Krefelder Comiczeichner Der Strichmännchenheld aus dem Netz

Krefeld · Strichmännchencomics von "Krieg und Freitag" sind ein riesiger Erfolg im Internet. Hinter dem Pseudonym steckt ein gebürtiger Krefelder. Jetzt sind seine Zeichnungen erstmals in der wirklichen Welt zu sehen.

 Eigentlich sind Schwarz-Weiß-Zeichnungen sein Metier, doch manchmal macht macht "Krieg und Frieden" eine Ausnahme.

Eigentlich sind Schwarz-Weiß-Zeichnungen sein Metier, doch manchmal macht macht "Krieg und Frieden" eine Ausnahme.

Foto: Thomas lammertz

Fast 10.000 Follower hat Tobias Vogel auf Twitter. Dazu kommen andere Kanäle wie Facebook oder Instagram. Doch seinen Namen und wie er aussieht, wissen die wenigsten. Denn alle Fans kennen ihn unter seinem Künstlernamen "Krieg und Freitag". Jetzt ist das Geheimnis gelüftet. Der gebürtige Krefelder hat im Café Liesgen an der Wiedenhofstraße seine erste Ausstellung.

Der Mann, der durch die Tür kommt, wirkt gar nicht wie ein Künstler oder eine Berühmtheit. Äußerlich spiegelt er eher das Klischee des Sachbearbeiters einer Krankenversicherung wider - und das ist Tobias Vogel auch im richtigen Leben. Im Internet begann er vor rund zehn Monaten, kleine Comics mit Strichmännchen einzustellen, die er frei zeichnet. Sie leben vor allem von den kurzen, oft bissigen, manchmal zynischen oder witzigen Texten. Vogels offene, schlagfertige und kreative Art - schnell zeichnet er für seine Fans Comics aus dem Handgelenk, ohne lange nachdenken zu müssen - spiegelt da schon eher den Internet-Künstler. Im "Liesgen" hängen die Zeichnungen, die etwa postkartengroß sind, in schlichten schwarzen Rahmen an den Wänden.

 Tobias Vogel mit Ehefrau Steffi im Café Liesgen. Der Künstlertreff ist der passende Ort für die erste Ausstellung seiner Zeichnungen.

Tobias Vogel mit Ehefrau Steffi im Café Liesgen. Der Künstlertreff ist der passende Ort für die erste Ausstellung seiner Zeichnungen.

Foto: Lammertz Thomas

Es ist das allererste Mal, dass Bilder von "Krieg und Freitag" außerhalb der virtuellen Welt präsentiert werden. Beim Besuch in seiner Geburtsstadt steht er seinen Fans für Gespräche, Autogramme und persönliche Zeichnungen zur Verfügung. Die Nachfrage ist da. Erster Käufer ist Jörg Grothus. "Ich finde die Klarheit der Bilder und die Aussagen toll. Das Bild wird ein Geschenk an meine Frau zum Jahrestag", sagt er.

Nun lässt sich trefflich darüber streiten, ob die Strichgeschichtchen wirklich Kunst sind. Vogel sieht die Sache pragmatisch. "Ob ich Kunst mache? Eigentlich mache ich mir darüber keine Gedanken, und es ist auch gar nicht mein Anspruch. Aber ich erstelle Bilder, arbeite kreativ und verdiene damit zwischenzeitlich sogar Geld. Also ist es wohl Kunst, denke ich", sagt der Wahl-Hamburger und lächelt. Und die Sache mit dem Künstlernamen? Vogel schmunzelt. "Das war ganz einfach: Ich habe auf dem Handy eine Liste mit Büchern, die ich lesen möchte. Ich wollte Tolstois ,Krieg und Frieden' dort eintragen. Mein Handy schlug mir als letztes Wort Freitag vor. Das fand ich lustig und habe es übernommen." Noch ein Geheimnis gelüftet.

Krefeld: Der Strichmännchenheld aus dem Netz: Tobias Vogel
Foto: Lammertz Thomas

Verfolgt er ein besonderes Ziel? Vogel denkt einige Augenblicke nach. "Eigentlich nicht. Ich habe mich auch schon für das Wählen oder gegen Rechts positioniert, aber eigentlich möchte ich unpolitisch sein und den Menschen einen Freiraum ohne Politik geben. Mir geht es um den Spaß. Schön wäre, wenn ich meinen Hauptberuf reduzieren und mit den Bildern mehr Geld verdienen könnte. Ich möchte auch ein Buch veröffentlichen, bin aber noch auf Verlagssuche", berichtet er. Drucke von seinen Comics gibt es übrigens nicht. Jedes Bild ist ein handgezeichnetes Original.

Auch für spontane Zeichnungen ist er bei seinem Auftritt immer bereit. Besucherin Sarah Mira Oelmann bittet um ein Bild mit einer Katze. Vogel malt eine Katze und einen Menschen. Die Katze aber blickt freundlich - das aber trifft nicht den Geschmack der jungen Frau, die lachend sagt, ihre Katze sei nur selten lieb. Kurzerhand verpasst "Krieg und Freitag" ihr eine Gedankenblase, die sie als liebenswert-hinterhältig darstellt. Vorgabe erfüllt, Fan begeistert. "Eine Freundin hat Bilder von ihm geteilt. So wurde ich auf ihn aufmerksam. Mir gefällt besonders der immer wieder enthaltene Zynismus. Ich schaue heute täglich rein, ob es Neues von ihm gibt", sagt Oelmann.

Bis zum 31. März ist die Ausstellung seiner Werke im Café Liesgen, Wiedenhofstraße 71, zu sehen.

(RP)
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