Krefeld Krefeld muss Heimplätze für 100 Flüchtlingskinder schaffen

Krefeld · Ein neues Gesetz ist am 1. November in Kraft getreten: Die Stadt bereitet sich auf die Folgen vor. Der Verein SKM sucht Paten, die die Neuankömmlinge begleiten und unterstützen.

SKM-Geschäftsführerin Caroline Frank-Djabbarpour. Ihre Organisation hat begonnen, Paten zu suchen, die die Ankömmlinge begleiten.

SKM-Geschäftsführerin Caroline Frank-Djabbarpour. Ihre Organisation hat begonnen, Paten zu suchen, die die Ankömmlinge begleiten.

Foto: Thomas Lammertz

Es ist eine neue Herausforderung: Zu den Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen, gehören auch Flüchtlingswaisen; das heißt, sie gelangen ohne Eltern oder Familienangehörige zu uns. Im Amtsdeutsch heißen sie "Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge", abgekürzt UMA. Der Bund hat nun ein Gesetz erlassen, das seit dem 1. November gilt ("Gesetz zur Verbesserung der Unterbringung, Versorgung und Betreuung ausländischer Kinder und Jugendlicher") und regelt, wie viele solcher Kinder und Jugendlichen die Kommunen aufnehmen müssen. Krefeld muss demnach nachdem sogenannten Königsteiner Schlüssel 80 bis 100 UMA-Flüchtlingskinder unterbringen.

"In dem Moment, in dem jemand als UMA identifiziert ist, muss er nach Jugendhilfestandards betreut werden", sagt Gerhard Ackermann, Leiter des Fachbereichs Jugendhilfe, "das heißt, er muss in einem Kinder- und Jugendheim aufgenommen werden. Wir sind im Moment dabei, neue Heime aufzubauen."

Hintergrund: Die Stadt hat gut 400 Heimplätze, die alle belegt sind. Insofern laufen die Vorbereitungen der Stadt auf Hochtouren, neue Plätze zu schaffen. "Ich kann Kinder und Jugendliche nicht einfach in den Hallen belassen", sagt Ackermann; "und wir müssen für eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung sorgen." Gebäude hat die Stadt im Blick - welche, möchte Ackermann erst mitteilen, wenn alle Vorbereitungen unter Dach und Fach sind. Krefeld versorgt bislang etwa 30 UMA-Flüchtlinge, die laut Ackermann meist 16, 17 Jahre alt sind. Er hört aber von Kollegen entlang der Route, auf der Flüchtlinge nach Deutschland kommen, dass immer mehr junge unbegleitete Flüchtlinge kommen und dass sie immer jünger werden. Bislang ist zugesagt, dass die UMA-Kinder, die schon aufgenommen sind, auf das Gesamtkontingent angerechnet werden.

Neben der Suche nach Räumlichkeiten für neue Kinderheimplätze laufen Gespräche mit den Partnern der Jugendhilfe, also mit Vereinen und Verbänden, die die Betreuung mit übernehmen können. Einer davon ist der "SKM-Katholischer Verein für soziale Dienst in Krefeld e.V." (kurz SKM). "Auf die Kinder-und Jugendhilfe kommen erhebliche Belastungen zu, da ist neben der hauptamtlichen Hilfe auch die ehrenamtliche Hilfe gefragt und notwendig", sagt SKM-Geschäftsführerin Caroline Frank-Djabbarpour. Ihre Organisation hat begonnen, Paten zu suchen, die die Ankömmlinge begleiten. Die Paten sollen ihnen in allen möglichen Belangen des Alltags zur Seite stehen - von Hausaufgabenhilfe über Behördengänge bis hin zur Einübung in den Alltag hier: "Es geht darum, den Neuankömmlingen zu vermitteln, wie hier der Alltag funktioniert; von Verkehrsregeln angefangen", sagt Frank-Djabbarpour. Von Hausaufgaben bis Freizeit - die Arten der Begleitung und Aktivitäten sind vielfältig.

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Foto: dpa, rwe jai

In Vorgesprächen mit den Interessenten wird geklärt, welche Art Betreuung sie sich vorstellen können; die angehenden Paten werden geschult und auch während der Patenschaft begleitet. Vorschriften über die Häufigkeit der Kontakte gebe es natürlich nicht, erläutert Frank-Djabbarpour weiter, aber es wäre hilfreich, sein Partenkind einmal die Woche zu sehen, "sonst lässt sich keine Beziehung aufbauen". Vorstellbar ist auch, dass ein Pate seinen Schützling auch über dessen 18. Lebensjahr hinaus begleitet.

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(RP)
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