Rp-Aktion Krefelder Künstler - Die Andere Weihnachtskarte Martin Lersch, der Epochenreisende

Krefeld · In einer kleinen Edition hat die Rheinische Post Kunstpostkarten mit Krefelder Künstlern aufgelegt. Martin Lersch hat Szenen aus Bildern bekannter und weniger bekannter Künstler vom 15. bis 20. Jahrhundert in seinem Stil nachempfunden. Kennen Sie die Vorlagen?

 Martin Lersch in seinem Atelier: Er malt auf Papier im Format 33 x 66 Zentimeter.

Martin Lersch in seinem Atelier: Er malt auf Papier im Format 33 x 66 Zentimeter.

Foto: ped

Vincent van Gogh hat vermutlich nicht an den Stern von Bethlehem gedacht, als er 1889/90 - geprägt vom Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt von Saint-Rémy - seine berühmten Sternenbilder malte. Dennoch - oder gerade wegen dieser Umstände - hat ihr Licht eine symbolische Kraft, die durchaus weihnachtliche Botschaften in sich trägt. Deshalb konnte Martin Lersch gar nicht anders, als van Gogh für seine gemalten Impressionen zu Weihnachten auszuwählen. Für die kleine Edition mit Kunstpostkarten ist er durch die Epochen und Stile gereist und hat Künstler vom 15. bis zum 20. Jahrhundert zitiert.

Lersch führt ein Schatzbuch. Von außen ist es eine unauffällige, abgegriffene Kladde, doch darin birgt er Fundstücke aus der Kunstgeschichte. Bilder von bekannten und völlig unbekannten Malerkollegen aller Generationen, die ihm auffallen, archiviert er. Manchmal sind es nur Exzerpte, aus Abbildungen herausgerissene Ausschnitte, von denen Lersch denkt, dass sie einmal zum Einsatz kommen könnten. "Wenn ich darin blättere, kommen die Ideen", sagt er. Dann fügt sich ein Puzzleteilchen zum nächsten und ergibt eine Geschichte.

Seit einigen Jahren malt und zeichnet Lersch auf Papier im Maß 33 mal 66 Zentimeter. Manchmal hat er schon einen Zyklus im Kopf, wenn er den ersten Strich setzt. Oft ist es auch ein Motiv, das in seinem Kopf weiterarbeitet und aufs Papier drängt. Meist bleibt ein Blatt kein Solist, fast immer finden sich thematische Verwandte. Dann drängen die auf den flüchtigen Blick so verschiedenen Arbeiten zueinander. Aber Lersch hat auch großes Vergnügen daran, die Einzelstücke immer wieder verschieden zu kombinieren und so neue Verbindungen und Erzählstränge zu knüpfen.

Rp-Aktion Krefelder Künstler - Die Andere Weihnachtskarte: Martin Lersch, der Epochenreisende
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Das Fabulieren mit Stift, Pinsel und Farbe ist seine Leidenschaft. Als Enkel des Arbeiterdichters Heinrich Lersch ist er da familiär vorbelastet. "Literatur und Geschichten waren bei uns zu Hause immer wichtig", sagt er. Vielleicht rührt daher auch seine Begeisterung, mit der er literarische Vorlagen bildlich interpretiert - zuletzt Novellen von Theodor Storm.

Lersch ist 1954 in Mönchengladbach geboren und hat zuerst an der Hochschule Niederrhein Design studiert, danach Illustration an der Folkwangschule in Essen. Fast ein Vierteljahrhundert hat er in Frankreich gelebt, bevor er sich wieder am Niederrhein niederließ. Sein Atelier hat er im ehemaligen Bahnhof in Goch. Hier entstand auch der umfangreiche Zyklus, aus dem er zehn Blätter für die "Andere Weihnachtskarte" ausgewählt hat. Mit feinem Gespür lässt Lersch sich auf die Bilder der Künstler vom 15. bis zum 20. Jahrhundert ein, empfindet Stimmungen und Stile nach und pflegt doch die eigene Handschrift. So ergibt sich eine Homogenität, die eher fühl- als sichtbar ist. Und plötzlich lassen sich alle Szenen plausibel in andere Deutungen übertragen. Dass Maria und das Jesuskind im Jahr 1505 Bezüge zur biblischen Weihnachtsgeschichte haben, steht außer Frage. Aber eine Hütte, in den 1930er Jahren gemalt, hat als "Stall" symbolischen Tiefgang.

Ob Künstler oder Bild der breiten Masse bekannt sind, stört Lersch nicht. Er wählt nicht nach dem Wiedererkennungsfaktor aus, aber stört sich auch nicht daran. Kunst setzt Fantasien in Gang, und die Bilder, die in den Köpfen der Betrachter entstehen, will Lersch schon gar nicht in irgendwelche Bahnen lenken. Und so bieten seine Epochenreisen auch Kunstabenteurern Neues. Nicht alle Bilder, nach denen Lersch arbeitet, hat er im Original gesehen. "Das muss ich nicht, ich kopiere ja nicht", sagt er. Und manche sind auch weitgehend unbekannt, von Künstlern, über die man kaum etwas weiß. Für Lersch spielt es keine Rolle. Aber können Sie die Bilder zuordnen?

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(RP)
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