Krefeld Lachen und Staunen im Circus Probst

Krefeld · Der "Wintercircus" bietet auf dem Sprödentalplatz eine bunte Mischung aus Akrobatik und Raubtiernummer. Nicht alle sind darüber erfreut: Tierschutzaktivisten formieren sich am Platz zu Demonstrationen.

 Ein vielfältiges Programm mit Artistik, Clownerie, Jonglage und natürlich Tier-Dressuren bietet der Krefelder Wintercircus "Probst" auf dem Sprödentalplatz noch bis zum 31. Januar.

Ein vielfältiges Programm mit Artistik, Clownerie, Jonglage und natürlich Tier-Dressuren bietet der Krefelder Wintercircus "Probst" auf dem Sprödentalplatz noch bis zum 31. Januar.

Foto: Thomas Lammertz

Die Hände von Lenchen (4), Benjamin (7) und Florian (5) zeigen nach links, rechts, oben und unten. Die Kinder wissen vor lauter Aufregung nicht so recht, wohin sie zuerst schauen sollen: In der Zirkuswelt, in die sie für ein paar Stunden eintauchen, ist alles spannend, glitzernd und voller Wunder. Die Drei sind mit ihrer Oma Hilde und Opa Wolfgang in Krefeld. Der Besuch ist von langer Hand geplant, ein Geburtstagsgeschenk für den Ältesten. Besonders freuen sich die Kinder auf die Tiere. Lange warten müssen sie darauf nicht. Kurz nach 16 Uhr geht es mit der Premierenshow los.

Die Pferdeshow von Stephanie Probst erobert nicht nur eingefleischte Pferdefans. Fünf Schimmel preschen in die Arena, etwas später zwei wunderschöne Friesen-Hengste und eine halbe Portion - ein winziges Pony, das unter dem Bauch der Großen durchflitzt. Die Pferde parieren nach kleinsten Schnalzgeräuschen und einem Wink mit der kurzen Gerte; sie wissen genau, was zu tun ist. Die ersten Ahs und Ohs aus dem Publikum werden laut. Die Inszenierung funktioniert, die Gäste sind begeistert.

Überhaupt ist das Potpourri der unterschiedlichen Tierarten, die Direktor Reinhard Probst zeigt, ein exotisches Miteinander. So traben ungarische Steppen- und afrikanische Watussi-Rinder einträchtig neben Kamel und Dromedar her; ein Emu springt über deren Rücken, und dann begrüßen die Riesen das Publikum in der ersten Reihe, indem sie sich mit den Vorderhufen auf das erste Podest stellen - so nah, dass man den Atem riechen kann. Da treibt es den Puls schon etwas hoch, wie sich am Juchzen der Betroffenen erahnen lässt.

Aber das ist noch nichts im Vergleich zur Show von Tierlehrer Tom Dieck jun., der für seine Raubtiernummer beim internationalen Circus-Festival in Monte Carlo ausgezeichnet wurde. Neben seinen Tigern, die sich geduldig auf dem Boden rollen können, sind die beiden Liger äußerst imposante Erscheinungen aus so kurzer Distanz: Sie sind die größten Katzen der Welt und Hybriden, die aus der Kreuzung eines männlichen Löwen und eines weiblichen Tigers hervorgehen. Gut, denkt man sich, dass ein sicherer Zaun steht, denn zu einem Küsschen mit den Katzen, wie Tom Dieck es tut, würde man sich nicht hinreißen lassen wollen.

Constantin (8) und sein Freund Aaron (9) sind augenscheinlich Fans der Akrobatik: "Das Duo Ortiz auf Hochseil und Todesrad, das war einfach unglaublich cool", sagen beide, und mehr versteht man nicht aus den dann folgenden Eindrücken der beiden - Worte und Tonfrequenz überschlagen sich regelrecht. Das Fazit von Regine (68) und ihrer Schwester Dorothee (64) lautet so: "Der Besuch des Krefelder Winterzirkus ist ein Erlebnis und entführt uns für mehrere Stunden in eine faszinierende Welt voller Spannung und Abenteuer, das real ist, also weg von Fernsehen und Kino. Das schätzen wir beide sehr. So viele Starartisten aus aller Welt, die mit viel Schweiß und Überzeugung die tollkühnsten Dinge vollführen - das ist unglaublich", fasst es Regine nach der Show auf dem Weg nach draußen zusammen.

Dort ist dann aus kleiner Entfernung die andere Stimme zum "Zirkus mit Tieren" zu hören: Tierrechtler demonstrieren mit Parolen, wie: "Kein Applaus für Tierquälerei!" und machen mit ihrem Protest darauf aufmerksam, dass Tiere keine Unterhaltungsobjekte sind. Die Mutter von Lenchen, Benjamin und Florian ist aus genau diesem Grund nicht mit in den Zirkus gekommen: Sie lehnt Tiere im Zirkus ab. Constantin und Aaron lassen sich davon nicht sonderlich aus der Ruhe bringen. Sie studieren abseits der Gruppe ihre ersten eigenen Akrobatik-Nummern ein: "Nur für den Fall, dass mal jemand ausfallen sollte . . .."

(RP)
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