Im Werk Uerdingen Siemens baut neue Züge für Türkische Staatsbahn

Krefeld · Alle 80 Wagen im Wert von 340 Millionen Euro für die Türkische Staatsbahn werden im Werk Uerdingen gebaut und im Prüfcenter Wegberg-Wildenrath statisch und dynamisch bis 140 km/h getestet.

 Die Türkische Staatsbahn TCDD setzt auch in Zukunft auf Hochgeschwindigkeitszüge aus dem Werk in Krefeld-Uerdingen. Dort werden 80 neue Wagen gebaut.

Die Türkische Staatsbahn TCDD setzt auch in Zukunft auf Hochgeschwindigkeitszüge aus dem Werk in Krefeld-Uerdingen. Dort werden 80 neue Wagen gebaut.

Foto: SAG

Die Nachricht aus der Siemens-Zentrale ist wie Balsam auf die geschundene Seele der Beschäftigten im Krefelder Zugwerk an der Duisburger Straße. Fusionspläne und Stellenabbau halten die rund 2000 Mitarbeiter in Uerdingen seit Wochen und Monaten in Atem. Die Zukunft ist ungewiss, obwohl die Auftragsbücher gut gefüllt sind. Nun kommt ein weiterer Großauftrag: Die Türkische Staatsbahn TCDD ordert zehn neue Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ Velaro. Jeder Zug besteht aus acht Einheiten. Siemens hat im Rahmen der Ausschreibung das beste Angebot abgegeben. Der Auftragswert beläuft sich auf rund 340 Millionen Euro. Der Vertrag beinhaltet die Wartung, Reparatur und Reinigung der Züge über einen Zeitraum von drei Jahren. Mit dieser Bestellung wird die türkische Velaro-Flotte auf 17 Züge anwachsen.

Damit nimmt eine Ausschreibungsgeschichte für Siemens nach drei Jahren doch noch ein gutes Ende. 2015 hatte der Konzern bereits einmal die Ausschreibung von TCDD gewonnen. Mitbewerber klagten daraufhin. Die Türkische Staatsbahn zog ihre Ausschreibung anschließend zurück, überarbeitete sie und startete einen zweiten Anlauf. Siemens bewarb sich erneut und bekam erneut den Zuschlag. "Unsere Velaro-Familie wächst weiter und setzt eine einzigartige Erfolgsgeschichte fort. Bei Kapazität und beim Komfort bleibt der Velaro ein Benchmark für Hochgeschwindigkeitszüge. In der Türkei kann er all seine Vorteile voll ausspielen und stellt dies schon heute im täglichen Einsatz unter Beweis. Unser Flaggschiff fährt hier mit einer 99-prozentigen Verfügbarkeit", sagte Sabrina Soussan, Leiterin der Division Mobility.

Zur Historie: Im Rahmen der allerersten Ausschreibung, die im Mai 2013 abgeschlossen wurde, beauftragte die TCDD Siemens mit der Lieferung eines ersten Zuges auf Basis des Velaro D. Dafür wurde ein Velaro aus der laufenden Fertigung für den Betrieb in der Türkei umgerüstet. Dieser Zug nahm im Mai 2015 den Fahrgastbetrieb zwischen Ankara und Konya auf. Gleichzeitig erteilte TCDD einen weiteren Auftrag an Siemens, erneut Gewinner der Ausschreibung, über sechs achtteilige Hochgeschwindigkeitszüge. Die sieben Züge verbinden Ankara mit Konya und Eskisehir und haben im Fahrgastbetrieb bereits über fünf Millionen Kilometer zurückgelegt.

Der neue Auftrag für die Herstellung von 80 Wagen soll komplett in Krefeld abgewickelt werden. Das bestätigte Unternehmenssprecher Georg Lohmann gestern auf Anfrage unserer Redaktion. "Ja, es werden alle zehn Züge im Werk in Krefeld gebaut und im Prüfcenter Wegberg-Wildenrath (PCW) statisch und dynamisch (bis zu einer Geschwindigkeit von 140 Kilometern pro Stunde) getestet. Die dynamische Inbetriebsetzung für Geschwindigkeiten von mehr als 140 Kilometern pro Stunde findet nach Transport der Züge in der Türkei statt."

Der Kunde TCDD habe in Ankara ein Depot für Hochgeschwindigkeitszüge neu gebaut und im Jahr 2016 in Betrieb genommen. Der Service der Züge werde - wie bereits für die sieben in Betrieb befindlichen Velaros - in diesem Depot vom Siemens-Serviceteam durchgeführt, berichtete Lohmann. Siemens freue sich über diesen Anschlussauftrag. Er bestätige einmal mehr das Vertrauen der Kunden in die "hohe Leistungskraft unserer Krefelder Mannschaft", betonte Lohmann.

Die Hochgeschwindigkeitsplattform Velaro von Siemens bietet ein bedarfsgerechtes Kapazitätsprofil und hohen Reisekomfort. Die Velaro-Züge wurden für den internationalen Markt entwickelt und sind derzeit in Spanien, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Belgien, Russland, China, der Türkei - sowie zuletzt auch in den Niederlanden in Betrieb.

(sti)
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