Krefeld Krefelder komponiert Musik für Hollywood

Krefeld · Amadeus Indetzki wohnt im Südwestbezirk in der fünften Etage unterm Dach. Dort hat der 21-Jährige für rund 25.000 Euro sein eigenes Tonstudio eingerichtet und komponiert Musik für Film und Fernsehen. Erste Erfolge stellten sich schon vor fünf Jahren ein.

 Amadeus Indetzki kann digital 450 Instrumente spielen und die Melodien speichern und zusammensetzen.

Amadeus Indetzki kann digital 450 Instrumente spielen und die Melodien speichern und zusammensetzen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Amadeus Indetzki mag keine Umwege. Er steuert seine Ziele ganz direkt an. Das erspart Zeit. Filmmusik ist die ganz große Leidenschaft des Wahl-Krefelders, der im Alter von fünf Jahren erstmals Privatunterricht am Klavier erhielt. Mit 16 begann er selbst zu komponieren.

Doch das reichte dem talentierten Multi-Instrumentalisten nicht. Im Internet recherchierte er, wer für das Fernsehformat "Alarm für Cobra 11" die Musik schreibt. Ihm schickte er online einfach eine digitale Kostprobe zu. "Der Eintrag war veraltet, aber der Adressat leitete meine Post weiter", berichtet Indetzki. Und so gelangten die Hörproben zu Daniel Freundlieb nach Berlin. Gleichsam der Auftakt für eine gedeihliche Zusammenarbeit. Und - vielleicht noch wichtiger - ein eindeutiges Indiz, dass die Geradlinigkeit des jungen Mannes ankommt.

 Mit einem elektrischen Schlagzeug spielt der 21-jährige Krefelder aus dem Südwestbezirk zackige Rhythmen für Militärtrailer ein.

Mit einem elektrischen Schlagzeug spielt der 21-jährige Krefelder aus dem Südwestbezirk zackige Rhythmen für Militärtrailer ein.

Foto: Thomas Lammertz

"Bei Cobra 11" bei RTL und Ritter Rost im ZDF bin ich noch selbst aktiv geworden", sagt Indetzki, der in Krefeld eine Lehre als Veranstaltungstechniker macht. In Sachen Hollywood seien Interessierte auf ihn zugekommen. "Die hatten meine Homepage entdeckt und gehört, was ich so mache", schildert der Sohn eines studierten deutschen Musikers und einer englischen Mutter. Weil er zweisprachig aufgewachsen ist, konnte er die zugeschickten Verträge selbst prüfen.

Man einigte sich. Amadeus Indetzki komponiert seitdem Filmmusiken für ein Trailer-Label. Das ist eine Agentur, die den Produzenten großer und kleiner Streifen eine Auswahl an Musiksequenzen anbietet. "Das sind quasi meine Agenten in Los Angeles", informiert Indetzki. Bislang landeten seine Arbeiten zwar auf einem Album des Trailer-Labels und so bei iTunes und Spotify, aber nicht bei einem Kinofilm.

 Im vergangenen Jahr wurde Amadeus Indetzki zum "Rising Star" gekürt.

Im vergangenen Jahr wurde Amadeus Indetzki zum "Rising Star" gekürt.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Drei bis vier Monate lang werden die Melodien exklusiv der Filmwirtschaft angeboten, erst danach publik gemacht. Honorar gibt es nur dann, wenn seine Filmmusik an die Branche veräußert ist. Im Moment mache er sich über die finanzielle Seite noch keine Gedanken. "In einem Jahr fang ich an zu überlegen", erklärt der 21-Jährige ganz entspannt, eine Hand an der Computermaus und die andere an der Keyboardtastatur.

In seinem lässigen Outfit mit kurzer Hose, verwaschenem T-Shirt und ohne Schuhe nur auf Strümpfen wird er sich kaum auf den roten Teppich einer Filmpremiere oder sogar einer Oscar-Verleihung machen wollen. Dabei sind ihm solche, offiziellen Anlässe durchaus nicht mehr fremd.

Indetzki ist "Rising Star 2015"

Als angehender Veranstaltungstechniker sorgte er beispielsweise für Ton und Licht bei der Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Museums vor wenigen Wochen, ging zur Vorstellung eines von ihm vertonten Doku-Films nach Berlin und freute sich über Feierlichkeiten, bei denen er selbst im Mittelpunkt stand und Preise erhielt. In Hamburg ehrten ihn die Juroren mit dem "Young Talents Award Games Music 2014" und in Mönchengladbach wurde er durch den Initiativkreis und die Kulturstiftung Europa Musical zum "Rising Star 2015".

In seinem eigenen Tonstudio hat Indetzki über die Jahre kräftig aufgerüstet. Mit seiner Hard- und Software kann er über die Tastatur 450 Instrumente erklingen lassen und speichern. "Ich mag das Orchestrale, das Pompöse", sagt er. Im Moment arbeite er an "militärischem Sound". Dazu nutze er die Snare seines elektrischen Schlagzeuges für einen zackigen Rhythmus. "Stellen sie sich vor, ich würde hier in dem Mehrfamilienhaus ein richtiges Schlagzeug benutzen."

Bislang ist der Krefelder sehr froh, nicht selbst im Rampenlicht zu stehen. Derzeit werkele er fast eigenbrötlerisch in seinen vier Wänden. Er habe kaum Live-Erfahrung. Eine Episode in einer Band sei von sehr kurzer Dauer gewesen. Damit ist nicht gesagt, dass es ihn nicht einmal vor das große Publikum zieht. "Das ist durchaus geplant, und ich ziehe da auch schon einige Strippen", kündigt der Filmkomponist Geheimnisvolles an.

(RP)
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