Krefeld Krefeld wird kölsch-katholisch

Krefeld · Mit einem heiter-besinnlichen Abend in St. Cyriakus will das Ensemble Kölsch-Katholisch testen, ob sich in Krefeld Mundart-Gottesdienste mit viel Musik etablieren können. In Mönchengladbach ist das Konzept ein Renner.

 Das Ensemble „Kölsch-Katholisch“ spielt ausschließlich in Kirchen und tritt in Messdienergewändern auf. Chef und Sänger der Gruppe ist Pfarrer Harald Josephs (2.v.r.), rechts daneben Helmuth Schroers.

Das Ensemble „Kölsch-Katholisch“ spielt ausschließlich in Kirchen und tritt in Messdienergewändern auf. Chef und Sänger der Gruppe ist Pfarrer Harald Josephs (2.v.r.), rechts daneben Helmuth Schroers.

Foto: Wiechmann, Dieter

Mundart geht den Menschen direkt ins Herz — und füllt auch Kirchenreihen. Das zeigte sich beim ersten "Närrischen Gottesdienst" zu Karneval: Da war die Dionysiuskirche voll besetzt. Volle Gotteshäuser bei emotionalen Texten und Liedern könnte es in Krefeld künftig häufiger geben, wenn es nach Helmut Schroers ginge. Der Leiter der Krefelder Mediothek ist Sänger und Gitarrist des Ensembles "Kölsch-Katholisch", das seit zehn Jahren regelmäßig die Kirchen in Mönchengladbach und Umgebung füllt.

Bis zu 800 Leute kommen, wenn die Band Gottesdienste mit Musik der Bläck Fööss, von BAP, den Höhnern und Trude Herr gestaltet. Mit den fünf Messen um die Karnevalszeit zieht die Gruppe 3000 Zuhörer an. "Das war so etwas wie eine Marktlücke", sagt Schroers. Am Sonntag, 18. November, 18 Uhr, steigt der Testballon für Krefeld in der Hülser Pfarrkirche St. Cyriakus: Unter dem Titel "Jede Minsch hät nur dat eine Stänezelt" gibt "Kölsch-Katholisch" Betrachtungen zu Psalmen der Bibel und Liedern der Bläck Fööss; zunächst als heiter-besinnlicher Abend — ohne Liturgie.

In der katholischen Kirche ist das Augenzwinkern, das solche Gottesdienste auch haben, nicht unumstritten. Wenn zur Kommunion "Drink doch eine met" erklingt, hat es auch schon mal Protest gegeben. "Eine Düsseldorferin hat sich ganz zu Anfang darüber mal bei Kardinal Meisner beschwert. Der hat seinen Kollegen vom Bistum Aachen informiert, und unser Pastor musste antreten und rechtfertigen, dass die Liturgie gewahrt bleibt. Das ist wohl akzeptiert worden. Danach kam nichts mehr", erzählt Schroers. Die Kritik kann er nicht verstehen: "Lachen und der Glaube an den Lieben Gott passen gut zusammen", findet er. Wenn die Gottesdienstbesucher einander unterhaken und schunkeln, werde Kirche erlebbar. Und die stillen Momente hätten auch ihren Raum: "Zur Eucharistie legt die Band eine respektierende Pause ein", sagt er. "Spaß an der Freud und Trauer sind die beiden Pole, die in Mundart sehr direkt wirken." Er erinnert sich an einen Gottesdienst "Von der Wiege bis zur Bahre": Als er "Maach et jot" gesungen hat — ein Lied über den Abschied —, sei eine junge Frau in Tränen ausgebrochen. "Nach dem Konzert erzählte sie, dass ihr Mann drei Monate zuvor gestorben war. Für sie war es der erste Moment des Loslassens."

Die acht Mitglieder des Ensembles, das in Messdienergewändern auftritt, sind alle in ihren Pfarren aktiv. Kopf der Truppe ist der Mönchengladbacher Pfarrer Harald Josephs. Er ist befreundet mit seinem Hülser Kollegen Paul Jansen. Nicht nur Jansen ist von dem Konzept überzeugt — auch mit den Bläck Fööss sind die Gladbacher verbunden. Drei "Fööss" treten auch schon mal gemeinsam mit ihnen auf.

(RP/ac)
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