Krefeld Krefelder Ingenieure der ersten Stunde

Krefeld · Webstall - das klingt nach Studentenkneipe. Eine falsche Spur. Hinter dem Namen versteckt sich das erste Domizil der Staatlichen Ingenieurschule für Maschinenwesen, die 1958 ihre Lehrtätigkeit unter erschwerten Bedingungen aufgenommen hat, in der früheren Höheren Webeschule von 1855. Vor einem halben Jahrhundert machten 27 junge Männer ihren Abschluss. Am Freitag treffen sich viele von ihnen im Restaurant Sonnenhof in Bockum.

 Zum Start der Staatlichen Ingenieurschule in den Räumen der früheren Höheren Webschule lernten die Studierenden in Provisorien.

Zum Start der Staatlichen Ingenieurschule in den Räumen der früheren Höheren Webschule lernten die Studierenden in Provisorien.

Foto: Wenzel/von Zalewski

Sie stehen stellvertretend für einen inzwischen ausgestorbenen Typ des Ingenieurs: Dieter von Zalewski und Reinhard Wenzel. Als die beiden Krefelder vor 50 Jahren die Staatliche Ingenieurschule für Maschinenbau, Abteilung Konstruktionstechnik, verließen, wurden sie von der Industrie mit offenen Armen empfangen. "Die Anwerber der großen Krefelder Firmen standen schon vor unserem erfolgreich abgelegten Examen parat", berichten die beiden Organisatoren des Treffens im Restaurant Sonnenhof an der Uerdinger Straße, in dem am Freitag rund 20 von 27 Absolventen der früheren Ingenieurschule am Frankenring zusammenkommen wollen.

Ihnen und ihren Kollegen war ein erfülltes Arbeitsleben bestimmt. Beide machten zunächst eine Lehre als Schlosser, besuchten dann die Abendschule und schlossen anschließend ihr Studium als graduierter Ingenieur ab. Im Gegensatz zu heute spielte der Computer keine Rolle. Rechenschieber, Zeichenbrett, Tusche, Ziehfeder, Schwamm und Kreide bestimmten den Studienalltag, der an wechselnden Provisorien stattfand und in den Räumen der ehemaligen Höheren Webschule begann. "Wir sind noch mit Bus, Bahn oder Fahrrad zu den Seminaren gekommen", berichten Wenzel. Heutzutage reisten die Studenten mit dem eigenen Auto an, um in überfüllten Hörsälen die Vorlesungen der Professoren zu verfolgen. Damals seien es "gestandene Bauräte" gewesen, die den Stoff sehr praxisnah vermittelten.

 Eine reine Herrenrunde: die 27 Absolventen der Staatlichen Ingenieurschule für Maschinenwesen Krefeld aus dem Jahr 1966.

Eine reine Herrenrunde: die 27 Absolventen der Staatlichen Ingenieurschule für Maschinenwesen Krefeld aus dem Jahr 1966.

Foto: Wenzel

Für beide stand Papier im Zentrum ihres beruflichen Lebens. Wenzel arbeitete 32 Jahre lang als Entwickler und Konstrukteur bei Kleinewefers. Von Zalewski leitete 25 Jahre lang eine Firma der Voith-Gruppe in Düsseldorf. "Ich führte die Feder und Dieter das Personal", sagte Wenzel.

Für das Jubiläumstreffen am Freitag haben die beiden Organisatoren eine tolle Broschüre mit vielen Fotos und informativen wie unterhaltsamen Texten herausgegeben. In seinem Grußwort schreibt Hans-Henning von Grünberg, er sei sich als Präsident der Hochschule Niederrhein der Wurzeln sehr bewusst. "Wir sind eben älter als jene 45 Jahre seit 1971", sagt er. Die Anfänge reichen bis ins Jahr 1855, als in Krefeld die Höhere Webeschule gegründet wurde. Es folgten unter anderem die Färberei- und Appreturschule sowie die Werkkunstschule. Aus all dem habe sich die Hochschule Niederrhein mit ihren 14.500 Studierenden und 250 Professoren entwickelt. Alle haben ihren Weg gemacht, berichtet Wenzel. Und alle seien irgendwie ihrer Profession treu geblieben, niemand sei aus der Art geschlagen. Doch genauso vielfältig wie die Charaktere gestalteten sich die Karrieren als Wissenschaftler, Konstrukteur, Geschäftsführer, selbstständiger Unternehmer, Betriebsingenieur, Manager, Kaufmann und Pädagoge. "Unser Beruf genoss damals ein hohes Ansehen", erinnert sich von Zalewski.

Mit den Kollegen von damals werden nun die alten Anekdoten aus Studium und Berufsleben aufgefrischt.

(RP)
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