Krefeld Krefelder Sonate - umjubelte Uraufführung

Krefeld · Im Sinfoniekonzert präsentierte André Parfenov sein Violinkonzert - hochkarätige Musik, von Philipp Wenger brillant gespielt.

 Komponist André Parfenov (l.) und Violinist Philipp Wenger nehmen nach der Uraufführung den begeisterten Applaus der Zuhörer entgegen.

Komponist André Parfenov (l.) und Violinist Philipp Wenger nehmen nach der Uraufführung den begeisterten Applaus der Zuhörer entgegen.

Foto: Mark Mocnik

Ein Ballettrepetitor des Theaters, der gleichzeitig Solopianist für alle Sparten ist und sich außerdem professionell aufs Komponieren versteht, ein Dirigent samt seinem Orchester mit Interesse und Mut zu Neuem und Ungewohntem und ein Konzertmeister desselben, der sich voller Enthusiasmus und bewundernswerter spieltechnischer Kompetenz einer äußerst schwierigen Partitur stellt - das alles zusammengenommen bescherte den Besuchern des zweiten Sinfoniekonzertes im gut besuchten Seidenweberhaus eine umjubelte Uraufführung.

Die Rede ist vom Violinkonzert des 1972 in Russland geborenen André Parfenov, der seit nunmehr 18 Jahren den Vereinigten Städtischen Bühnen immer wieder ausgefallene musikalische Impulse schenkt.

Die Entstehung seines ersten Violinkonzertes ist eher ungewöhnlich. Parfenov bekam vom Clusterkopfschmerz-Verband den Auftrag, eine Violinsonate zu schreiben, und von dieser Arbeit war Generalmusikdirektor (GMD) Mihkel Kütson so begeistert, dass er anregte, diese Komposition zu einem Violinkonzert auszuarbeiten. Mit Philipp Wenger, dem ersten Konzertmeister der Niederrheinischen Sinfoniker, war bald ein geeigneter Interpret gefunden.

Parfenovs etwa halbstündiges Opus schmeichelt trotz seiner Bitonalität über weite Strecken durchaus den Ohren, zumal die Liebe des Komponisten zu schwungvollen Tanzrhythmen dem Hörer den Zugang zu dem im Orchester opulent besetzten Werk erheblich erleichtert. Nicht selten denkt man an Leonard Bernstein, für den es nur die Unterscheidung zwischen guter und schlechter und nicht zwischen E- und U-Musik gab.

Parfenovs spannungsgeladenes Tongemälde ist definitiv gute Musik, die hoffentlich auch andere Geiger (die allerdings exzellente Qualitäten mitbringen müssen) und Orchester interessieren wird. Sowohl der völlig souverän erscheinende Wenger als auch Kütson und die mit Begeisterung sich einsetzenden Niederrheinischen Sinfoniker - einschließlich des extrem geforderten Michael Preiser am Flügel - verhalfen dem Werk zu einem brillanten Einstand. Das Publikum jubelte, dann setzte sich André Parfenov selbst ans Klavier und zündete gemeinsam mit seinem Geiger mittels einer "Zahnarztpolka" noch ein kleines Feuerwerk. Romantik rahmte die Uraufführung ein: Der Abend begann mit der so differenziert wie klanggesättigt gestalteten sinfonischen Dichtung "Die Waldtaube" von Antonin Dvorak, und er endete mit der leidenschaftlich und schwelgerisch dargebotenen Sinfonie Nr. 2 C-Dur op.61 von Robert Schumann. Von den Selbstzweifeln, die den Komponisten angesichts dieses Werkes plagten, war zumindest in der mitreißenden Interpretation durch die von ihrem GMD zu äußerster Präzision und feiner Austarierung animierten Sinfoniker nichts zu bemerken. Der Kopfsatz mit dem energisch-optimistischen Hauptthema, das wild voranstürmende Scherzo in rasantem Tempo und vor allem das innige Adagio voller Melancholie - von allem waren die am Schluss enthusiastisch applaudierenden Zuhörer zu Recht gefesselt.

Das Konzert wird am morgigen Freitag, 20 Uhr, im Seidenweberhaus wiederholt. Kartenreservierung: Telefon 02151 805125.

(RP)
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