Daumendrücken in Krefeld Krefelderin Lisa Schmidla holt Gold

Krefeld · Super, Wahnsinn - Lisa Schmidla ist Olympiasiegerin! Sie hat dem Druck standgehalten und Geschichte geschrieben. Die 25-jährige Studentin vom Crefelder Ruderclub gewann Donnerstag in Rio de Janeiro mit dem deutschen Frauen-Doppelvierer das Finale.

Krefeld: Eltern jubeln über Olympia-Gold für Lisa Schmidla
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Eltern jubeln über Olympia-Gold für Lisa Schmidla aus Krefeld

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Foto: Lammertz, Thomas

Das war nichts für schwache Nerven. Zunächst kam der deutsche Vierer nicht wie erwartet aus dem Startblock. Erst einmal nur im Mittelfeld liegend, zogen die Polinnen bis auf 2,39 Sekunden davon. Allen stockte der Atem: Zeigen sie doch Nerven? Doch bei 1000 Metern wanderte der Blick von Lisa Schmidla kurz rüber zu ihren Gegnerinnen, dann ging ein Ruck durch das deutsche Boot. Unaufhaltsam zogen sie ihr Tempo an. Der kraftvolle Schlag zahlte sich bei den Gegenwind-Bedingungen aus. Immer näher kamen sie den Polinnen. Bei 1500 Metern hatten sie aufgeschlossen, kurze Zeit später schoben sie ihren Bugball in die Führungsposition. Spätestens da hielt es keinen der Zuschauer mehr auf dem Sitz. Ein tolles und taktisch hervorragendes Rennen, das an Dramatik kaum zu überbieten war. Im Endspurt zeigte der Vierer mit der Ausnahmeschlagfrau Lisa Schmidla, warum sie an diesem Tag zu Gold gerudert sind. Eine absolut taktische Meisterleistung.

Die schwierigen Bedingungen in Rio waren bei der Vorbereitung genau richtig eingeschätzt worden. Eine perfekte Einteilung des Rennens, auch wenn man am Start sicherlich gerne etwas besser losgekommen wäre. Aber vielleicht wurden die vier jungen Frauen von einem Signal gestört. Auf der Strecke boten sie dann aber die gewohnt starke Leistung. Und wer Lisa Schmidla kennt, der weiß, wenn es drauf ankommt, dann kann sie spurten, und dann auch richtig. "Unsere Schlagfrau Lisa hat einen super Endspurt gefahren", sagten unisono ihre Teamkolleginnen Carina Bär und Annekatrin Thiele nach dem Rennen. Auch Lisa Schmidla war voll des Lobes für ihre Teamkolleginnen: "Das fühlt sich an, wenn man wie auf Schienen gleitet, wenn die anderen hinter mir machen, was ich vorgebe. Wir haben an uns geglaubt und sind cool geblieben." Die Polinnen mussten ihrem hohen Anfangstempo Tribut zollen und wurden von den Niederländerinnen kurz vor der Ziellinie sogar noch auf den Bronzerang verwiesen.

Es ist kaum zu fassen, was Lisa Schmidla in Rio erreicht hat. Das ist die Krönung ihrer Karriere: Olympiagold! Einst hat sie als 13-Jährige über die Ruder AG der Gesamtschule Kaiserplatz mit dem Rudern angefangen, bevor sie zum Crefelder Ruder-Club kam. Schnell stellten sich erste Erfolge ein. Sie wurde mehrfache Deutsche Jahrgangsmeisterin bei der U17 und U19. Zweimal war sie bei der Junioren- WM, wo sie Bronze im Achter und im Jahr darauf Gold im Einer gewann. Sofort schaffte sie den Sprung zur U23 mit der Goldmedaille im Doppelvierer bei der Weltmeisterschaft in Amsterdam. Es folgten in den darauf folgenden Jahre noch Gold im Doppelzweier und in der Königsklasse, dem Einer. 2012 dann die Nominierung zur Ersatzfrau für Olympia in London. 2014 dann der Weltmeistertitel in Weltbestzeit und 2014 die Silbermedaille. Alleine das liest sich schon mehr als beeindruckend, aber der Olympiasieg am Donnerstag setzt dem ganzen noch die Krone auf. Natürlich sehen alle jetzt den Erfolg, der die unzähligen Stunden an Training, die Entbehrungen und auch manche Entscheidungen, die einen hadern ließen, in diesem Moment vergessen lässt.

Lisa Schmidla wird noch bis zum Ende der Spiele in Rio bleiben und den ein oder anderen Cocktail an der Copacabana genießen. Denn eins hat sie bei der Siegerehrung lachend verraten: Sie wird alle ausprobieren, von A-Z. Das sei ihr gegönnt. Ganz besonders freut sie sich auf die Abschlussfeier, bevor sie am 22. August zurück in die Heimat fliegt und ihren Eltern Anne-Kathrin und Thomas in die Arme fliegen kann. Einen Tag später will der Crefelder RC seiner ersten Goldmedaillen-Siegerin bei Olympia einen würdigen Empfang bereiten.

(RP)
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