Krefeld Krefelds älteste Komposition

Krefeld · Der Musiker Michael van Krücker spielt "15 Variationen" von Johann Nikolaus Wolff ein. Das 1809 kom-ponierte Werk hält er für die älteste Krefel-der Tondichtung, die wohl nie öffentlich aufgeführt wurde.

 Michael van Krücker an seinem Arbeitsplatz, dem Klavier. Ab Ostern können Interessierte die Wolff-CD bei dem Krefelder Musiker bestellen.

Michael van Krücker an seinem Arbeitsplatz, dem Klavier. Ab Ostern können Interessierte die Wolff-CD bei dem Krefelder Musiker bestellen.

Foto: Lothar Strücken

Es ist immer gut, wenn man jemanden kennt, der jemanden kennt... Matthias Wolff zum Beispiel, ein leidenschaftlicher Musik-Amateur, gelangte auf diese Weise mit dem Krefelder Pianisten Michael van Krücker in Kontakt und konnte ihm die Noten eines Opus vorlegen, das sein Ur-Ur-Urgroßvater Johann Nikolaus Wolff vermutlich anno 1809 oder 1810 komponiert hatte. Und der Ahnherr war eine ganz besondere Persönlichkeit im Krefelder Kulturleben.

Johann Nikolaus Wolff, der sich später Jean Nicolas Wolff nannte, wurde 1770 in Heldritt bei Coburg geboren, zeigte früh Talent, immatrikulierte sich 1791 an der Uni Göttingen und wirkte nach dem Studium vier Jahre als Musiklehrer in Frankreich. 1802 folgte Wolff einem Ruf nach Krefeld als Leiter der dortigen Konzerte.

Krefeld: Krefelds älteste Komposition
Foto: Privatarchiv

Ein öffentliches Musikleben im heutigen Sinne gab es damals freilich noch nicht. Aber die Keimzelle dessen, was mal werden sollte, nämlich der "Krefelder Singverein", existierte schon, und Wolff übernahm dessen Leitung. 1809 gründete er dazu den "Instrumentalverein Concordia" und schuf so die Möglichkeit, hinfort große Chorwerke in der Seidenstadt aufzuführen. Dabei erreichte er mit seinen Ensembles ein beachtliches Niveau. Händels "Messias", Haydns "Schöpfung" und Mozarts Requiem gehörten ebenso zum Repertoire wie Webers "Freischütz" und der "Paulus" von Felix Mendelssohn Bartholdy, mit dem Wolff, der inzwischen Vater von fünf musikalischen Kindern geworden war, im Hause seines Schwiegersohns und Förderers Wilhelm von Beckerath Freundschaft schloss. Wolff war aber nicht nur ein ausgezeichneter Musikpädagoge und Dirigent, der übrigens auch als Organist in der Mennonitenkirche wirkte, sondern erwies sich auch als echter Pionier des Musikmanagements. Er begründete die "Abonnementskonzerte" - jeweils sechs bis zehn Konzerte in den Wintermonaten - verkaufte die Konzertkarten in seiner Wohnung und veröffentlichte die Termine ab 1812 im "Krefelder Intelligenzblatt" - ein frühes Lehrstück modernen Marketings.

Zu Wolffs persönlichen Lieblingswerken gehörte Andreas Rombergs Vertonung von Schillers "Lied von der Glocke", insgesamt gilt er in seinem Musikverständnis als einer der letzten Vertreter der Bachschen Schule. Als er 1847 verstarb, hinterließ er nur eine einzige Eigenkomposition, nämlich das "Thema und 15 Variationen" für Klavier. "Es handelt sich um ein kurzes, auftaktiges Thema im Zweivierteltakt mit - obwohl nur eine in Moll - sehr abwechslungsreichen Variationen", erklärt Michael van Krücker, der immer wieder aufs Neue seiner Vorliebe für besonders ausgefallene oder fast vergessene Kompositionen frönt. "Damit muss sich Wolff zum Beispiel hinter Haydn nicht verstecken. Die Gesamtdauer liegt bei knapp 20 Minuten. Ich spiele das jetzt über Ostern ein und mache davon erstmal eine Single-CD in Eigenproduktion. Dann will ich sehen, was dazu passt, damit man das einem Label als Album anbieten kann." Und die Vorfreude steht dem Pianisten ins Gesicht geschrieben, als er hinzufügt: "Es handelt sich wohl um die älteste Tondichtung eines Krefelder Künstlers, und sie ist wahrscheinlich nie öffentlich gespielt worden. Meine Interpretation wäre dann also eine Welturaufführung."

Die in limitierter Auflage erscheinende Single-CD mit Johann Nikolaus Wolffs "Thema und 15 Variationen" kann ab Ostern bestellt werden unter MKruecker@t-online.de

(RP)
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