Krefeld Krefelder feiern in Amerika Vorfahren von 1683

Krefeld · Vor 333 Jahren wanderten 13 Krefelder Familien nach Amerika aus - bis heute leben Verwandte der Auswanderer in Krefeld.

 Walter Daniels (l.) und Eduard Loers mit dem Stammbaum, der die Abstammungslinien der deutschen Familien von 1683 bis auf den heutigen Tag dokumentiert. Daniels und Loers sind Verwandte der Krefelder Auswanderer.

Walter Daniels (l.) und Eduard Loers mit dem Stammbaum, der die Abstammungslinien der deutschen Familien von 1683 bis auf den heutigen Tag dokumentiert. Daniels und Loers sind Verwandte der Krefelder Auswanderer.

Foto: Lammertz

Vor 333 Jahren machten sich 13 Krefelder Familien auf die gewagte Reise nach Amerika. Am 6. Oktober 1683 erreichten sie als erste deutsche Auswanderergruppe ihr Ziel in Philadelphia und gründeten "Germantown". Heute wird überall in den USA der "German-American Day" gefeiert. Die Krefelder Eduard Loers und Werner Daniels stammen von einer der Auswanderfamilien ab und besuchen zu dem Feiertag ihre Verwandten in Germantown.

Während des 17. Jahrhunderts fanden einzelne mennonitische Familien und Gruppen, die zum Beispiel aus Kempen, Gladbach oder Rheydt vertrieben worden waren, in Krefeld Zuflucht. Zwar wurden sie in der Stadt geduldet, vor allem wegen ihrer finanziellen Macht, fanden jedoch auch hier keine wirkliche Anerkennung und wurden schikaniert. Sie sehnten sich nach einem Ort, an dem sie ihre Glaubensrichtung frei leben durften und dafür weder verfolgt, noch bestraft wurden.

Mit dem Theologen Franz Daniel Pastorius wurde dieser Hoffnung nähergerückt. 1683 kam er aus Amerika nach Krefeld und versprach all das in der Neuen Welt in Übersee. So machten sich 13 Familien von Mennoniten und Quäkern mit dem englischen Segelschiff "Concord" auf die Reise ins Unbekannte - und waren somit die erste organisierte Auswanderungsgruppe aus dem damaligen Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, die nach Amerika reiste und sich dort ansiedelte. Zu den Familien gehörten auch die Luckens. Die Geschwister Johann, Maria und Beatrix Lucken trauten sich auf die Reise und ließen drei ihrer Schwestern in Krefeld zurück. Darunter auch Hilleken Lucken, die später Gerhard Hubert Loers heiratete.

Eduard Loers gehört zu den Nachfahren aus der neunten Generation und begann vor 33 Jahren mit der Ahnenforschung. "In Amerika leben inzwischen eine Millionen Nachfahren der Krefelder Auswanderer mit dem Namen Lucken", sagt Eduard Loers. Viele konnte er aufspüren und steht nun in Kontakt mit ihnen. Sogar in Krefeld konnte er mit Werner Daniels einen Verwandten aufspüren. "Nicht nur ich, sondern auch Amerikaner haben in Krefeld nach Verwandten gesucht. Da allerdings Frauen in Deutschland zurückgeblieben sind, wussten sie nicht, nach welchem Nachnamen sie suchen mussten", erklärt Eduard Loers. Nun fahren sie gemeinsam für eine Woche nach Amerika, um den "German-American Day" mit ihren Verwandten zu feiern. "Die meisten können zum Glück Deutsch, denn mein Englisch ist über die Jahre ziemlich eingerostet", gesteht Werner Daniels. Für ihn ist es die erste Reise in die Vereinigten Staaten. Zunächst besuchen sie Michael Jones, einen Verwandten in Denver, Colorado, der auch schon mit seiner Familie in Deutschland war. Mit dem nächsten Flieger reisen sie nach Maryland um Cindy Luckens zu besuchen, und danach geht die Reise weiter nach Philadelphia.

"In Amerika ist das ganz einfach. Dort werden alle Verwandte, deren Verbindung schwierig nachzuvollziehen ist, mit 'Cousin' bezeichnet. Das passt für Frauen und Männer", lacht Eduard Loers.

Die German Society of Pennsylvania hat die zwei Krefelder eingeladen, an den Feierlichkeiten, die eine ganze Woche andauern, teilzunehmen und den Oberbürgermeister der Stadt kennenzulernen.

Schon im 19. Jahrhundert erinnerte man sich in den USA an die deutschen Wurzeln und feierte am 6. Oktober die Ankunft der Krefelder von 1683. Auf Grund der beiden Weltkriege und der damit einhergehenden anti-deutschen Stimmung in den USA wurde der Tag jedoch aus dem öffentlichen Bewusstsein gestrichen.

Erst 1983 wurde die Tradition wiederbelebt. Der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, Ronald Reagan, rief zum 300. Jahrestag den 6. Oktober zum "German-American Day" aus. Seitdem wird mit dem Feiertag an das deutsche Erbe erinnert. Auch in Deutschland wird der Tag von deutsch-amerikanischen Vereinen gefeiert.

(RP)
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