Von Krefeld nach Pellworm Krefelder Polizist wird Inselsheriff

Krefeld · Pellworm hat rund 1150 Einwohner - und einen Polizisten. Der heißt Paul Pastoors, geht aber zum 30. April in den Ruhestand, nach 14 Jahren Dienstzeit auf der Nordseeinsel mitten im Watt. Sein Nachfolger wird ein Krefelder: Markus Stephan wird zum 1. Mai seinen offiziellen Dienstantritt in seiner neuen Heimat haben.

Krefelder Polizist wird Inselsheriff von Pellworm
Foto: www.nordseetourismus.de/lehnerfoto.de

Dann ist er der Inselsheriff von Pellworm, der drittgrößten nordfriesischen Insel, und seine Zuständigkeitsbereiche heißen dann nicht mehr Oppum, Inrath oder Kliedbruch, sondern Hooger Fähre, Junkersmitteldeich, Seegarden oder Tammensiel, zugleich der Hauptort der rund 38 Quadratkilometer großen Insel.

Für den 46-Jährigen ist der Umzug auf die Insel eine große Umstellung. Einen Dienstwagen etwa gibt es nicht. Da muss dann schon sein Privatwagen her. Sein Vorgänger, der übrigens aus Alpen stammt, etwa fuhr ein Cabrio - zwar ohne die typische blau-weiße Lackierung, war aber auch so inselweit bekannt. "Und so eilig, dass ich Blaulicht gebraucht hätte, war es hier nie", erzählt Paul Pastoors, der in 14 Jahren Dienstzeit auf Pellworm auch nicht einmal seine Dienstwaffe nötig hatte. Sein Nachfolger hat sich immerhin ein Blaulicht besorgt, wenngleich auch ohne die Sirene. Und auch nicht, um zu einem Einsatz zu rasen, sondern eher um beim Einsatz eines Rettungshubschraubers den Einsatzort zeigen zu können.

Für Markus Stephan ist es ein Traumjob. Seine Frau Anke und er hatten vorher oft auf Hallig Hooge Urlaub gemacht - "zum Entschleunigen". Jetzt, auf Pellworm, haben sie den historischen Clausenhof bezogen. Erbaut im Jahre 1761, steht er erhöht auf einer Warft und beherbergt unter seinem mächtigen Reetdach fünf etwa 80 Quadratmeter große Ferienwohnungen, die vermieten werden, nebst dem eigentlichen Zuhause der beiden. Das 8500 Quadratmeter große Hausgrundstück grenzt im Westen direkt an die Reet- und Wasserflächen des Naturschutzgebietes Waldhusentief. Ein unberührter Lebensraum, Brut- und Rastplatz für unzählige Tiere.

An der Küste von Schleswig-Holstein zu arbeiten, diesen Traum hatte Stephan schon lange. "Zur Bundeswehrzeit war ich hier oben stationiert und habe mich in das Land regelrecht verliebt", erzählt der 46-Jährige, der seit 17 Jahren als Polizist in verschiedenen Bereichen in Krefeld tätig ist. 2015 hatte er einen ersten Vorstoß gewagt, beim Innenministerium nach den Voraussetzungen für eine Versetzung gefragt - und ziemlich eine mitbekommen, wäre dies doch mit hohem Aufwand verbunden gewesen.

Unter anderem hätte dann ein Kollege aus Schleswig-Holstein nach NRW wechseln müssen. Stephan hatte jedenfalls die Hoffnung im Grunde schon aufgegeben. Bis zum vergangenen Sommer. Ein Freund hatte ihm seinerzeit per E-Mail plötzliche die Stellenanzeige für Pellworm zugeschickt, Betreff: "Futter für deine Träume". "Aus Schleswig-Holstein hatte niemand Interesse an genau dieser Stelle. Da habe ich es denn noch einmal versucht." Über einen Ringtausch klappte es letztlich, heißt: Ein Kollege ging aus Schleswig nach Niedersachsen, von dort aus einer nach NRW, und Stephan nach Schleswig.

Die neue Aufgabe dort ist für den 46-Jährigen auch gleichzeitig eine neue Herausforderung. "Zwar gibt es auf der Insel im Grunde keine Kriminalität, weil da auch jeder jeden kennt, aber dafür bin ich auch ganz auf mich alleine gestellt", sagt er. In Krefeld etwa gibt es eine große Polizeibehörde mit vielen verschiedenen Abteilungen. Auf Pellworm ist er sozusagen das Präsidium in Gänze.

Schon in seiner Einarbeitungsphase musste er sich daher um verschiedenste polizeiliche Belange kümmern: von Internetkriminalität bis hin zum Schwertransport von Windkraftanlagen. Unterstützung vom Festland gibt's nur in Notlagen, und bis die dann auch eintrifft, das dauert so seine Zeit. Ein Seenotrettungskreuzer liegt vor Husum, ansonsten gibt's Verstärkung nur per Fähre oder Helikopter. Und eine Zelle zur Ingewahrsamnahme von auffällig Gewordenen fehlt ebenso. "Da werde ich bei Bedarf bestimmt noch kreative Lösungen suchen müssen", sagt Stephan. Sein Vorgänger Paul Pastoors hat ihm dazu auch noch einen Rat mitgegeben: ab und an auch mal ein Auge zuzudrücken. Denn schließlich ist auch Markus Stephan jetzt einer von den nur 1150 Einwohnern von Pellworm.

(RP)
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