Krefeld Fast jeder dritte Bewohner der Innenstadt ist überschuldet

Krefeld · Die Krefelder kommen mit ihrem Geld nicht aus: Jeder siebte ist privat überschuldet. Fast 30.000 Einwohner können ihren finanziellen Verpflichtungen ohne Unterstützung von Freunden oder Angehörigen nicht nachkommen.

 Das Krefelder Stadtgebiet ist in Postleitzahlbezirke eingeteilt. Die Creditreform hat diese Struktur übernommen und die Quoten für die Verschuldung der dort wohnenden, volljährigen Bewohner ermittelt.

Das Krefelder Stadtgebiet ist in Postleitzahlbezirke eingeteilt. Die Creditreform hat diese Struktur übernommen und die Quoten für die Verschuldung der dort wohnenden, volljährigen Bewohner ermittelt.

Foto: Vera Weber

Nun ist es aber nicht etwa so, dass die Krefelder unverantwortlich über ihre Verhältnisse leben und zu Saus und Braus, Luxus und Verschwendung neigen. Sicher, auch das wird es geben, die wesentlichen Ursachen aber sind drei nur im geringen Maße zu beeinflussende Faktoren: Arbeitslosigkeit, Krankheit und Scheidung sowie zunehmend Altersarmut.

Die meisten Menschen leben in finanziell vermeintlicher Sicherheit. Auf der einen Seite steht das Erwerbseinkommen, auf der anderen Seite die finanziellen Verpflichtungen aus Wohnen, Auto, Versicherungen - Dinge des täglichen Bedarfs. Erst danach kommen in der Regel Ausgaben für Hobbys, Freizeit und Urlaub.

Mit einer Quote von 4,13 Prozent ist die Verschuldung im Postleitzahlbezirk 47802 nach Auswertung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform Krefeld Lienau KG am geringsten. In Teilen von Uerdingen, Gartenstadt, Hülser Berg, Inrath, Kliedbruch, Traar und Verberg müssen sich die Krefelder kaum Sorgen machen, wie sie ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen können. Das andere Extrem ist der Postleitzahlbezirk 47798. Dort liegt die Verschuldungsquote bei 29,5 Prozent. Neben der Stadtmitte sind vor allem Teile von Cracau, Dießem, Lehmheide, Kempener Feld und Baakeshof betroffen. Ebenfalls über der 20-Prozent-Grenze schnitten die Bezirke 47799 und 47805 ab: Für Stadtmitte, Cracau und Teile Bockums beträgt die Quote 25,56 Prozent, für Dießem, Lehmheide und Teile Fischelns 22,06 Prozent.

Das schlechte Abschneiden Krefelds im bundesweiten Vergleich ist nicht überraschend. Statistisch betrachtet ist das Risiko, in Finanznot zu gelangen, in der Seidenstadt größer als anderswo. Die Arbeitslosenquote ist in Krefeld mit Quoten zwischen 10,5 und 11,5 Prozent beträchtlich. Die Zahl der Ausfalltage im Beruf wegen Krankheit liegen seit langem über dem Landesdurchschnitt, wobei die Langzeitkranken das Ergebnis dominieren. Und auch die Zahl der Scheidungen bewegt sich zwischen 550 und 650 im Jahr, wobei die finanziellen Auswirkungen der Trennungen langfristig wirken. In der Stadt leben knapp 200.000 Menschen, die 18 Jahre und älter sind. Knapp 30.000 davon sind überschuldet. Das heißt, sie können ihren finanziellen Verpflichtungen ohne Hilfe von Freunden und Angehörigen nicht nachkommen.

(RP)
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