Krefeld Krefelder Hinterglasmalerei in Bayern

Krefeld · Das Museum Penzberg in Oberbayern hat eine enge Verbindung zu Krefeld: Dort wird der Nachlass von einem der berühmtesten Künstlersöhne der Seidenstadt verwaltet. Und nicht nur das: Heinrich Campendonks Werk wird auch wissenschaftlich und kunsthistorisch ausgewertet. Dafür nimmt die kleine Gemeinde eine Menge Geld in die Hand. Hinterglasmalerei steht aktuell im Fokus.

 Werner Campendonk beschäftigte sich intensiv mit Hinterglasmalerei.

Werner Campendonk beschäftigte sich intensiv mit Hinterglasmalerei.

Foto: Lammertz Thomas

Der rheinische Expressionist Heinrich Campendonk ist der Star der Ausstellung Tiefenlicht im Museum Penzberg. Die Bezüge zu Krefeld gehen über seine Beteiligung hinaus. Die Biografie des Niederrheiners Werner Schriefers aus Dülken führt ebenso in die Seidenstadt wie die August Mackes.

Werner Schriefers (1926-2003) wirkte im Rheinland als Maler, Designer und Hochschullehrer. 1946 begann er in Krefeld sein Studium an der Textilingenieurschule bei dem ehemaligen Bauhaus-Meister Georg Muche. Bereits drei Jahre später im Alter von erst 22 Jahren wurde er von Jupp Ernst an die Werkkunstschule Wuppertal berufen, um dort die Klasse für Flächenmusterung und Textilgrafik zu leiten und eine Abteilung für die Grundlagen der Gestaltung aufzubauen. 1967 folgte er dem Ruf an die Kölner Werkschulen, wo er neben seinem Direktorenamt eine Meisterklasse für Malerei unterhielt. Der Hinterglasmalerei widmete sich Schriefers neben anderen künstlerischen Techniken ab 1945. Sein Werk umfasst über 500 Hinterglasarbeiten, von denen drei in der Ausstellung Tiefenlicht gezeigt werden. Schriefers Sohn Thomas spricht am Donnerstag, 30. November, ab 19 Uhr im Museum über seinen Vater. Darüber hinaus zeigt er einen Film.

 Margret und Thomas Schiefers, der am 30. November über seinen Vater Werner spricht, im Kunstmuseum Solingen.

Margret und Thomas Schiefers, der am 30. November über seinen Vater Werner spricht, im Kunstmuseum Solingen.

Foto: mak

August Macke ist der Vetter des Krefelders Helmuth Macke, der bislang im Schatten des Mitbegründers der Blauen Reiter stand. Unter Kollegen genoss er hingegen stets große Beachtung und zum Teil auch Bewunderung. Er gilt als verkanntes Genie (wir berichteten).

Mit der Ausstellung Tiefenlicht zeigt das "Museum Penzberg - Sammlung Campendonk" die erste umfassende Schau von Hinterglasbildern des 20. sowie 21. Jahrhunderts. Zu entdecken sind fragile Arbeiten von überraschender Strahlkraft, die sich stilistisch weit von der traditionellen Hinterglasmalerei entfernt haben. Das Licht, das sich auf magische Art in den Bildern fängt, macht in den Werken ein leuchtendes und doch nuanciertes Spiel von Farben und Formen erlebbar. Um die Bandbreite und den Variantenreichtum der modernen Hinterglasmalerei anzudeuten, zeigt die Ausstellung Werke aus dem Zeitraum von 1912 bis zu den Zeitgenossen, die auch mit Lichtkästen, Videoarbeiten und Installationen hieran anschließen.

Als Tiefenlicht wird das Phänomen von ungewöhnlichem Glanz und Strahlkraft der Farbe speziell in der Hinterglasmalerei bezeichnet, die sie dem Glas als Bildträger verdankt. Die Ambivalenz von Oberflächenglanz und Transparenz, Lichtbrechung und Reflexen verleiht den Werken durch die innige Verbindung von Glas und Farbe "ein seltsam funkelndes Leben". Hervorgerufen wird es durch den unmittelbaren Kontakt der rückwärtig auf das Glas aufgebrachten Farbe, die das Licht in besonderer Weise reflektiert.

Die Hinterglasmalerei ist als künstlerische Technik der Klassischen Moderne weitgehend unbekannt und kaum erforscht. Dabei wurde sie als nicht-akademische Anregung von vielen und namhaften Künstlern aufgenommen, um ihre besonderen Möglichkeiten auszuloten - vom frei spielerischen Experiment bis zur höchsten technischen Vollendung. Auch zeitgenössische Maler zeigen an der Hinterglasmalerei ein besonderes Interesse.

Die Ausstellung ist Teil eines interdisziplinären Forschungsprojektes zur Hinterglasmalerei der Klassischen Moderne von 1905 bis 1955, das die Volkswagen-Stiftung dem Museum Penzberg ermöglicht und die noch bis zum 7. Januar 2018 zu sehen ist.

(sti)
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