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Krefeld Lern-Genie eröffnet eigenes Lehr-Institut

Krefeld · Joe Trenk nennt sich einen bilderbuchhaften Versager, der gerade noch rechtzeitig die Kurve bekommen hat. Nach abgebrochener Schule und abgebrochener Lehre veränderte er sein Leben radikal.

 Joe Trenk vom Vera Beckers Berufskolleg zeigt sein einzigartiges Zeugnis mit einem Notendurchschnitt von 0,7.

Joe Trenk vom Vera Beckers Berufskolleg zeigt sein einzigartiges Zeugnis mit einem Notendurchschnitt von 0,7.

Foto: RP-Foto; Falk janning

Es ist eine Geschichte wie in einem Märchen, sie klingt fast zu schön und kitschig, um wahr zu sein. Sie handelt von einem Raufbold, der in der Schule scheitert, seine Ausbildung abbricht, sich aus lauter Frust auf Partys prügelt und an seinem Tiefpunkt von einem auf den anderen Tag eine komplette Verwandlung vollzieht. Aus dem Versager wird ein Siegertyp, der von der Schatten- auf die Sonnenseite des Lebens wechselt, sein Abitur mit einem Notenschnitt von 0,7 macht. Joe Trenk heißt der erstaunliche junge Mann aus Krefeld, dem es vor ein paar Tagen als erster Abiturient Deutschlands gelungen ist, in jedem Fach 15 Punkte und die Note 1+ zu erreichen. Damit aber nicht genug: Neben der Schule fand der 22-Jährige genug Zeit, die Firma "Great Grades" zu gründen. Mit ihr will er Schülern die Geheimnisse seiner Lernerfolge vermitteln, ihnen zeigen, wie man in der Schule besser wird.

Und seine Firma ist erfolgreicher als er vermutet hatte. Täglich habe er im Durchschnitt zwei Neuanmeldungen, sagt er. Seine Erfolge haben sich herumgesprochen und Schüler neugierig gemacht. Im August des vergangenen Jahres lud er seine Mitschüler zu einem ersten Seminar unter dem Titel "EinskommaX" ein. 67 Schüler kamen, um zu erfahren, welches Geheimnis hinter seinen guten Noten steckt. "Und das beste: Die Seminarteilnehmer haben sich in den folgenden Wochen und Monaten alle verbessert", sagt Joe Trenk. "Das hat mich zur Gründung der Lernplattform Great Grades im Internet ermutigt."

Joe Trenk passt so gar nicht in das Klischee des blassen, bebrillten und unsportlichen Strebers, der mit dem Leben nicht klarkommt. Der Abiturient ist genau das Gegenteil, was schon die 1+ beweist, die sich das muskelbepackte Kraftpaket auch im Fach Sport sicherte. Aber auch sein Lebenslauf ist ganz speziell. Dreieinhalb Jahren ist es erst her, da sahen sein Leben und seine Zukunftsaussichten noch recht finster aus. Nach der zehnten Klasse hatte er mit Fünfen in Mathematik und Physik sowie einem Notenschnitt von 3,8 seine Schullaufbahn auf dem Luise-von-Duesberg-Gymnasium in Kempen vorzeitig abbrechen müssen. Seine Eltern boten ihm in ihrem Unternehmen daraufhin einen Ausbildungsplatz an, doch auch die Lehre brachte er nicht zu Ende und beendete sie nach nur neun Monaten.

"Zu diesem Zeitpunkt war ich ein Versager wie aus dem Bilderbuch", sagt er heute. Aber es kam noch schlimmer: Nach einer Schlägerei bei einer Silvesterparty kam er in Konflikt mit den Ordnungshütern, und seine Freundin trennte sich von ihm. "Mir wurde klar, dass ich auf die schiefe Bahn geriet. Es musste sich dringend was ändern. Ich setzte mir zum Ziel, das Abitur mit einem Schnitt von 1,0 nachzuholen und anschließend Medizin zu studieren. Niemand hat mir geglaubt, dass mir das gelingen könnte." Doch Joe Trenk arbeitete Tag und Nacht an seinem Ziel. Er verschlang Bücher über Lerntechniken sowie Zeitmanagement, meldete sich beim Berufskolleg Vera Beckers an und startete mit einem Lernkonzept in die Oberstufe, das er sich selbst zusammengebastelt hatte. Bereits in der elften Klasse erzielte er damit einen Notenschnitt von 1,0, in der 13. Klasse verbesserte er ihn dann sogar auf 0,7.

"In der Schule lernt man nicht, wie man lernt", sagt Joe Trenk. Er habe es erst durch das Studium der Bücher herausgefunden. "Jeder kann meinen Weg gehen, dafür muss man kein Superhirn sein", behauptet er. "Vonnöten sind lediglich die richtige Lerntechnik sowie Disziplin und Willenskraft." Von letzterem hat er eine ganze Menge: Jeden Morgen steht er um halb sechs auf, geht eine Runde laufen und beginnt mit dem Lernen nach seiner ganz speziellen Methode. Wirtschaftspsychologie möchte er nun studieren. Den Stoff der ersten beiden Semester hat er bereits durchgearbeitet. "Ich möchte meine Geschichte weiter hinaustragen in die Welt und noch mehr Schüler inspirieren und motivieren, Bestnoten zu erzielen", sagt er. Über die Firma verbreitet er seine Lerntechniken jetzt deutschlandweit.

(RP)
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