Krefeld Krefelder Pop-Star fragt: "Who is Elvis?"

Krefeld · Markus Geutner ist etwas aus der Übung. Die Zeit, als er vor mehreren tausend Fans auf fast allen Kontinenten der Erde auf der Bühne stand, um die Hits der Techno-Pop-Formation Interactive zu performen, sind länger vorbei. Elf Goldene Schallplatten sammelte der 48-Jährige, der seit 1997 in Krefeld lebt und arbeitet. Nächste Woche steht er in Mannheim erneut vor einem großen Publikum. 25 Jahre nach den größten Erfolgen stellen sie ihr neues Album "Retroactive - the very best and more..." in der Maimarkthalle vor. Mehr als 9000 Karten sind für die 1990-er-Jahre-Party bereits verkauft.

 Das neue Interactive-Album "Retroactive - the very best and more!" erscheint am 25. November im Digital Release bei den üblichen Download-Portalen.

Das neue Interactive-Album "Retroactive - the very best and more!" erscheint am 25. November im Digital Release bei den üblichen Download-Portalen.

Foto: AG

Die Königsburg in Krefeld hat für die Techno-Pop-Formation Interactive eine große Rolle gespielt. Der Krefelder Markus Geutner, Jens Lissat und Ramon Zenker haben dort als DJs und Musiker erste Live-Erfahrungen vor Publikum sammeln können. Zu dem Zeitpunkt ihrer ersten Gehversuche ahnten die wenigsten, dass die Musiker mit ihren Songs die Charts in USA, England, Deutschland, Australien und vielen Ländern mehr erobern sollten.

Der Mann, der die Fäden zog, war Ramon Zenker aus Meerbusch, der später als Produzent Millionen von Platten verkaufte (Bellini, Fragma, Paffendorf, Perplexer) und mit Preisen (Platin-Auszeichnung, Goldene Europa, Echo, Bambi) überhäuft wurde. Stimme und Gesicht war und ist Markus Geutner. 15 Jahre nach dem letzten Auftritt von Interactive geht es wieder auf die Bühnen. Zuvor standen Wochen harter Arbeit im Tonstudio in Lank-Latum an, um die alten Hits und einige noch nicht veröffentliche Songs für die neue Platte aufzufrischen. "Im Studio fühle ich mich zuhause. Das war früher schon so, und ist heute immer noch so", erzählt der Vater von zwei Mädchen und einem Jungen. Das sei schon früher so gewesen. Und mit früher meint er ganz früher, als er zwölf Jahre alt war. Geutner ging mit Zenker zur Schule und hörte davon, dass er einen Moog-Synthesizer besaß. Das stimmte auch, aber spielen durfte er damit nicht. Du singst jetzt, habe Zenker damals zu ihm gesagt, als sie sich nach dem Unterricht am Nachmittag trafen. Und irgendwie ist es dabei geblieben, erzählt der Krefelder. Geutner war stets für die Textideen zuständig. Der Krefelder redet lieber von Klanggestaltung als von Gesang, wenn es um seine Rolle geht. Viel Text hatten die Hits nämlich nicht. Ein Wort, ein Satz in einer Endlosschleife. Aber genau damit trafen sie den Geschmack der Zeit. Mit "Who ist Elvis" eroberten sie die US-Charts, mit "Dildo" gelangten sie auf den Index ("Alle wollten die Platte haben", sagt Geutner), mit dem Alphaville-Cover "Forever Young" gelang der ganz große Durchbruch. Die Goldene Schallplatte für 500.000 verkaufte Exemplare wurde damals im Beisein der Urheber in der Barbarella-Bar in der Königsburg verliehen. 2002 schafften sie mit einer Wiederveröffentlichung erneut den Sprung in die deutschen Verkaufscharts.

 Markus Geutner lebt und arbeitet seit 1997 in Krefeld: Mit Interactive machte er in den 1990-er-Jahren die Diskotheken und Clubs unsicher. Mit ihren zahlreichen Hits heimsten Geutner, Ramon Zenker und Jens Lissat zahlreiche Goldene Schallplatten ein und platzierten sich rund um den Globus in den Charts.

Markus Geutner lebt und arbeitet seit 1997 in Krefeld: Mit Interactive machte er in den 1990-er-Jahren die Diskotheken und Clubs unsicher. Mit ihren zahlreichen Hits heimsten Geutner, Ramon Zenker und Jens Lissat zahlreiche Goldene Schallplatten ein und platzierten sich rund um den Globus in den Charts.

Foto: Thomas Lammertz

"Wir waren jede Woche unterwegs, spielten in Diskotheken und Clubs vor 500 bis 1000 Fans", schildert Geutner. Unübertroffen jedoch seien die drei Konzerte in Mexico-City gewesen. Schon am Flughafen war alles anders als sonst. In Anzügen gekleidete Chauffeure holten die Musiker von Interactive ab. In großen Sporthallen war ein riesiges Equipment aufgebaut mit einem Laufsteg, der weit ins Publikum reichte. 5000 Besucher machten einen Riesenlärm, als Geutner unter seinem alias Marc Innocent mit Zenker die Bühne betraten, um die Show zu beginnen.

Videos der Band liefen damals auf Viva in Heavy Rotation. An die Drehs erinnert sich Geutner genau. Vor allem daran, als er im Astronautenkostüm in zwölf Metern Höhe an einem Kran gehangen hat und die Kollegen von unten ihre Späßchen machten. Kommentare wie "Mach Dich mal locker", habe er bis heute nicht vergessen. Positiver im Gedächtnis haften geblieben, seien die Aufnahmen in einer Diskothek in Rodgau bei Frankfurt für das Forever-Young-Video. 90 Jungen und Mädchen im Grundschulalter, aufwendig kostümiert und in Szene gesetzt, spielten in dem Plot erwachsene Konzertbesucher und wurden am Ende mit 90 Pizzen für ihren genialen Auftritt honoriert.

Interactive war seinerzeit sehr angesagt, so sehr, dass sie gebeten wurden, auch für Superstars wie Scooter (30 Millionen verkaufte Platten) einen Remix von "Hyper, Hyper" zu machen.

Geutner selbst will seine Rolle nicht überbewertet wissen. Der geniale Kopf hinter all den Erfolgen war stets Ramon Zenker. Das habe sein alter Schulfreund schließlich mehrfach unter Beweis gestellt. Mit Fragma und "Toca's Miracle" belegt er Platz eins in England, mit Bellini und "Samba de Janeiro" landete er 1997 den Sommerhit, der bei der Fußball-Europameisterschaft 2008 zum Tor-Jingle bei den Fernsehübertragungen avancierte.

"Die Eintagsfliege Interactive lebt noch", sagt Geutner mit Blick auf die Reunion und das neue Album.

(sti)
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