Serie Ausbildung Bei Currenta (6) Mechaniker, die Stahl und Eisen biegen

Krefeld · Kevin Stapper erschafft als Anlagenmechaniker ganze Rohrsysteme. Seine Ausbildung macht er im Chempark Dormagen.

 Kevin Stapper mit einem Rohrgabelstück, das er nach einer Zeichnung gefertigt hat.

Kevin Stapper mit einem Rohrgabelstück, das er nach einer Zeichnung gefertigt hat.

Foto: Georg Salzburg

Er ist zwar nicht der stärkste Mann der Welt, aber Kevin Stapper kann trotzdem Stahl und Eisen biegen. Das lernt der 19-Jährige in seiner Ausbildung zum Anlagenmechaniker bei Currenta in Dormagen. Kevin Stapper zeigt ein Rohrgabelstück, das er im zweiten Ausbildungsjahr angefertigt hat, und erklärt: "Dieses Rohrformstück mussten wir nach einer Zeichnung anfertigen. Wichtig ist dabei, dass die Maße stimmen, sonst kann man das Werkstück später nicht gebrauchen." Ausbilder Peter Swoboda nickt bestätigend. "Es gibt in der Ausbildung einen Toleranzbereich, darüber oder darunter sollte das Stück nicht liegen, sonst ist es wertlos. Idealerweise sind am Ende alle Rohrgabelstücke identisch. In der beruflichen Realität wird es später nur noch richtig oder falsch geben."

Wer eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker machen möchte, sollte Matheaufgaben gerne lösen und wissen, dass der Satz des Pythagoras nichts mit Literatur zu tun hat. "In unserem Beruf müssen wir immer wieder Diagonalen berechnen, deshalb sollten Auszubildende die Formel a²+b²=c² nicht nur gehört haben, sondern auch anwenden können", sagt Swoboda. Kevin Stapper hat damit kein Problem. Er hat berechnet, dass er bei seinem Rohrgabelstück die vorgegebenen Werte zu 86 Prozent erreicht hat. Ein gutes Ergebnis. Doch wie wurde das Rohr so ansprechend rund? "Wir haben die Rohre mit Sand gefüllt und den Sand verdichtet. Anschließend haben wir das Material erhitzt, um es leichter biegen zu können."

Statt des üblichen Currenta-"Ausbildungs-Dress' trägt Kevin Stapper einen grünen, feuerfesten Anzug, der bei allen Arbeiten mit der offenen Flamme Pflicht ist. Auch eine Schutzbrille gehört dazu. Wie schnell Unfälle durch Unachtsamkeit passieren können, weiß Ausbilder Swoboda, der deshalb besonderen Wert auf Sicherheit legt. "Wir hatten mal den Fall, dass ein Auszubildender sich bei heißem Wetter mit dem Ärmel seiner Arbeitsjacke den Schweiß von der Stirn gewischt hat. Dabei ist ein winziger Metallsplitter im Gesicht hängen geblieben, der ihm kurz darauf mit dem Schweiß ins Auge gelaufen ist. Solche Unfälle sind vermeidbar, wenn man sich angewöhnt, immer ein sauberes Taschentuch zu nehmen."

Kevin Stapper arbeitet gerne in der Werkstatt, in der es beim Schweißen oder Biegen richtig zur Sache geht. "Ich könnte mir gut vorstellen, auch später in der Rohrsystemtechnik zu bleiben. Dann würde ich zum Beispiel Rohrsysteme warten und Ersatzteile selbst anfertigen. Es ist schön, die Ergebnisse der eigenen Arbeit schnell in der Hand zu halten." Kreativität und gutes räumliches Vorstellungsvermögen sind gefragt, wenn aus bloßen Zeichnungen komplexe Systeme und Anlagen entstehen sollen.

Fertige Anlagenmechaniker können in vielen Bereichen eingesetzt werden, nicht nur im Chempark, sondern auch bei der Feuerwehr oder im Heizungs- und Sanitär-Bereich. Kevin Stapper: "Mich hat das Handwerkliche direkt angesprochen. Ich habe immer schon gerne handfeste Arbeiten gemacht." Peter Swoboda teilt die Begeisterung fürs traditionelle Handwerk. "Natürlich nutzen wir heute im theoretischen Teil der Ausbildung auch den Computer, um Datenblätter auszudrucken oder den Beamer, um Lerninhalte zu präsentieren. Im praktischen Teil ist jedoch vieles noch so, wie ich es aus meiner eigene Ausbildung kenne. Und das war 1999."

(RP)
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