl der Shisha-Bars in der Stadt nicht bekannt ist. "Die Bezeichnung ,Shisha-Bar' steht für Gaststättenbetriebe, die die Nutzung von Shishapfeifen anbieten. Eine Anzeige- und/oder Erlaubnispflicht besteht dafür jedoch nicht", so der Stadtsprecher. Die Verwaltung vermutet, dass "nach derzeitiger Einschätzung" in Krefeld ständig um die zwölf Betriebe die Bezeichnung "Shisha-Bar" tragen.

Fakt ist, dass seit Ende Oktober in Krefeld vier Vorfälle in "Shisha-Bars" gemeldet wurden, bei denen die Feuerwehr ausrücken musste. Im jüngsten Fall am Südwall war es in einer Bar zu vermehrter Rauchbildung gekommen. Zum Glück waren noch keine Besucher in den Räumen. "Kohlenmonoxid ist Ursache für einen Großteil tödlicher Vergiftungen", so ein Feuerwehrmann gegenüber unserer Redaktion. Dennoch werde es noch immer häufig unterschätzt. Da das Atemgift so gut wie keine Reizungen hervorruft, werde es zunächst kaum wahrgenommen: Frühe Anzeichen einer Vergiftung sind Müdigkeit, Benommenheit, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und grippeähnliche Symptome. Das Shisha-Rauchen gilt als "Gefahrenquelle", da auch hier bei der Verbrennung der Wasserpfeifenkohle Kohlenmonoxid entsteht. Besonders beim schnellen Rauchen ohne Absetzen der Pfeife in geschlossenen Räumen ohne ausreichende Luftzufuhr gelangt nicht mehr genug Sauerstoff in den Organismus.

Ein weiterer Krefelder Vorfall - eine Woche zuvor an der Rheinstraße - verlief nicht so glimpflich. Eine Person musste wegen einer Kohlenmonoxid-Vergiftung in ein Düsseldorfer Krankenhaus gebracht werden. Ebenfalls mit Vergiftungserscheinungen in eine Klinik kamen Ende Oktober zwei Frauen, die zuvor eine Krefelder Shisha-Bar besucht hatten.

Nach Aussage der Universitätsklinik Düsseldorf werden die Patienten in einer speziellen Druckkammer behandelt. Bei der Therapie wird unter Zuhilfenahme von Überdruck 100 Prozent Sauerstoff zugeführt, um das Kohlenmonoxid aus dem roten Blutfarbstoff und lebenswichtigen Organgeweben - unter anderem dem Gehirn - zu verdrängen.

(RP)
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