Krefeld Kunst zum Mitmachen

Krefeld · 2018 wird es im Kaiser-Wilhelm-Museum innovativ. Gleich zwei Ausstellungen des Programms sind aufs Mitmachen ausgelegt. Klassische Kunst gibt es natürlich trotzdem.

 Bei der Ausstellung des jungen Dänen Christian Falsnaes werden die Besucher auf Anweisung selbst zum Kunstwerk. Der Performance-Künstler animiert die Menschen zu ausgefallenen Aktionen und hält diese fest.

Bei der Ausstellung des jungen Dänen Christian Falsnaes werden die Besucher auf Anweisung selbst zum Kunstwerk. Der Performance-Künstler animiert die Menschen zu ausgefallenen Aktionen und hält diese fest.

Foto: Falsnaes

Das Kaiser-Wilhelm-Museum (KWM) wird 2018 zu einem "Ort des künstlerischen Experimentierens". Denn von der traditionellen Betrachtungsweise von Ausstellungen weicht das neue Programm an vielen Stellen ab und lädt die Besucher zum Mitmachen ein. "Wir sehen es als unsere Aufgabe, auch neue Wege zu gehen. Mit der sogenannten Performance-Kunst wollen wir Kunstgeschichte mitschreiben", sagte Leiterin Katia Baudin gestern bei der Vorstellung des Jahres-Programms.

In der Praxis wird das wie folgt aussehen: Der junge dänische Künstler Christian Falsnaes kommt ab dem 28. März mit seiner ersten großen Einzelausstellung nach Krefeld. Dafür hat er verschiedene Herangehensweisen entwickelt, um die Besucher selbst zum Kunstwerk werden zu lassen. Ein Beispiel: Bei einer seiner vergangenen Präsentationen verlangte er von den Anwesenden, sich die Kleider vom Leib zu schneiden, um daraus eine Collage zu entwerfen - und die meisten machten mit. "Er hat eine charismatische Art die Leute zu aktivieren", erklärte Kuratorin Sylvia Martin.

Keine Sorge: Nicht an jeder Station geht es so verrückt zu. "In einem Raum liegt beispielsweise ein Telefon mit dem man Falsnaes anrufen kann. Von dort gibt er den Besuchern dann Anweisungen. Etwa: andere anzusprechen oder die Wand zu bemalen", sagte Martin. An anderer Stelle fordert der Däne die Besucher auch nur auf, zu lachen, zu springen oder in die Hände zu klatschen. "Die Besucher können einige Werke jederzeit selbstständig aktivieren. Zudem ist der Künstler während der Ausstellung immer wieder selbst vor Ort, um Handlungen gemeinsam mit den Besuchern durchzuführen", sagte die Kuratorin.

Ebenfalls interaktiv wird es ab dem 16. November, wenn das niederländische Künstler-Duo Bik van der Pol ins KWM kommt. Die Niederländer sind dafür bekannt, bereits bestehende Sammlungen auf eine neue Art und Weise erlebbar zu machen. Dabei beziehen sie die Besucher aktiv mit ein. "Partizipation ist das Zauberwort", erklärte Museumspädagoge Thomas Janzen. Er freut sich, dass das KWM nicht mehr nur Ausflugsziel, sondern auch ein Ort für eigene Kreativität ist. Fortgesetzt wird deshalb auch die Arbeit im "Studio 2", wo es ganzjährig wechselnde, interaktive Angebote zu den jeweiligen Ausstellungen gibt.

Natürlich ist im neuen Programm auch an die Liebhaber klassischer Kunst gedacht. "Ein absolutes Highlight ist für mich eine Ausstellung im letzten Quartal 2018. Das wird ein Publikumshit", sagte Baudin. Gemeint ist die Neuinszenierung des Jugendstils namens "Auf Freiheit zugeschnitten". "Hier möchten wir das Kleid in den Stand eines Kunstwerks erheben", erklärte die zuständige Kuratorin Magdalena Holzhey. Die ästethische Gestaltung von Frauenkleidern um 1900 soll Ausgangspunkt sein, um gemeinsam mit anderen Werken ein Gesamtkunstwerk zu kreieren.

Darüber hinaus gibt es drei weitere Ausstellungen. Von Mai bis Oktober spannt die Präsentation der Designermöbel von Domeau und Pérès einen Bogen zwischen Kunst und Handwerk. Ebenfalls in diesem Zeitraum wird anlässlich des 150. Geburtstags von Peter Behrens dessen Industrie-Kunst gezeigt. Außerdem bespielt das KWM seine erste Etage ab November mit den zeitgenössischen Fotografien von Volker Döhne. Der Künstler wird während der Renovierung der Häuser Lange und Esters zudem künstlerische Fotografien der Gebäude von innen und außen anfertigen. "Diese möchten wir den Krefeldern während der einjährigen Renovierung auf Litfaßsäulen und Werbeflächen präsentieren", sagte Baudin.

(kron)
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