Krefeld Krefelder baut die besten Schlagzeuge aus Acryl
Krefeld · Das als Markenzeichen eingetragene K ist Kennern ein Begriff. Es steht für den gebürtigen Krefelder Jo Kirchhoff und seine Schlagzeuge. Der 49-Jährige ist der deutsche Spezialist für transparente Trommeln aus Acrylglas. 400 Stück verkauft er jährlich - nur an Profis.
Herz über Kopf, das könnte auch das Motto von Unternehmer Jo Kirchhoff sein. Irgendwann um die Jahrtausendwende reifte in ihm der Entschluss, dass regelmäßige 80-Stunden-Wochen trotz interessanter Entlohnung nicht das sind, was er sich vom Leben vorstellt. Er machte einen krassen Sprung, kündigte seine Stellung in der Champions-League der Werbenden in Düsseldorf und baute seine eigene kleine Firma auf.
Der Hobby-Musiker und Bassist war bei unzähligen Proben mit seiner Band stets vom Instrument seines Rhythmuskollegen fasziniert -dem Schlagzeug. John Bonham von Led Zeppelin und seinem transparenten Trommeln aus orangem Acrylglas galten damals seine besonderen Sympathien. "Nur der Klang war so schlecht", erinnert sich Kirchhoff. Das muss doch besser hinzubekommen sein, dachte er und spannte seinen Freund Harald Bock mit ein. Der promovierte Chemiker erkannte schnell die Ursache und lieferte dem in Forstwald aufgewachsenen Krefelder gleichsam ein Rezept, es besser zu machen. "Das Geheimnis besteht darin, das Acrylglas, aus dem die Trommeln bestehen, weicher zu machen", verrät Kirchhoff. Sein erster Prototyp - eine Snare - rief sofort Begeisterung hervor und war verbunden mit der Empfehlung, doch mal ein ganzes Schlagzeug zu bauen.
Inzwischen produziert der Krefelder mit drei Angestellten auf 380 Quadratmetern am Gahlingspfad rund 400 Sets pro Jahr. Dort wird gesägt, gebohrt, entgratet und vorgestimmt - tief für Metal-Musiker und hoch für Jazzer. Kirchhoff hat den Ruf einer Edelmarke, die in zahlreichen Tonstudios, Musikschulen und bei vielen Profimusikern Kultstatus genießen. Der hat seinen Preis. Ein Kirchhoff-Schlagwerk kostet ab 3500 Euro aufwärts. Vor genau zehn Jahren hat er ganz auf sein neues Steckenpferd gesetzt und hochoffiziell seine eigene Firma gegründet.
Inzwischen liefert er nicht nur Schlagzeuge aus transparentem Acryl, sondern auch mit Spezialfolie hauchdünn beklebte Exemplare und Trommeln aus Edelhölzern. In ganz besonderen Fällen reist der Krefelder quasi unter falscher Flagge. Das heißt, es steht eine andere Marke auf dem Produkt, als es tatsächlich ist. "Wir haben für den Schlagzeuger einer sehr bekannten Düsseldorfer Punkband ein Schlagzeug aus Acrylglas gebaut, weil sein Ausrüster solche nicht im Sortiment hat", berichtet der Firmenchef.
Anekdoten kann er eine Menge erzählen: "Es ist schon interessant, bei Musikmessen oder Festivals mit den internationalen Stars in Kontakt zu kommen und deren Meinung über unsere Schlagzeuge zu hören", berichtet der 49-Jährige, der seit kurzem der Liebe wegen nach Kevelaer umgezogen ist.
Im vergangenen Jahr war der Geschäftsmann bei Rock am Ring in Mendig, um Werbung für seine Instrumente zu machen. Der Markt werde schwieriger, die Konkurrenz aus Asien und die Flaute in der Musikbranche sorgten für Schwierigkeiten. "Wir haben eine Nische besetzt und kommen gut zurecht", sagte Kirchhoff.
Seine Schlagzeuge werden bei Thomann in Europas größtem Musikhaus ebenso angeboten wie in Italien, Schweden und Norwegen. Die so genannten Spannböcke lässt Kirchhoff in Taiwan herstellen, die Felle bestehen aus Mylar - einer Polyesterfolie von DuPont, und auch die Rohlinge für die Trommelkessel werden dort für ihn produziert.
Einen Musiker würde Kirchhoff besonders gerne mit einem Drumset aus seinem Sortiment ausstatten: Dave Grohl, Sänger der Foo Fighters und Ex-Drummer von Kurt Cobains Nirvana. "Ein ganz charismatischer Mensch", sagt er.