Krefeld Krefelds neues Bier aus dem Nordbahnhof

Krefeld · Die Geschwister Anne und Johannes Furth brauen im alten Stellwerk neben der Gaststätte Probesude für ein eigenes Nordbahnhof-Alt. Ab Herbst soll es ausgeschenkt werden. Dann entsteht anstelle des Blauen Waggons eine richtige Brauerei.

 So lecker sieht das neue Krefelder Alt aus dem Nordbahnhof aus. Es ist schön fruchtig und hat eine angenehme Bitternote.

So lecker sieht das neue Krefelder Alt aus dem Nordbahnhof aus. Es ist schön fruchtig und hat eine angenehme Bitternote.

Foto: jochen lenzen

Es hat eine angenehme Bitternote und eine schöne Fruchtigkeit: Krefelds neues Alt, das Anne und Johannes Furth in der Mikro-Versuchsbrauerei im alten Stellwerk des Nordbahnhofs entwickelt haben. Wenn es jetzt über mehrere weitere Sude dieselbe Qualität aufweist, wird es voraussichtlich ab Herbst in der Traditionsgaststätte am Oranierring ausgeschenkt. Dann soll auch mit dem Bau einer richtigen Brauerei begonnen werden, für die der Blaue Waggon weichen muss.

Mit dem Einstieg in die Firma kam den 28- und 30-jährigen Geschwistern die Idee, ein eigenes Nordbahnhof-Bier zu brauen. "Wir haben uns für Alt entscheiden, weil es gerade unter jungen Leute wieder stark im Kommen ist, und eben auch ein Stück Niederrheinischer Identität ist", sagt Johannes Furth. "Außerdem fragen die Gäste, die zum ersten Mal bei uns einkehren, nach unserem Hausbier", ergänzt seine Schwester.

 Die Geschwister Anne und Johannes Furth beim Probebrauen im alten Stellwerk des Nordbahnhofs.

Die Geschwister Anne und Johannes Furth beim Probebrauen im alten Stellwerk des Nordbahnhofs.

Foto: Jochen lenzen

Im Januar hat die kleine Versuchsbrauerei den Betrieb aufgenommen. Beim Einrichten und bei der Vorentwicklung des Bieres haben sich die Furth-Geschwister die Unterstützung eines renommierten Düsseldorfer Brauerei-Ingenieurbüros gesichert und in den vergangenen fünf Monaten sechs Sude angesetzt, um ein festes Rezept zu entwickeln. "Der vierte Versuch hat sich als bestes Ergebnis herausgestellt. Die folgenden drei Sude haben wir intern verkostet", sagt Anne Furth. Sie hat sich das Brauen nach einem Studium der Lebensmitteltechnologie und der Betriebswirtschaftslehre bei einem halbjährigen Praktikum in einer kleinen Münchner Brauerei angeeignet, während ihr Bruder ebenfalls BWL studiert und in Florenz eine einjährige Kochschule absolviert hat.

In der kleinen Brauerei im Stellwerk haben die Furth-Geschwister jetzt einen siebten Probesud angesetzt. Gerade hat die 28-Jährige geschrotetes Malz in die Maischpfanne geschüttet, die so gar nicht nach einer Pfanne aussieht. Das darin befindliche 48 Grad heiße Krefelder Wasser wird mit dem Malz in mehreren Stufen weiter erhitzt, um den Zucker aus der Malzstärke zu lösen. Wenn das geschehen ist, wird die nun "Maische" genannte Flüssigkeit in den Läuterbottich gepumpt, wo die Feststoffe herausgelöst werden. Damit wird die Maische zur "Würze", der mit dem Aufkochen bei 100 Grad Aroma-Hopfen zugegeben wird. Eine Stunde lang kocht die Würze, bevor noch einmal Hopfen hinzukommt, dessen Feststoffe ebenfalls abgetrennt werden. Danach wird die Würze auf 20 Grad heruntergekühlt und in einen offenen Gärbottich gepumpt, wo obergärige Hefe hinzugegeben wird, die dann beginnt, den Zucker in Alkohol umwandelt. Dieses gesamte Prozedere nimmt einen ganzen Tag in Anspruch. Damit ist das Bier aber noch nicht fertig, denn es muss ab Zugabe der Hefe noch drei bis vier Tage weitergären.

Dann ist es zwar schon Bier, aber immer noch nicht fertig, denn jetzt wird es einen Lagertank gepumpt, in dem es ganze vier Wochen lang reifen muss. Auch danach ist das Bier noch nicht fertig; nun wird es nämlich noch filtriert, bevor es in Fässer abgefüllt werden kann. So. Jetzt ist das Bier fertig. Nach 30 Tagen. Und jetzt wissen wir auch, warum die kommenden Qualitätssicherungsprobesude noch die Monate bis Herbst in Anspruch nehmen.

(RP)
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