Krefeld Kresch startet mit "Nathans Kinder"

Krefeld · Das Kinder- und Jugendtheater eröffnet seine 25. Spielzeit am Freitag mit einem Stück nach Lessing.

 Die Proben zu "Nathans Kinder" im Kresch gehen in die Endphase. Übermorgen ist Premiere. Die Schauspieler Thorsten Strunk, Laura Thomas, Angelo Enghausen-Micaela, Faris Metehan Yüzbasioglu (von links) noch ohne Kostüm auf der Schachbrettbühne von Frank Andermahr.

Die Proben zu "Nathans Kinder" im Kresch gehen in die Endphase. Übermorgen ist Premiere. Die Schauspieler Thorsten Strunk, Laura Thomas, Angelo Enghausen-Micaela, Faris Metehan Yüzbasioglu (von links) noch ohne Kostüm auf der Schachbrettbühne von Frank Andermahr.

Foto: Thomas Weinmann

Die Premiere von "Nathans Kinder" wird die neue Spielzeit am Kresch eröffnen, und das wird eine ganz besondere Spielzeit, begeht sie doch das 25-jährige Bestehen des Jugendtheaters. Die Premiere ist am Freitag, 23. September.

Die von Ulrich Hub erdachte Adaption des Lessing-Stoffes enthält Zeilen, sagt Regisseur Helmut Wenderoth, bei denen man glauben könnte, man lese gerade eine aktuelle Tageszeitung. Die Geschichte, in der Elemente aus "Romeo und Julia" und "Nathan der Weise" kombiniert wurden, spielt in Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge, wo christliche Ritter auf die teils jüdischen, teils muslimischen Einwohner treffen. Und während in der Kriegssituation jeder nur darauf aus zu sein scheint, möglichst vielen Mitmenschen einer anderen Religionsgemeinschaft den Kopf abzuschlagen, wollen Recha (gespielt von Laura Thomas) und Kurt (Elias Ordelmans) ausbrechen aus diesem Teufelskreis und ein anderes Zusammenleben erproben, was dem Sultan (Faris Metehan Yüzbasioglu), dem Bischof (Angelo Enghausen-Micaela) und Nathan (Thorsten Strunk) nicht behagt und auch unmöglich erscheint.

Vermittels eines vier mal vier Meter messenden Schachbretts mit all seiner immanenten Symbolik, das noch dazu wie eine Wippe mal der einen, mal der anderen Glaubenswahrheit das größere Gewicht einräumt, hat Frank Andermahr die Bühne gestaltet. Ingrid Krusat-Dahmen hat in den Kostümen Standes- und Generationsunterschiede zwischen den Rollen betont, und mit Reinhard Lange als Licht- und Thomas Weinmann als Toningenieur stehen Wenderoth und den Seinen ebenfalls zwei altbewährte Kresch-Charaktere zur Seite. In dem Stück gebe es ja Junge gegen Alte, bemerkte Theaterchef Michael Jezierny, am Kresch aber eben nicht.

"Man muss das Kürzel 'IS' und das Wort 'Islam' in den Köpfen der Menschen mal wieder auseinanderkriegen", formuliert Wenderoth sein Anliegen. "Wenn wir wieder mehr einfach nur Menschen wären und weniger Religionszugehörige, dann fiele das Zusammenleben leichter", sagt Schauspieler Thorsten Strunk. "Wenn wir Anstoß geben können, gesellschaftliche Dinge zu hinterfragen, nicht nur, aber auch die Religion, dann ist es gut", findet Ordelmans. Und Laura Thomas wünscht sich vor allem, dass junge Mädchen und Frauen den Mut finden, Vorgegebenes nicht einfach hinzunehmen, sondern eigene Wege einzuschlagen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort