Krefeld Laschet: "Wir haben die reale Chance, diese Wahl zu gewinnen"

Krefeld · Nach den jüngsten Umfragen hat CDU-Spitzenkandidat Laschet seine Partei auf Sieg eingeschworen. Seine Rede wurde beim CDU-Parteitag mit stehenden Ovationen und "Armin, Armin"-Rufen gefeiert.

 CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet gestern mit den Krefelder CDU-Landtagskandidaten Britta Oellers und Marc Blondin. Laschet sprach beim CDU-Kreisparteitag im Saal Gietz in Fischeln.

CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet gestern mit den Krefelder CDU-Landtagskandidaten Britta Oellers und Marc Blondin. Laschet sprach beim CDU-Kreisparteitag im Saal Gietz in Fischeln.

Foto: Dirk Kamp

Es war die Woche der Spitzenkandidaten in Krefeld: Erst hat SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bei einer Schlufftour einmal mehr demonstriert, warum sie das stärkstes Zugpferd ihrer Partei ist; gestern Abend sprach ihr CDU-Herausforderer Armin Laschet vor dem CDU-Kreisparteitag und zeigte, dass die CDU 16 Tage vor der Landtagswahl verblüfft über ihre guten Umfragewerte ist. "Wir alle spüren, dass es knapp wird", rief Laschet den Delegierten anfangs zu, um zum Ende seiner 41-minütigen Rede zu schließen: "Wir haben jetzt die reale Chance, diese Wahl zu gewinnen." Der Parteitag hörte es gern: Die Stimmung war gelöst, Laschet wurde mit stehenden Ovationen gefeiert.

Beide Spitzenkandidaten präsentierten sich in den Formaten, die am besten zu ihnen und zur Lage passten. Kraft suchte den Kontakt zu den Leuten und spielte ihre Menschenfischer-Qualitäten aus. Laschet versuchte, eine Partei zu mobilisieren, die nach der Niederlage bei der Landtagswahl 2012 tief verunsichert war. Dass die Stimmung besser ist, zeigte ein heiter-ironischer Rückblick ins Tal der Tränen: Laschet berichtete, er sei 2012 nach der verlorenen Wahl in Krefeld gewesen: "Elmar Brok ist mir ins Auto gefahren, das ist ein bisschen wie der Zustand unserer Partei gewesen: Es ging einfach alles schief."

Nun also präsentierte sich ein Laschet, der auf Angriff schaltete. Und das tat er, der zuletzt in der ZDF-"Heute-Show" für einen Wutausbruch im Parlament veralbert wurde, sehr gut. Er wahrte die Balance aus Witz, Sarkasmus, Zahlen und jener Mischung aus Vagheit und Unfairness, die Wahlkämpfer immer auch auszeichnet. Er malte ein Bild von NRW als einem Land, das in allen Statistiken Schlusslicht ist (was objektiv nicht stimmt), Dinge immer verkompliziert, immer am unteren Ende der Sicherheitsstandards und unter seinen Möglichkeiten bleibt: "Wir wollen nicht mehr Schlusslicht sein", rief er unter dem Jubel der Delegierten, "auch in NRW gibt es - nicht erst seit dieser Woche - Stimmen, die sagen: Wir wollen auch mal die Bayern schlagen." Die Anspielung auf den Sieg des BVB gegen Bayern München zündete. Laschet wirkte, auch wenn er zuschlug, nie verbissen.

Nur selten griff Laschet die überaus beliebte Hannelore Kraft an; er nahm sich stattdessen die beiden schwächsten Figuren in ihrem Kabinett vor: Innenminister Ralf Jäger (SPD), der wegen des Terroristen Anis Amri schwer unter Druck steht, und die grüne Bildungsministerin Sylvia Löhrmann, der Laschet schwere Versäumnisse bei der Inklusion vorwarf. In NRW, sagte Laschet, gebe es 144 Einbrüche pro Tag; "fünfmal so viele wie in Bayern". Hinweise auf offene Grenzen, wie sie Jäger zur Erklärung anführe, verfingen nicht: "Bayern hat auch offene Grenzen." NRW, kritisierte Laschet, sei (mit Berlin und Bremen) eines von drei Bundesländern, die keine Schleierfahndung in der Grenzregion zuließen. "Warum ist NRW immer bei denen mit den niedrigesten Sicherheitsstandards? Ich will die höchsten Standards." Auch bei den Stichworten Infrastruktur und Wachstum wählte Laschet eine Tonlage zwischen Spott und Angriff. Genüsslich beschrieb er die Umwege, die Lkw-Fahrer oder auch Hannelore Kraft in ihrem gepanzerten, schweren Dienstwagen wegen der maroden Brücke in Leverkusen fahren müssten - dabei sei man dort schon bei den Römern über den Rhein gekommen. Die Landesregierung, spottete er weiter, gebe viel Geld für komplizierte Gutachten aus, wie man Wölfe von Ostwestfalen an den Niederrhein bringe; dabei wäre es wichtig, erst einmal Lkw dorthin zu bringen. Beim Stichwort Inklusion warf er der Landesregierung vor, erst Kinder von Förder- an Regelschulen zu bringen, dann aber nicht für die notwendigen Sonderpädagogen zu sorgen. Hart kritisierte er die Schließung von Förderschulen und kündigte unter starkem Applaus an: "In meiner ersten Kabinettssitzung werden wir ein Moratorium für Förderschulen beschließen." Der Jubel zeigte: Damit traf er einen Nerv. Zum Schluss machte Laschet Wahlkampf gegen die FDP: Er wisse ja, dass viele CDU-Freunde die FDP stützten. Nun aber, da die CDU überraschend daran glauben darf, stärkste Fraktion im Landtag zu werden und den Ministerpräsidenten zu stellen, kommt es für Laschet auf jede Stimme an, denn: "Jede Stimme für die FDP ist eine Stimme zur Verlängerung der Amtszeit von Frau Kraft." Er spielte damit auf das Szenario an, mit dem viele Beobachter rechnen: Es wird in NRW eine große Koalition geben. Die Frage ist, unter wessen Führung.

Laschet hat seiner Partei gestern den Glauben vermittelt: Es kann auch unter CDU-Führung sein.

(RP)
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