Krefeld Kultur statt Kippe: Literatur aus dem Automaten

Krefeld · Im Café Lentz steht Krefelds erster Literaturautomat. Für zwei Euro können die Gäste Gedichte ziehen. Zu den Autoren gehören auch die Krefelder Viktoria Lösche und Johannes Floehr.

 Ein umgebauter Zigarettenautomat spuckt nun Texte aus - auch von den Krefelder Autoren (v.l.) Johannes Floehr, Viktoria Lösche, Björn Gögge, Piet Fischer und Pamela Granderath.

Ein umgebauter Zigarettenautomat spuckt nun Texte aus - auch von den Krefelder Autoren (v.l.) Johannes Floehr, Viktoria Lösche, Björn Gögge, Piet Fischer und Pamela Granderath.

Foto: Thomas Lammertz

Kleine Portionen "Literatur to go" gibt es ab sofort im Café Lentz in der Alten Samtweberei. Denn dort steht jetzt ein Literaturautomat: ein ausrangierter Zigarettenautomat, der umgestaltet und mit kleinen Textboxen gefüllt wurde, die sich nach Einwurf eines Zwei-Euro-Stücks herausziehen lassen.

Der Literaturautomat ist eine Erfindung der Düsseldorferinnen Pamela Granderath und Christine Brinkmann. Mit dem Ziel, Nachwuchsautoren zu fördern und eine Plattform zu schaffen, die für jedermann leicht zugänglich ist, begannen sie im Jahr 2006, alte Zigarettenautomaten umzubauen und mit kleinen Textboxen zu befüllen. Diese Textboxen enthalten in etwa 3000 Zeichen Poesie oder Kurzgeschichten, manchmal themenorientiert, meistens jedoch bunt gemischt. Die Automaten werden in regelmäßigen Abständen mit neuen Textboxen befüllt. Autoren können sich hierfür mit ihren eigenen Texten auf "www.literaturautomat.eu" bewerben.

Dass ein solcher Automat nun seinen Weg nach Krefeld gefunden hat, ist kein Zufall. Mitte Juli eröffnete der Verein "Kette & Schuss e.V." mit dem Lentz ein neues Café in der Südstadt, das neben seiner Funktion als Nachbarschaftstreffpunkt besonders durch einen Fokus auf Kulturvermittlung hervorsticht. Johannes Floehr, Vereinsmitglied und verantwortlich für die monatlichen Literaturdonnerstage im Lentz, hatte die Idee, den Literaturautomaten nach Krefeld zu holen. Der Krefelder Poetry Slammer und Moderator war bereits vor einigen Jahren auf das Projekt aufmerksam geworden.

Nachdem im Dezember 2006 der erste Automat in Düsseldorf seinen Platz bezogen hatte, folgten weitere Standorte in ganz Deutschland. Zeitweise befand sich sogar ein bilingualer Automat in Griechenland; ein Exemplar steht in Venlo. Momentan sind insgesamt zwölf Automaten in verschiedenen deutschen Städten zu finden, an Hochschulen, in Museen und im Rahmen eines Projekts zur Förderung junger Literatur inzwischen auch an zwei Schulen in Düsseldorf und Essen. Dort können sich die Schüler mit selbstverfassten Texten für die Automatenbefüllung bewerben.

Die Automaten enthalten jeweils zehn verschiedene Textboxen, die in einem Rhythmus von acht Wochen ausgetauscht werden. Das Besondere: vier dieser zehn Texte aus der ersten Befüllung des Automaten im Lentz stammen von Krefelder Autoren. Neben Johannes Floehr haben Björn Gögge, Piet Fischer und Viktoria Lösche Texte beigesteuert. Ihre Texte werden in den nächsten acht Wochen nicht nur im Krefelder Literaturautomaten, sondern auch an allen anderen Standorten erhältlich sein.

Vom professionellen Schriftsteller bis zum Hobbyautor, jeder kann sich jederzeit bewerben. Gewinn machen mit dem Projekt weder die Initiatoren noch die Autoren. Die Einnahmen, die in den Automaten zusammenkommen, gehen komplett in ihre Instandhaltung und den Druck der neuen Textboxen. Das ausgefallene Design der Boxen übernimmt bereits seit zehn Jahren die in Krefeld lebende Künstlerin Justyna Tuha.

(RP)
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