Benedikt Winzen "Kombi-Lösung für das Seidenweberhaus"

Krefeld · Wir sprachen mit dem neuen Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Rat über seinen Führungsstil, die großen Aufgaben für Krefeld, sein Verhältnis zur CDU und Projekte wie Rheinblick, Seidenweberhaus und Stadthaus.

 Benedikt Winzen (30) sagt: "Persönliche Angriffe, die wir ja in den vergangenen Jahren auch hatten, sind nicht mein Stil." Das Foto zeigt ihn nach seiner Wahl zum Fraktionsvorsitzenden und Nachfolger von Ulrich Hahnen.

Benedikt Winzen (30) sagt: "Persönliche Angriffe, die wir ja in den vergangenen Jahren auch hatten, sind nicht mein Stil." Das Foto zeigt ihn nach seiner Wahl zum Fraktionsvorsitzenden und Nachfolger von Ulrich Hahnen.

Foto: Lammertz

Wie fühlt man sich als neuer Fraktionsvorsitzender?

Winzen Auf der einen Seite freudig und stolz, dass man mit so einer Funktion betraut wird; auf der anderen Seite ist es ein merkwürdiges Gefühl, auf dem Stuhl von Uli Hahnen zu sitzen und zu wissen: Er kann nicht dabei sein. Er hätte den Wechsel, den er selbst mit vorbereitet hat, gern erlebt. Sein Rat wird uns fehlen.

Wie würden Sie sich selbst als Führungspersönlichkeit beschreiben?

Winzen Ich glaube schon, dass ich mich durchsetzen kann, und werde Diskussionen selbstverständlich auch mit eigenen Vorstellungen und Vorschlägen angehen. Manche Sachen muss man hart diskutieren; wenn sich die Fraktion aber auf eine Meinung festgelegt hat, gilt diese. Die erste große und wichtige Diskussionsrunde ist die Haushaltsklausur am 13. Februar.

Wie sehen Sie die Lage im Rat? Ist es nicht so, dass man diese schwierige Haushaltslage nur mit der CDU zusammen stemmen kann?

Winzen Es ist wünschenswert, möglichst viele Partner und eine stabile Mehrheit zu haben. Es ist keinem damit gedient, in einem Jahr eine Mehrheit für einen Haushalt zu haben, der dann im nächsten Jahr wieder rückgängig gemacht wird. Der Auftakt im vergangenen Jahr mit der CDU und den Grünen war gut und wichtig für die Stadt. Ich hoffe, dass diese Basis noch breiter wird.

Muss man einen Partner wie die CDU nicht besonders pflegen?

Winzen Zunächst gilt für mich: Persönliche Angriffe, die wir ja in den vergangenen Jahren auch hatten, sind nicht mein Stil, und ich würde mir wünschen, dass das nicht wieder Einzug hält. Man kann auch in der Sache hart diskutieren, ohne sich persönlich anzugehen. Nach meinen Erfahrungen ist das auch möglich. Wir sind ja zum Beispiel mit der FDP oft nicht einer Meinung; dennoch sind die Gespräche mit Herrn Heitmann (Anm.: der FDP-Fraktionschef) atmosphärisch angenehm und gut.

Was ist Ihnen thematisch wichtig?

Winzen Wichtig ist, dass wir neben der sicher sehr großen Aufgabe, Flüchtlinge unterzubringen, die anderen für die Stadt wichtigen Projekte nicht aus den Augen verlieren: Beim Stadthaus, beim Seidenweberhaus und beim Rheinblick müssen gewichtige Grundsatzentscheidungen gefällt werden.

Wie stehen die Aktien beim Rheinblick?

Winzen Ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind, der auch den Chempark zufriedenstellt, und dabei ist uns natürlich klar, dass der Chempark besonders geschützt werden muss. Die Arbeitsplätze dort dürfen nicht gefährdet werden. Wir Sozialdemokraten haben damals auch den Bau eines Kohlekraftwerks unterstützt, obwohl er umstritten war. Wir wissen um die Wichtigkeit des Chemparks.

Können Sie etwas zum Stand beim Seidenweberhaus und dem Stadthaus sagen?

Winzen Zum Seidenweberhaus beginnt am 20. Februar eine Bürgerwerkstatt. Wichtig ist, dass wir mit Blick auf die Finanzierung ergebnisoffen sein müssen. Beide Projekte - Seidenweberhaus und Stadthaus - dürfen nicht isoliert voneinander diskutiert werden. Vielleicht müssen wir über eine Kombi-Lösung nachdenken, wie sie ja schon einmal diskutiert wurde: Neubau einer Veranstaltungshalle mit neuem Stadthaus auf dem Theaterplatz oder an anderer Stelle. Das müssen die Zahlen zeigen; und es muss belastbares Zahlenwerk sein. Wir können dabei keine Von-bis-Spannen gebrauchen; es müssen konkrete Angaben sein.

Das heißt, es ist denkbar, die Sanierung des Stadthauses nicht anzugehen?

Winzen Ich möchte jedenfalls ohne Scheuklappen diskutieren. Eines ist sicher: Der finanzielle Rahmen, mit dem wir heute leben, wird bleiben.

JENS VOSS FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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