Krefeld Künstler bereist Beton-Ruinen in Osteuropa und Deutschland

Krefeld · Manuel Schroeder plant ein Symposium mit Ausstellungen: In Kooperation mit Kunsthochschulen geht es um die Frage, was mit Ruinen aus der Besatzungszeit und der Konzentrationslager geschieht.

Der Fotograf und Projektkünstler Manuel Schroeder, durch seine mehrfache Zusammenarbeit mit dem Südbahnhof bereits bekannt, meldet sich erneut in seiner früheren Heimatstadt Krefeld zu Wort. "Under Construction" heißt eine Fotoausstellung, die er ab 26. Juni in der Fotogalerie der Fabrik Heeder zeigt. Dazu ermöglichte Jürgen Sauerland-Freer, Leiter des Kulturbüros, eine Unterbrechung der haushaltsbedingten Ausstellungspause dieser Einrichtung.

Schroeder, der seit 2013 intensiv postsowjetische Staaten wie Lettland und Weißrussland bereist und mit dortigen Kulturinstitutionen zusammenarbeitet, liest gesellschaftliche Wandlungen gern an ihren architektonischen Reflektionen ab. So hat er Fotos von Wohnsiedlungen in osteuropäischen Ländern und Deutschland einander gegenübergestellt.

Diese Ausstellung bildet den Auftakt zum übergeordneten Projekt "Concrete Delusion". In Zusammenarbeit mit Master-Studenten diverser Kunsthochschulen in Lettland, Weißrussland und der Slowakei hat Schroeder eine Vielzahl von Betonruinen fotografisch dokumentiert und mit GPS-Codierung wieder auffindbar gemacht, die als Relikte sowjetischer oder russischer, aber auch deutscher Besatzungsherrschaft bis heute von schrecklichen Zeiten künden, auch wenn die Natur manches Bauwerk gnädig überwuchert. Die meisten dieser Überreste in Lettland, Weißrussland und Ostberlin gehörten einst zu militärischen Anlagen. Aber auch Bilder vom KZ-Gelände Buchenwald und vom Umweltzentrum Krefeld finden sich in der Sammlung. In einem Symposium in der Fabrik Heeder, in Zusammenarbeit mit den Kunsthochschulen und unterstützt von der Stiftung der Sparda-Bank West, wird darüber diskutiert, wie mit diesen Hinterlassenschaften im urbanen und im ländlichen Raum umgegangen werden kann. Schroeders künstlerisch plausible und legitime Arbeitshypothese lautet: "Was wir aufgrund des unbezahlbaren Kostenfaktors nicht entsorgen können, wollen wir gestalten." Seine gegenwärtige Vorstellung, wie dies geschehen könnte, bedarf jedoch kritischer Hinterfragung. Die Relikt-Ensembles sollen in nächtens begehbare Schwarzlicht-Skulpturengärten umgewandelt werden und "sanftes Erinnern" ermöglichen. Das klingt allerdings nach Verharmlosung und inhaltlicher Entkernung. Bleibt abzuwarten, was das Symposium dazu erbringt.

Im November soll eine Publikumsausstellung zum Thema "Concrete Delusion" im Südbahnhof folgen. Die Schirmherrschaft für das Gesamtprojekt hat OB Frank Meyer übernommen.

(RP)
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