Krefeld Krippenszene zeigt Pegida-Aufmarsch

Krefeld · Das Krippenteam der Oppumer Schutzengelpfarre baut alternative Weihnachtsszenen, um auf politische Themen aufmerksam zu machen. In diesem Jahr wird die Heilige Familie von fremdenfeindlichen Demonstranten bedroht.

 Als Fremde unerwünscht sind Maria, Josef und das Jesuskind in dieser Krippendarstellung. Demonstranten zeigen ihre Ablehnung mit Schildern auf denen "Deutschland den Deutschen", "Nieder mit den Andersgläubigen" und "Rettet das Abendland" geschrieben steht.

Als Fremde unerwünscht sind Maria, Josef und das Jesuskind in dieser Krippendarstellung. Demonstranten zeigen ihre Ablehnung mit Schildern auf denen "Deutschland den Deutschen", "Nieder mit den Andersgläubigen" und "Rettet das Abendland" geschrieben steht.

Foto: Sven Schalljo

Wenn Menschen im Namen der Verteidigung des "christlichen Abendlandes" auf die Straße gehen und Fremde oder Andersgläubige ausgrenzen, dann entbehrt das nicht einer gewissen Ironie, steht doch das neutestamentarische Christentum ursprünglich für Versöhnung, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft. Entsprechend wichtig war dieses Thema dem Krippenteam der Schutzengelkirche in Oppum.

Bereits seit vielen Jahren nutzt die achtköpfige Gruppe den Aufbau der alternativen Weihnachtsszenen, um auf wichtige politische und gesellschaftliche Themen aufmerksam zu machen. Die Flüchtlingsthematik bildet dabei seit einigen Jahren einen Schwerpunkt. "Die Menschen haben Angst vor dem Fremden. Das Christentum lehrt aber in unseren Augen Verständigung, nicht Trennung. Das wollen wir zum Ausdruck bringen", sagt Ute Lindemann-Degen.

So war die Krippenszene vor zwei Jahren durchaus kontrovers aufgenommen worden, als die heilige Familie als Bootsflüchtlinge dargestellt wurde, wobei Maria noch auf dem Boot und mithin in Lebensgefahr war. Ganz so aufrührend sollte es in diesem Jahr nicht sein. Doch das gesellschaftliche Klima der Ablehnung thematisierten die Krippenbauer trotzdem deutlich. Zu sehen ist eine Art Pegida-Demonstration, in der die Demonstranten mit Schildern wie "Deutschland den Deutschen", "Nieder mit den Andersgläubigen" und "Rettet das Abendland" ihre Ablehnung der Flüchtlinge zeigen.

Ihnen stellt sich Jesus nebst Maria und Josef, sowie einem Engel, in den Weg. Ihre Botschaft, ebenfalls auf einem kleinen Schild in der Hand des Heilands zu lesen, lautet: "Fürchtet Euch nicht". Das Kind ist noch klein, entsprechend ist es auch das Schild und die Botschaft. Der Engel aber hält eigentlich ein großes Schild mit eben diesen Worten, die auch auf beiden Seiten zu lesen sind: Für die Demonstranten und Beobachter in der Kirche. Allerdings gab es hier Probleme mit der Standfestigkeit der Figur, weshalb das Schild nun am Rande der Szenerie steckt.

"Fürchtet Euch nicht" ist dessen ungeachtet das zentrale Thema der Krippe, denn die Verantwortlichen machen vor allem Furcht als Grundübel der Situation aus. "Wir sehen die Demonstrationen und die Ablehnung vor allem als ein Zeichen von Angst und Unsicherheit", sagt Lindemann-Degen. Entsprechend ist das Thema "Fürchtet Euch nicht" überall in der Kirche zu sehen. An den Säulen hängen Schilder mit eben dieser Aufschrift.

Versöhnung und Liebe wollen die Organisatoren dem Hass und der Ablehnung entgegenstellen. Denn schließlich spricht auch die Bibel davon: "Denn es ist kein Ansehen der Person vor Gott" (Römer, 2,11). Und so prangt über der gesamten Szene ein großes Banner mit der Aufschrift "Wir sind das Volk Gottes". Die Szene, in der die meist besinnlich dargestellte Krippenszene einen dramtischen und beinahe kämpferischen Anstrich bekommt, soll aufrütteln und zeigen, dass zum christlichen Glauben auch gehört, Angst zu überwinden und anderen Menschen die Hand zu reichen. Furcht, so zeigt die Szene, ist ein schlechter Berater.

"Die Resonanz in diesem Jahr ist überwiegend positiv", berichtet Lindemann-Degen. "Das war nicht immer so. Wir haben in den vergangenen Jahren auch schon einmal heftige Kritik bekommen." Diese Kritik aber hält die Macher nicht davon ab, jedes Jahr aufs Neue eine nachdenkliche, aufrüttelnde oder kontroverse Szene zu entwickeln. Im Frühherbst kommen sie erstmals zusammen, sammeln Themen und konzipieren dann Stück für Stück ihr Projekt. Und so dürfen Besucher schon heute gespannt sein, was kommende Weihnachten als Krippe in der Schutzengelkirche zu sehen sein wird. An Themen wird es den Machern, das steht zu befürchten, auch in der Zukunft mit großer Sicherheit keineswegs mangeln.

(RP)
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