Krefeld Künstler erweisen Galerist Christian Fochem letzte Ehre

Krefeld · Es ist das Ende eines Kapitels Krefelder Kunstgeschichte: Nur noch bis zum Sonntag zeigen Künstler in den Räumen des verstorbenen Christian Fochem ihre Arbeiten. Danach schließt die Galerie.

 "Finissage" zeigt u.a. ein Bodenobjekt von Brigitta Heidtmann (vorn) und (v.l.) Arbeiten von Doris Kaiser, Sandro Antal und Jürgen Paas. RP-Foto: ped

"Finissage" zeigt u.a. ein Bodenobjekt von Brigitta Heidtmann (vorn) und (v.l.) Arbeiten von Doris Kaiser, Sandro Antal und Jürgen Paas. RP-Foto: ped

Foto: petzra diederichs

Sandro Antals "Unvollendete" lehnt an der hinteren Wand des Ausstellungsraumes - wie ein Symbol für das, was in der Galerie Fochem zu sehen ist: 21 Künstler des Hauses erweisen dem im vergangenen Jahr verstorbenen Galeristen Christian Fochem die letzte Ehre. Unter dem Titel "Finissage" zeigen sie zum letzten Mal ihre Arbeiten an der Wallstraße. Am Sonntag werden sich die Türen schließen. Dann sind knapp 30 Jahre mit immer spannenden Kunstbetrachtungen Geschichte.

"Unvollendete Skulptur für meine Malerfreunde" hat der gebürtige Ungar Antal, der an der Kunstakademie Düsseldorf und der Uni Essen lehrte, seine ein Quadratmeter große Arbeit aus Stahl, Glas und Kunstharzlack genannt. In ihrer glatten, schwarzglänzenden Oberfläche spiegeln sich der Galerienraum und die Arbeiten der Künstlerkollegen. Das hat Symbolwert. Denn diese letzte Schau, die Christian Fochem nicht selbst zusammengetragen hat, offenbart für den, der zwischen den Werken zu sehen vermag, Verbindungen - die Geschlossenheit eines Sammelkonzeptes, die Fochem angestrebt haben muss, die aber niemals zuvor so deutlich sichtbar wurde.

Immer wieder geht es um klare, reduzierte Formen, die komplexe Zusammenhänge eröffnen, wenn man sich auf sie einlässt. Es geht um Widersprüchlichkeiten von Präsenz und Fehlen der Farbe, von offenen und geschlossenen Räumen. Dass die Ausstellungsliste nicht in der Reihenfolge der Werke, sondern alphabetisch nach Künstlern geordnet ist, ist Zufall, sagt Dagmar Köster-Fochem. Doch es passt. So kann sich jeder die Verbindungen zwischen Werken und Künstlern erwandern. Dann fügt sich Andreas Bees Mahagoni-Objekt mit den weichen Rundungen und dem Durchblickloch in der Mitte wunderbar widersprüchlich zu der streng geometrischen Gestaltung von Wolfgang Hahns "Hommage an Ai Weiwei" und zu der filigran wirkenden Edelstahlarbeit "Schwebender Raum" von Günther Zins: Was von einer Seite betrachtet wie ein Quader über einem Tisch wirkt, verändert sich mit jedem Schritt des Betrachters. Alles Sehen ist relativ.

Auch in einem Vierer-Zyklus von Monika Nelles. Aus der Entfernung lassen sich Glas- und Fensterfassaden oder Großstadt-Skylines ausmachen. Wer den Abstand verringert, erkennt, dass der blaue Sprühlack auf den dunklen Eisenblechen nur reduzierte Spuren hinterlassen hat, die der Pinsel strukturiert. Die Reduktion der Mittel lässt Fantasien wuchern. Auch Klaus Gärtner spielt in seinen Holzarbeiten mit Assoziationen. Wer sich dem Fundholz nähert, erkennt, dass die Oberfläche keine Maserung ist, sondern Foto-druck. Ausschnitte, die Gärtner in Endlosschleife aneinandersetzt, wirken wie ein Film. Die Ton-in-Ton Objekte von Doris Kaiser und Brigitta Heidtmann korrespondieren mit optischen Farbtupfern wie den neonleuchtenden Acrylarbeiten von Anette Sauermann oder der kunterbunten PVC- "Zielscheibe" von Jürgen Paas.

"Diese Ausstellung wäre sicher im Sinne meines Mannes", sagt Doris Köster-Fochem. Sie wird die Galerie nicht weiterführen. Es habe Interessenten gegeben: "Doch ich wollte nicht, dass eine andere Galerie unter dem Namen Christian Fochem läuft", sagt sie. Das habe vielleicht abgeschreckt. - Fast drei Jahrzehnte war Fochem an der Wallstraße eine feste Kunstadresse. 1989 hat Christian Fochem das ehemalige Lager des Möbelhauses In der Elst gemeinsam mit seinem Bruder erworben, kernsaniert und umgebaut zu einem Ausstellungsort, der sich architektonisch ganz besonders für Skulpturen und Installationen eignet. Wie sehr, ist noch bis Sonntag zu sehen.

Ausstellung "Finissage", Wallstraße 14, bis Sonntag, 29. Oktober, werktags 14.30 bis 18.30, Samstag 10 bis 14 Uhr, Sonntag ab 11 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 02151 66679

(RP)
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